Kinderzirkus vor dem Kirchenaltar

KELBERG. (bb) Gottesdienst mit artistischer Show-Einlage, Gemeindefest mit Ausstellungen, Flohmarkt, Tombola und Gospelchor-Konzert: Die evangelische Kirchengemeinde feierte den 40. Geburtstag ihrer Gnadenkirche mit großem Aufwand und vielen Gästen.

Drei Jugendliche durchkreuzen auf Einrädern das Kirchenschiff, sie jonglieren mit Kegeln und Bällen, einer spuckt Feuer und turnt auf dem Hochrad im Altarraum herum. "Kinderzirkus" heißt die artistische Show unter Leitung von Willi Himbert, der einen Kopfstand macht und dabei erzählt, dass man sich manchmal auf den Kopf stellen muss, um etwas zu erreichen. Der 68 Jahre alte Saarländer war Gymnasiallehrer und tritt seit seiner Pensionierung bundesweit bis zu 90 Mal im Jahr mit seiner Truppe auf. Der Erlös kommt benachteiligten Kindern zu Gute; in Kelberg wurde für ein SOS-Kinderdorf in Bethlehem gesammelt. Zuvor hatte Pfarrer Johannes Mann sein Bild vom "Schiff, das sich Gemeinde nennt" vorgestellt. Nicht Luxusdampfer, sondern Seenotrettungskreuzer und Minensuchboot sein, nicht immer Kapitän spielen wollen, sondern Mannschaft bilden und Menschenfischer sein, sagte der Pfarrer. Die Kelberger Gnadenkirche sei ihm persönlich in den neun Jahren seiner Amtszeit als "Wohnzimmer" der evangelischen Kirchengemeinde Adenau ans Herz gewachsen.Ärger wegen der Architektur

"Nun ist sie also 40 Jahre alt", eröffnete er den Rückblick in die Entstehungsgeschichte, die keineswegs glatt und einfach gewesen sei. Ein Strohmann hatte 1958 das Grundstück unter dem Vorwand, dort ein Wohnhaus bauen zu wollen, gekauft, nachdem niemand in Kelberg bereit gewesen war, "den Evangelischen" für den Bau einer Kirche ein Stück Land herzugeben. Das Grundstück im Barbaraweg kam durch Weiterverkauf an die Kirchengemeinde. Weitere dreieinhalb Jahre vergingen bis zur Genehmigung, denn die architektonischen Vorstellungen von Presbyterium und landeskirchlichem Bauamt klafften auseinander. Dass die Sakristei in den Kirchenraum integriert und der Glockenturm neben der Kirche errichtet wurde, war schließlich der Nenner, auf den man sich einigte. Am 12. Juni 1962 war der erste Spatenstich, drei Monate später die Grundsteinlegung, am 29. Dezember 1963 die Einweihung. Was damals noch isoliert auf einem Berg abseits vom Dorf gestanden habe, sei längst kein Fremdkörper mehr, passe in die Landschaft, sei aus Kelberg nicht mehr wegzudenken, zog Pfarrer Mann Bilanz. Inzwischen, so hatte er ausgerechnet, fanden rund 1450 Gottesdienste in der Gnadenkirche statt, und es bildeten sich eine Reihe von Gruppen und Kreisen. Mit den Worten "Es ist für alles gesorgt" lud der Pfarrer die Gemeinde und die Gäste zum Weiterfeiern in der Unterkirche und auf dem Kirchengelände ein - mit einer umfangreichen Fotodokumentation, einem Flohmarkt und im Weltladen mit dem Auftritt des Spiritual-Chors aus Polch.

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