Kirchenfenster finden ihre Liebhaber

Daun · Die Trierer Firma Binsfeld hat mit dem Ausbau der Fenster der profanierten Thomas-Morus-Kirche begonnen. Die meisten Motive sind bereits vergeben. So bleibt ein weiterer Kunstschatz der Kirche in der Region.

 An der profanierten Thomas-Morus-Kirche sind die ersten Felder aus den Fensterdreiecken – hier das sogenannte Paulus-Fenster im rechten Seitenschiff – entfernt. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

An der profanierten Thomas-Morus-Kirche sind die ersten Felder aus den Fensterdreiecken – hier das sogenannte Paulus-Fenster im rechten Seitenschiff – entfernt. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"
 Norbert Kölzer (vorne rechts) und Daniel Wagner (hinten) von der Trierer Firma Binsfeld bauen zurzeit die Fenster der profanierten Thomas-Morus-Kirche aus. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Norbert Kölzer (vorne rechts) und Daniel Wagner (hinten) von der Trierer Firma Binsfeld bauen zurzeit die Fenster der profanierten Thomas-Morus-Kirche aus. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Daun Gähnende Leere herrscht im Inneren des ehemaligen Gotteshauses. Das Mobiliar ist entfernt, die Orgel an eine Kirchengemeinde in Polen verkauft, der Altar, das Kreuz und der Ambo sind in die Filialkirche Rengen verlegt und die Tabernakelstele in die Werkstatt eines Bildhauers in Wittlich überführt worden. Dort soll sie umgearbeitet werden und in Zukunft vor der St.-Nikolaus-Kirche an die Schwesterkirche erinnern.
Noch schaffen die von der Glaubenssicherheit und der Farblust des Trierer Künstlers Werner Persy (1924-2017) geprägten Fenster eine gewisse andächtige Atmosphäre im Inneren der Thomas-Morus-Kirche. Doch auch diese Phase neigt sich dem Ende zu.
Denn Norbert Kölzer und Daniel Wagner von der Firma Binsfeld haben soeben von einem Außengerüst her das erste Glasfeld des so genannten "Paulus-Fensters" im Seitenschiff vorne rechts vom Mörtel freigelegt und für den Abtransport in das Trierer Atelier verpackt. Auch Firmeninhaber Hermann-Josef Dornoff ist vor Ort. Er sagt: "Bei den Fenstern handelt es sich um Kunstschätze von hoher Qualität und großem historischen Wert. Wie gut, dass es so viele Interessenten für die Motive gibt!"
Genau das war das Anliegen von Matthias Brauns als dem stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Katholischen Kirchengemeinde St.-Nikolaus Daun. Gemeinsam mit Pfarrer Ludwig Hoffmann hatte Brauns zunächst eine Bestandsaufnahme der Fenster gemacht, den insgesamt 107 Motiven Bezeichnungen gegeben und Fotografien davon vier Wochen lang in der St.-Nikolaus-Kirche öffentlich präsentiert. "Die Nachfrage hat uns überwältigt", erklärt Matthias Brauns und erzählt, dass die Motive mit Jesus und Maria sowie mit bedeutenden biblischen Gestalten besonders beliebt waren.
Unter den zukünftigen Besitzern der Fensterbilder sind viele Privatleute, die ihre Verbundenheit mit der Thomas-Morus-Kirche mit dem Kauf eines Motivs zum Ausdruck bringen möchten. Eines der 16 Dreiecke mit je vier Glasfeldern hat sich der Caritasverband (CV) Westeifel komplett reservieren lassen. Es handelt sich um die "Sieben Werke der Barmherzigkeit" mit Motiven wie "Kranke besuchen", "Trost sprechen", "Kleidung spenden". Der CV wird die Fensterbilder in seinen Einrichtungen verwenden. "Das passt, denn die Caritas lässt sich ja bei ihrer Arbeit von den Werken der Barmherzigkeit leiten", erklärt der CV-Vorsitzende Friedbert Wißkirchen. Besonders viele Motive nimmt Hans-Josef Weis ab. Der Dauner Arzt ist Geschäftsführer der Firma formitable, deren Philosophie es ist, Gebrauchtes in Möbelstücken einer neuen Aufgabe zuzuführen - bisher in erster Linie das Holz von Weinkisten und -fässern. "Unser grundlegendes Ziel ist, dass keine Werte verloren gehen", begründet Hans-Josef Weis die Übernahme der meisten Stühle der Thomas-Morus-Kirche, aus denen seine Mitarbeiter Raumteiler und Aufbewahrungsboxen fertigen, sowie die Abnahme der Fenster. Was genau damit geschieht, steht noch nicht fest. Sie sollen als Kulturgut erhalten und in der Region bleiben, verspricht Weis.
Ein besonders schönes Gemeinschaftsmotiv - die Abendmahlszene aus dem rechten Chorfenster - bleibt quasi an Ort und Stelle. Denn dieses Glasfeld wird im Foyer des Gebäudes "Wohnen plus" auf dem zukünftigen Thomas-Morus-Carré verwendet. Gewinn mache die Kirchengemeinde mit dem Verkauf der Fenster nicht, betont Matthias Brauns. Die Fenster sollten auf keinen Fall zerstört oder Gott weiß wohin gebracht werden, und die Kosten des Ausbaus sollten gedeckt werden.
Zum Zeitplan der Fensterdemontage sagt Hermann-Josef Dornoff: "Am 30. Juni muss alles erledigt sein." Die Begründung liefert Matthias Brauns: "Am 3. Juli beginnt der Abriss. Der Turm fällt als Erstes."

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