Kleinere Gruppen, bessere Ausbildung

WALSDORF. (ako) Schätzungsweise mehr als 20 Prozent weniger Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren wird es 2005 und 2006 im Vergleich zu heute geben. In der Verbandsgemeinde Daun wird sogar ein Rückgang um 27 Prozent erwartet. Das Thema verursacht Sorgen bei Erziehern und Kindergärten.

Der Blick in die Zukunft Deutschlands ist nicht rosig. Prognosen sagen es schon heute: Der Nachwuchs fehlt. Mit Konsequenzen. Lag der Bedarf an Kindergartenplätzen im Kreis Daun Ende 2001 noch bei 2418, so sank er zum 30. Juni dieses Jahres schon auf 2257 und wird im Kindergartenjahr 2005/2006 vermutlich nur noch bei 1915 Plätzen liegen.Besonders hohe Rückgänge hat die Kreisstadt zu verzeichnen, besser sieht es in den Verbandsgemeinden Gerolstein und Hillesheim aus, wo der Geburtenrückgang "nur" zwischen zehn und elf Prozent betragen wird.Grund genug für die Junge Union Daun, dem Landtag einen Antrag zu schicken, in dem der Erhalt der Kindergartenplätze durch die Umschichtung von Landesmitteln und durch sozialverträglich gestaffelte Beiträge der Eltern gefordert wird. Den Kommunen jedenfalls dürften keine neuen Kosten entstehen.Auch sollen die Erzieherinnen eine umfassendere und wissenschaftlich fundiertere Ausbildung durchlaufen, um sich den gestiegenen Anforderungen an ihren beruflichen Alltag zu stellen. Denn ein Kindergarten sei viel mehr als das bloße Aufpassen auf die Kinder, sagt Valeri Buchmiller, Mitinitiator des Antrags.Betreuungsangebot für die Kleinsten ausweiten

Das Vorschuljahr soll zur Förderung der Sprachkompetenz für alle Kinder verpflichtend sein, auch das Angebot für die Betreuung der Kleinsten, die noch nicht drei Jahre alt sind, müsse erweitert werden aus den Mitteln, die durch die voraussehbare Schließung von Kindertagesstätten frei werden. Eine Neuordnung der Einzugsgebiete von Kindergärten sei notwendig, wenn die demografische Entwicklung für regionale Unausgeglichenheit zwischen Angebot und Nachfrage sorge.Renate Schermann von der Kindertagesstätte Lissendorf begrüßte in der den Antrag flankierenden Diskussionsrunde den Vorstoß: "Es freut mich, dass sich jemand so des Themas annimmt."Allerdings war die Freude während der Aussprache über die Grundlagen des Antrags nicht ungetrübt, denn auch unter jungen Menschen war die nostalgische Sehnsucht spürbar nach einer heilen Welt, in der die Mutter zu Hause bei ihren Sprösslingen bleibt und der Mann arbeiten geht.Kritik: Eltern meiden ihre Erziehungsaufgabe

Doch etliche Familien, so die andere Meinung, seien dazu finanziell gar nicht mehr in der Lage. Die Aussage, dass Frauen, die ihre Kinder in die "Verwahranstalt" Kindergarten geben, lediglich bequem seien, fand ebenso Eingang in die Diskussion wie die Befürchtung, es könne durch die Delegation der Erziehung zu wenig erfreulichen Zuständen kommen.Fakt ist, meinte Schermann, dass "vermehrt Eltern ihre Erziehungsaufgabe nicht mehr wahrnehmen und dass Kindergartenkinder heute mit drei Jahren schon massive Auffälligkeiten im emotionalen, sozialen und körperlichen Bereich zeigen".Um so wichtiger sei es, dass professionelle Erzieher als Partner der Eltern die Kinder intensiv beobachten und fördern. Kindergärten seien als Institution oft die einzige Chance für den Nachwuchs, Lebenserfahrungen zu sammeln und in punkto Bildung zu ausreichenden und gleichen Ausgangsbedingungen zu kommen.Anstatt angesichts der demografischen Lücke Gruppen zu schließen und Fachkräfte zu entlassen, fordert Schermann eine Senkung der Gruppengrößen und eine gezielte Fortbildung der Erzieher mit einem entsprechenden Budget. Schon lange habe eine ständige Überarbeitung von Konzepten und Qualitätsmanagement in die Kindergärten Einzug gehalten.

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