Kinderpornografie im Visier

Es passiert hinter verschlossenen Türen und bleibt doch nicht verborgen: Die Kripo Wittlich hat 56 Kinderpornografie-Fälle ermittelt - ein Anstieg um mehr als 250 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt stieg die Zahl registrierter Straftaten um 6,5 Prozent auf rund 15 500 Fälle.

Daun/Bitburg/Wittlich. Das Internet ist wegen seiner An-onymität längst zum Tummelplatz für Pädophile geworden. Erst Ende April berichtete der Trierische Volksfreund, dass die Staatsanwaltschaft Trier gegen einen Wittlicher wegen Erwerb und Besetz kinderpornografischer Schriften ermittelt. Fälle, die sich landauf, landab häufen: So sind die Kinderpornografie-Straftaten in Rheinland-Pfalz um rund neun Prozent auf 605 Fälle gestiegen. Ein trauriger Trend, der sich auch in der Bilanz der Kriminalpolizei (Kripo) Wittlich widerspiegelt, deren Dienstbezirk sich über die Landkreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und den Altkreis Zell erstreckt. "Die Täter sind alles andere als sicher"

Im Wittlicher Kripo-Bezirk stiegen die registrierten Straftaten wegen Besitz von Kinderpornografie 2006 um 253 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Keine andere Deliktart hat im Wittlicher Kripo-Bereich eine solche Steigerungsrate. 38 Täter, die kinderpornografische Schriften besitzen wurden dingfest gemacht (2005: 16), weitere 18 Täter gerieten wegen Verbreitung von Kinderpornografie ins Visier der Kripo-Beamten (2005: vier). Damit weist die Bilanz 2006 insgesamt 56 Kinderpornografie-Fälle aus (2005: 20). Statistisch gesehen bedeutet das 14 ermittelte Fälle pro Landkreis."Diese Steigerungsrate belegt eindeutig, dass wir die Internetkriminalität im Bereich Kinderpornografie konsequent verfolgen", sagt Kriminalhauptkommissar Winfried von Landenberg. Insgesamt sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die jenseits des Besitzes und der Verbreitung kinderpornografischer Schriften auch sexuelle Belästigung und Vergewaltigung beinhalten, von 149 auf 201 Fälle gestiegen. "Der Anstieg erklärt sich hauptsächlich durch die Ermittlungserfolge bei der Kinderpornografie. Geht uns ein Tatverdächtiger ins Netz, dessen Rechner wir dann beschlagnahmen, kommen oft noch weitere ans Tageslicht, da viele Pädophile entsprechendes Material untereinander austauschen", erklärt von Landenberg. Hoffnung macht die mit 73 Prozent überdurchschnittliche Aufklärungsquote bei dieser Deliktart. Von Landenberg: "Die Täter sollten sich alles andere als sicher fühlen."Insgesamt ermittelte die Kripo Wittlich 7326 Tatverdächtige und 15 538 Straftaten. Die Zahl der Straftaten ist damit im Vergleich zum Vorjahr (14 588) um 6,5 Prozent gestiegen und erreicht in der Bilanz 2006 damit im Fünfjahresvergleich Rekord-Niveau. Rekordverdächtig ist auch die Aufklärungsquote der Kripo, die eng mit den sechs Polizeiinspektionen (PI) in ihrem Dienstbereich (PI Bitburg, Prüm, Daun, Wittlich, Bernkastel-Kues und Zell) zusammenarbeitet: Mit knapp 70 Prozent liegen die Wittlicher deutlich über dem Landesdurchschnitt (rund 63 Prozent), die Kriminalinspektion (KI) Wittlich sticht dabei im Vergleich zu den Inspektionen an den anderen Standorten, die knapp über Landesschnitt liegen, mit einer Aufklärungsquote von knapp 83 Prozent deutlich hervor.Eine ausführliche Berichterstattung über die übrigen Deliktarten der Kripo-Bilanz folgt. Tipps für Eltern, wie Sie Ihre Kinder vor Gewalt im Internet schützen können, lesen Sie heute auf Seite 8. Meinung Junge Seelen brutal zerstört Die 56 Kinderpornografie-Fälle, die die Wittlicher Kripo vergangenes Jahr ermittelt hat, markieren wohl nur die Spitze des Eisbergs. In der Anonymität des Internets fallen offenbar jegliche Hemmungen. Manch einer, noch davor zurückschreckt, ein Kind ins Gebüsch zu ziehen, hat weitaus weniger Probleme damit, sich das Ganze auf Video anzusehen, das er frei Haus geliefert bekommt. Wer meint, das Anschauen entsprechender Bilder sei doch weitaus weniger schlimm, als ein Kind zu vergewaltigen, vergisst, dass Kinder auch für solche Aufnahmen grausam missbraucht werden. Angesichts des Leids der Kinder, erscheint es als blanker Hohn, wenn Pädophile, auf deren Computer entsprechendes Bildmaterial gefunden wurde, mit Geld- oder Haftstrafen auf Bewährung davon kommen. Mag sein, dass den Tätern zu Recht ihre bisherige Unbescholtenheit angerechnet wird. Abschreckend auf Nachahmer wirken solche Strafmaße aber wohl kaum. Und in Vergessenheit gerät dabei, dass auch die Kinder vor ihrem Missbrauch unbescholten waren, anschließend aber für den Rest ihres Lebens gebrandmarkt sind. d.schommer@volksfreund.de

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