Kinder finden benutzte Spritzen

GEROLSTEIN. Bitterer Beigeschmack: Bei der von der Stadt ausgerufenen Umweltaktion in Gerolstein haben Kinder im Kasselburger Weg vier Spritzen - jedoch ohne Nadeln - gefunden. Verletzt wurde niemand.

Nicht mehr geklärt werden konnte, ob es sich um Drogenbesteck oder harmlose Insulin-Spritzen gehandelt hat. Denn der städtische Vorarbeiter Peter Leuwer hat, wie er sagte, auf Geheiß des Ordnungsamtes die Fundstücke zerstört und entsorgt. "Ich war so wütend, dass ich mit dem großem Hammer draufgehauen habe. Die Reste liegen jetzt in Walsdorf (auf der Deponie, Anmerkung der Redaktion) ." Und er fügt verärgert hinzu: "Wir haben mittlerweile alles in Gerolstein - von der Schlägerei bis hin zu Drogen."Die Gerolsteiner Polizei ist verstimmt: Zum einen, dass sie nicht informiert worden ist, zum anderen, dass die Beweisstücke entsorgt worden sind. Wachenleiter Willi Hoffmann sagt: "Wir hätten in Kenntnis gesetzt werden müssen." Verwundert über den Fund ist er nicht. Er sagt: "Damit muss man heutzutage rechnen - auch auf dem flachen Land." Der Fundort lässt darauf schließen, dass es sich um Drogen-Spritzen handelte. "Der ist als Treffpunkt bekannt", weiß Jugendsachbearbeiter Helmut Schüssler.In den Griff zu bekommen sei dieses Problem aber nicht. Das Einrichten einer Abgabestelle für Drogenutensilien "ist vielleicht am Frankfurter Hauptbahnhof möglich, aber nicht hier bei uns", sagt Schüssler. Auch durch regelmäßige Kontrollen, "die wir sowieso durchführen", wird die Polizei des Problems nicht Herr. Wachenleiter Hoffmann sagt: "Dadurch erreichen wir nicht mehr als einen Verdrängungseffekt: Wenn wir zwei bis drei Mal an einer Stelle überprüft haben, suchen sich die Verdächtigen einen anderen Treffpunkt. Und davon gibt es im Gerolsteiner Land unzählige." Dennoch würden die "bekannten" Plätze auch abgesucht. Schüssler: "Natürlich schauen wir uns um, was so alles rumliegt."In der Vergangenheit haben der städtische Vorarbeiter Leuwer und seine Männer schon mehrfach Drogen-Spritzen gefunden. Daraufhin hätten sie stets die Polizei eingeschaltet. Leuwer erinnert sich: "Das geht jetzt schon ein paar Jahre so in Gerolstein. Allein im vergangenen Jahr kam das zwei Mal vor, unter anderem am Bahnhof." Weitere Fundorte seien an der Papenkaule, an der Hauptschule sowie in Lissingen in Richtung Denkelseiffen gewesen.Kinder im Vorfeld zur Vorsicht gemahnt

Leuwer hat den Arbeitseinsatz, zu dem Stadtbürgermeister Georg Linnerth aufgerufen hatte, geleitet. Und weil dem Vorarbeiter das Problem bekannt ist, hat er vor dem Sammeln zu besonderer Vorsicht gemahnt und die Betreuer in die Verantwortung genommen. Das bestätigt Jugendfeuerwehrwart Stefan Thieltges (26), der die neunköpfige Gruppe im Kasselburger Weg geleitet hat. "Die Kinder wurden im Vorfeld darauf hingewiesen, gefährliches wie Glas nicht anzufassen sondern die Betreuer zu rufen. Und das haben sie auch gemacht."Gefunden haben die Spritzen die elfjährige Katharina Krämer und der 14-jährige Eric Heldenstein. Katharina Mutter Irene sagt: "Gott sei Dank ist nichts passiert. Im Vorfeld denkt man an so etwas ja nicht. Da war ich nur froh, dass sie an so einer guten Aktion teilnehmen will." Sie habe sich informiert, wie viele Erwachsene dabei seien, und dann zugestimmt. Irene Krieger sagt: "Künftig muss man die Kinder aber wohl auch vor solchen Sachen warnen, zumal es in Gerolstein ja einige Plätze geben soll, die nicht gut sind".Die Zahl der Verdächtigen, die in Gerolstein mit harten Drogen zu tun haben, schätzt die Polizei auf "ein bis zwei Dutzend" ein. Da liegt Gerolstein nach Einschätzung der Beamten auf einer Linie mit Prüm oder Daun.Nur drei Vereine sind dem Aufruf gefolgt: die Jugendfeuerwehr Gerolstein mit 27 Leuten, der Eifelverein mit elf und der Schäferhunde-Verein mit acht Mitgliedern. Gefunden wurde alles vom Fernseher über die Waschmaschine und Autoreifen bis hin zu Computerzubehör und Hausrat. Der 14-jährige Eric Heldenstein von der Jugendfeuerwehr fand es "nicht gut, dass die Leute ihre Sachen einfach wegwerfen". Auch die elfjährige Katharina Krieger sammelte eifrig. Ihre größte Beute: ein demoliertes Fahrrad, das sie aus dem Hang gezogen hatte. "Die Leute sollten ihren Müll lieber in ihre Tonne werfen", sagte sie. Als Dank für die Teilnahme servierte Peter Leuwer Wurstbrötchen und Getränke Rund 30 Kubikmeter Müll wurden zur Kippe nach Walsdorf gefahren.(es)

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