Kollekte? Wohl kaum!

GEROLSTEIN. Größtenteils Überraschung hat die Idee aus dem Gerolsteiner Rathaus ausgelöst, die Kirchen und Glaubensgemeinschaften aus Gerolstein um eine Beteiligung an den Neubauvorhaben auf dem Waldfriedhof (der TV berichtete) zu bitten. Das ergab eine TV-Umfrage bei den Kirchenvertretern.

Die Idee, die in der Bauabteilung des Rathauses geboren worden wurde, ist simpel: Da die Finanzierung der für nächstes Jahr geplanten und von allen Seiten grundsätzlich als notwendig erachteten Neubauvorhaben "Leichen- und Einsegnungshalle" nach wie vor in den Sternen steht, sollen sich die in Gerolstein aktiven Kirchen und Glaubensgemeinschaften an dem Vorhaben beteiligen. Das schlug Klaus Jansen, Leiter der Bauabteilung im Rathaus vor, die auch die Neubau-Planungen auf dem Waldfriedhof begleitet. "Die Einsegnungshalle auf den Friedhof wird eine immer größere Bedeutung erlangen. Wäre es da nicht denkbar, dass diese als privates Projekt aller Religionen in Gerolstein realisiert wird?", sagte er. Schließlich werde in den Kirchen vieles in Eigenleistung erbracht, die Bereitschaft, mitzuhelfen, sei also vorhanden."Herr Schwartz weiß doch um die Kirchenfinanzen"

Bei den Kirchenvertretern hat diese Idee, mit der sie der TV konfrontiert hat, zunächst einmal Überraschung hervor gerufen - sowohl bei den katholischen als auch evangelischen Pfarrern und den ebenfalls in Gerolstein ansässigen Baptisten. Der katholische Pfarrer Hans-Peter Müssenich sagt, dass es normalerweise genau andersherum sei und sich die Stadt an Vorhaben der Kirche beteilige, da diese zum Stadtbild gehöre. Und schließlich wisse Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz, wie es um die Finanzen der Kirchengemeinde bestellt sei. Daher sagt Müssenich: "Eine finanzielle Beteiligung kann ich mir angesichts unserer Schulden nicht vorstellen." Letztlich entscheide der Verwaltungsrat, aber bei Ausgaben über 2600 Euro müsse ohnehin die Zustimmung des Bistums eingeholt werden. Und ob dort die Bereitschaft, einen Präzedenzfall zu schaffen, da sei, müsse zumindest bezweifelt werden. In Sachen Eigenleistung würde sich Müssenich hingegen einem Gespräch nicht verschließen. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir auf einen Appell eine Truppe zusammenbekommen." Er gibt aber zu bedenken: "Wir dürfen unsere Leute nicht überfordern, schließlich haben wir auch noch einige Projekte vor." Der evangelische Pfarrer Roman Hartmann verweist ebenfalls auf die angespannte Finanzsituation der Kirche und meint: "Wir sind im Vergleich zu der Kommune da eher noch im Nachteil." Dennoch werde auch er sich dem Gespräch - so es denn seitens der Kommune gesucht werde - nicht verschließen und das Thema im Presbyterium, dem Entscheidungsgremium, vortragen. Zudem wolle er sich mit der katholischen Kirchengemeinde zunächst abstimmen. "Es ist auch unser Anliegen, dass da was passiert", unterstreicht er den Handlungsbedarf beim Thema Leichen- und Einsegnungshalle. Zunächst aber müsse genau geklärt sein, welche Art der Unterstützung gewünscht sei - "und was wir leisten können". Egon Reimer, der gewählte Älteste der evangelischen Baptistengemeinde, gibt sich zurückhaltend: "Wenn eine Anfrage der Stadt auf Unterstützung kommt, dann werden wir in der Gruppe darüber reden und entscheiden." Vor rund drei Jahren hat die relativ kleine Glaubensgemeinschaft komplett in Eigenleistung und mit eigenen Finanzmitteln ihr großzügiges Gotteshaus im Neubaugebiet Gerolstein-Nord errichtet.

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