Kleine Bäume statt großer Fische im Visier

DAUN. Abschied einer Persönlichkeit: Nach fast 40 Jahren im Dienst streift der Leiter der Polizeiinspektion Daun, Wilfried Husmann, seine Uniform nicht mehr an. Er wurde von Polizeipräsident Manfred Bitter in die Altersteilzeit verabschiedet.

 Will sich künftig vor allem seinen Hobbys - Sport und Bonsai - widmen: Winfried Husmann.Foto: Helmut Gassen

Will sich künftig vor allem seinen Hobbys - Sport und Bonsai - widmen: Winfried Husmann.Foto: Helmut Gassen

"Es ist noch nicht ganz vorbei",sagt Wilfried Husmann lachend mit einem Blick auf die Post vomPolizeipräsidium Trier, die immer noch in sein Haus inDaun-Waldkönigen flattert. Im Flur hängt noch seinePolizeiuniform, die er anlässlich der offiziellen Verabschiedungin der Kreisverwaltung Daun durch Polizeipräsident Manfred Bitterzum letzten Mal trug. Aus, vorbei: Nach 40 Jahren Dienst hat sich der 58-Jährige Leiter der Polizeiinspektion Daun auf eigenen Wunsch aus dem aktiven Polizeidienst verabschiedet, um sich etwas früher in das Privatleben zurück ziehen zu können und nun seinen Hobbys Sport und Bonsaibäumchen zu widmen. In den "richtigen Ruhestand" tritt er aber erst im nächsten Jahr mit Erreichen des 60. Lebensjahres.

Der gebürtige Prümer, der Werkzeugmacher gelernt hatte, trat am 1. Oktober 1963 in den Polizeidienst und wurde bei der Bereitschaftspolizei in Schifferstadt und in Mainz ausgebildet. Damals sei noch vieles anders gewesen, besonders die Ausbildung, erinnert sich Husmann: "Die praktische Ausbildung war sehr militärisch geprägt, und der Ton der Vorgesetzten war auf Befehl und Gehorsam ausgelegt. Wir mussten marschieren, bekamen eine Kampfausbildung im Gelände und übten den Häuserkampf mit Maschinengewehren und Handgranaten."

Kurze Zeit blieb er noch in Mainz, bevor er zum Streifendienst nach Prüm wechselte. In den 60er-Jahren war die Polizei im Rheinland noch die "Gendarmerie", was von der französischen Besatzungszeit herrührte. "Bei der Gendarmerie war man für alles zuständig, was teilweise auch heute wieder so praktiziert wird. Wir mussten sogar mit den Veterinären die Metzgereien oder in Geschäften die Preisauszeichnungen kontrollieren", erzählt Husmann.

Früher auch mit dem Veterinär unterwegs

An eine lustige Begebenheit in dieser Zeit kann er sich besonders gut erinnern "Als der Veterinär und ich das Geschäft einer 70-jährigen Frau kontrollierten, fiel uns der Hund der Frau auf, der dauernd an der Frau hochsprang. Und siehe da: Die Frau hatte in den Händen hinter ihrem Rücken nicht mehr so ganz frische Wurst."

1973 wurde Wilfried Husmann nach Daun versetzt, wo er Dienstgruppenleiter und später Vertreter des Dienststellenleiters wurde. 1998 übernahm er die Leitung der Polizeiinspektion Daun.

Heute gehe es bei der Polizei wesentlich kooperativer zu als noch zu seinen Anfangsjahren. "Aber auch hektischer", wie er sagt. Auch habe sich ein andere Art von Kriminalität entwickelt, wie etwa die Drogenbeschaffung. Das Verhältnis von Polizei und Bevölkerung, das früher von Fußstreifen und viel mehr Kontakt geprägt war, gebe es heute nicht mehr. "Heute fährt man, bedingt durch die vielen Einsätze im Auto", sagt der Polizeihauptkommissar und fügt hinzu: "Das ist so nicht von uns gewollt." Besonders der Schichtdienst sei für ihn interessant gewesen, auch "wenn er familienfeindlich ist". Überhaupt, so Husmann: "Polizist zu sein ist für die Familie kein schöner Beruf, das muss man ganz klar sagen."

Auch die Geschehnisse im Dienst, wie schreckliche Unfälle, belasten den Umgang miteinander und einen selbst. "Ich habe nie viel Zuhause vom Dienst erzählt. Man muss Dinge abladen können und sollte sie auf der Dienststelle lassen, aber manchmal hat man schon eine schlaflose Nacht", sagt Wilfried Husmann. Nichtsdestotrotz hat auch sein Sohn auch den Beruf des Vaters ergriffen.

Nie die Waffe ziehen müssen

In 40 Jahren bei der Polizei erlebte Husmann vieles, aber außer einem Überfall auf ein Waffengeschäft mit Geiselnahme in Trier, als auf ihn und seinen Kollegen geschossen wurde, erlebte er keine "Fernsehkrimiszene".

"Wenn diese Filme die Wirklichkeit der Polizeiarbeit mit dem ganzen Kleinkram zeigen würden, würde sie sich kein Mensch anschauen."

Die Waffe musste Husmann in all den Jahren nie ziehen. "Gottseidank habe ich nie auf Menschen schießen müssen, denn das ist der schlimmste Fall, den sich ein Polizeibeamter vorstellen kann. Wer so etwas erlebt, steht in den meisten Fällen unter einem erheblichen Schock", sagt er.

Auf die Frage, ob er alles noch einmal so machen würde, sagt der Frühpensionär: "Ich würde es mir gut gut überlegen, denn es kommen auf die Polizei keine leichten Jahre zu, und der Dienst wird immer schwieriger. Aber es hat mir immer Spaß gemacht und in Daun hatten wir eine gute Mannschaft."

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