Klein-Hollywood in Birresborn

BIRRESBORN. Ein kleines Team aus Bielefeld drehte einen Tag lang in Birresborn einen Film. Der Dreiteiler soll für die Berlinale eingereicht werden.

Hollywood in Birresborn - das ist wohl noch ein bisschen hoch gegriffen, aber die meisten Karrieren haben klein angefangen. Wer während der Dreharbeiten durch die Bahnhofsstraße kommt, dem fällt ein Scheinwerfer auf, der vor dem Fenster der Hausnummer 17 montiert ist. Drinnen, in der guten Stube von Susanna Nieder, ist es heiß, denn drei weitere Scheinwerfer hellen die Küche für ein Filmteam auf, das dort an einem Tag einen Kurzfilm für die Berlinale im nächsten Frühjahr dreht. Aus drei jungen Fotografen, die in Bielefeld studiert haben, und einem Mediengestalter, die gemeinsam schon einige Kurzfilme produziert haben, setzt sich das Team zusammen. Regisseur Christoph Jankowski erklärt: "Es gibt bei der Berlinale zum ersten Mal eine Ausschreibung für junge Kreative. Wir haben wie andere auch einen Brief von den Berlinale-Veranstaltern bekommen, die einen Fuß-ball-Kurzfilm haben möchten. Ich habe Sven gefragt, und der meinte: Lass uns mitmachen. Also habe ich mir etwas ausgedacht. Und heraus gekommen ist die Geschichte "Immer wieder samstags…". Die handele von einer Frau, deren Mann sich jeden Samstag auf den Fußballplatz begibt, um beim Spiel seiner Mannschaft dabei zu sein."Wir sind zwei alte Zirkuspferde"

Angesichts der knappen Budgets war das Team - neben Jankowski bestehend aus Sven Nieder (Kamera), Christian Bormann (Ton) und Norbert Eilers (Licht) - darauf angewiesen, sich einen privaten Drehort und kostenlose Schauspieler zu suchen. "Es gibt hier in Birresborn einen wunderbaren Theaterverein. Meine Mutter und mein Vater wussten sofort, wen man da ansprechen konnte", erzählt Sven Nieder, der selbst aus Birresborn stammt. Karin Berg und Heinz Overfeld stimmten sofort zu, als sie gefragt wurden. "Das war kein Thema. Wir brauchten überhaupt keine Bedenkzeit, denn wir sind zwei alte Zirkuspferde", sagt Heinz Overfeld. Filmkamera, Scheinwerfer und Monitor wurden günstig vom Filmhaus Bielefeld ausgeliehen, bei dem Nieder und Jankowski Mitglieder sind. Maximal fünf Minuten darf der Berlinale-Beitrag sein, der einer von vielen sein wird, die eingereicht und dann beurteilt werden. Der Sieger wird nach Berlin eingeladen. "Die Geschichte war ein Schnellschuss, denn es musste alles sehr zügig vonstatten gehen", gesteht der Regisseur und Drehbuchautor. Acht Seiten Storybuch, darin ist praktisch jede Sequenz aufgezeichnet. Was weiterhin auffällt: Es gibt nur wenig Text im Film, er soll durch seine Bilder wirken. Zwischen Kuckucksuhr, alten Fotos und deutscher Gemütlichkeit in Eiche rustikal muss Karin Berg den wichtigsten Part übernehmen. Allein mit sich, einem Radio und einer Schwarzwälder Kirschtorte, die die Hitze der Scheinwerfer erstaunlich gut verträgt, sitzt sie am Tisch und lauscht der Übertragung des Fußballspiels. Dementsprechend ist ihre Stimmung: Sie soll frustriert irgendwo hin schauen, sagt Regisseur Jankowski. "Wie schaut man frustriert auf eine Kommode?", fragt Karin Berg. Aber auch das bekommt die Laiendarstellerin schließlich hin. Das Fußballspiel ist aus: Der SV Birresborn hat gewonnen. Und dann hat auch Heinz Overfeld noch einen kurzen Auftritt.

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