Kinder unwillkommen

HILLESHEIM. (vog) Junge Familien sind verärgert über die Geschäftsmanieren zweier Ladenbesitzer im Stadtkern von Hillesheim. Ihre Kleinkinder durften in den Läden nicht zur Toilette gehen.

"Und das in Geschäften, in die man auch wegen der Kinder geht", ärgert sich Sandra Wölwer. Ehemann Manfred schimpft: "Das ist ein gutes Beispiel für die Servicewüste Deutschland und das in der europäischen Beispielstadt Hillesheim." Sandra Wölwer war mit ihren Kindern Amelie (15 Monate) und David (3,5 Jahre) in einem der zwei Läden, als David zur Toilette musste. Aber Fehlanzeige. Wölwer: "Mir wurde gesagt, dass es keine Kundentoilette geben würde. Ich solle ins Café, das in der Nachbarschaft ist, gehen." Da die Zeit knapp wurde, schnappte sie sich ihren Filius und ließ ihn in die Rinne der viel befahrenen Bundesstraße in der Ortsmitte urinieren. Wölwer erklärt: "Ich konnte nicht mehr lange diskutieren. Was sollte ich sonst machen?" Verärgert sei sie danach ins Geschäft zurückgegangen. Allerdings habe die Diskussion keine Klärung gebracht, sondern sei "in einem lautstarken Wortgefecht" geendet.Personal muss immer dabei sein

In punkto Toilettennutzung räumt die Inhaberin "Probleme" ein. Sie erklärt: "Unsere Personaltoilette können wir nur dann für Kunden frei geben, wenn jemand vom Personal mitgehen kann, denn das Lager ist in unmittelbarer Nähe." Immerhin habe man täglich mit Ladendiebstählen zu tun. Auch wenn Kleinkinder zur Toilette müssen, könne sie nicht generell eine Ausnahme machen. Die Geschäftsfrau schiebt den "schwarzen Peter" der Stadt zu. Sie meint: "Es gibt ja auch keine öffentlichen Toiletten." Das lässt Stadtbürgermeister Matthias Stein nicht auf sich sitzen. Er erklärt: "An der Markthalle ist ein öffentliches WC rund um die Uhr geöffnet und in der Blockhütte am Busbahnhof während deren Öffnungszeiten." Beate Monzel hat mit Tochter Sina (vier Jahre) vor einiger Zeit in einem anderen Geschäft im Ortskern Ähnliches wie ihre Nachbarin erlebt. Sie sagt: "Als Sina musste, wurde uns gesagt, es gebe keine Kundentoilette. Wir sollen ins Café gehen." Die zweifache Mutter erinnert sich: "Ich war so perplex, dass ich mir das Kind geschnappt habe und wortlos gegangen bin." Der betroffene Inhaber ist überrascht von den Vorwürfen. Kopfschüttelnd sagt er: "Das kann nur gewesen sein als vor 14 Tagen die Handwerker den Spülkasten der Toilette ausgetauscht haben." Vor fünf Jahren sei nämlich eigens eine Kundentoilette eingerichtet worden, die jedem Kunden und erst recht den Kindern zur Verfügung stehen würde. Vor allem an verkaufsoffenen Sonntagen oder Markttagen würde die Toilette sehr häufig genutzt. "Wir kaufen jetzt lieber woanders ein"

Die jungen Mütter ziehen trotzdem ihre Konsequenzen: "Nach den Vorfällen kaufen wir unsere Sachen, die diese Geschäfte anbieten, lieber woanders ein. Wir würden unser Geld zwar gerne in Hillesheim lassen, aber das wird uns durch dieses kinderunfreundliche Verhalten und den schlechten Service schwer gemacht." Eine andere junge Mutter (zwei Söhne im Alter von 2,5 und sechs Jahren) schlägt in die gleiche Kerbe und prangert das "Kunden unfreundliche Verhalten vor allem Kindern gegenüber" an. Es gebe keine Spielecke, aber sobald ein Kind Ware berühre, werde es angefahren. Die Inhaberin dementiert: "Wir rennen nicht wie Furien hinter den Kindern her, und ob eine Spielecke genutzt würde, bezweifle ich." Manfred Schmitz, Vorsitzender des Hillesheimer Gewerbevereins, meint dazu: "Wenn ich Artikel für Kinder anbiete, muss ich damit rechnen, dass Familien mit Kleinkindern in den Laden kommen. Dann ist es nur logisch, dass die Kinder bei Bedarf zur Toilette gehen dürfen." Schmitz wertet die Vorfälle als Einzelfall. Dies sei kein speziell Hillesheimer Problem. Die Familien Monzel und Wölwer geben ihm Recht. Unisono sagen sie: "Es gibt viele Geschäfte in Hillesheim, in denen Kinder sehr freundlich behandelt werden. Sie sind ja auch die Kunden von morgen." Schmitz will den Ärger aus der Welt schaffen. Er sagt: "Ich werde mit den betroffenen Inhabern sprechen, um gemeinsam Lösungen zu finden."

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