Kontakt mit dem Nachtpförtner

Sascha Rehnelt aus Oberstadtfeld sieht seinen Fall als "mahnendes Beispiel für die sowieso schon schlechte Notarztversorgung in der Eifel". Stundenlang war er nachts mit starken Augenschmerzen unterwegs, bis er endlich behandelt wurde. Die Bezirksärztekammer kann "kein Fehlverhalten beim diensthabenden Augenarzt feststellen".

Daun/Traben-Trarbach. Nachts um zwei Uhr aufwachen, weil die Augen stark schmerzen und sich nicht mehr öffnen lassen: Das schürt Angst. Mit großer Sorge um sein Augenlicht ließ sich Sascha Rehnelt von seiner Ehefrau ins Dauner Krankenhaus fahren.

Der 34-jährige Berufsfeuerwehrmann erzählt: "Ich grübelte nur, was wohl die Ursache ist und wie gefährlich es sein muss, wenn esnach so kurzer Zeit solche Ausmaße hat." Vorher habe er noch nie Augenprobleme gehabt. Im Dauner Krankenhaus hatte das Paar nach eigenem Bekunden nur Kontakt mit dem Nachtpförtner, "mindestens eine Stunde lang".

Er sei an den augenärztlichen Notdienst in 50 Kilometern Entfernung an der Mosel verwiesen worden, berichtet Rehnelt weiter. Erst nach einigen Telefonaten war der Augenarzt erreichbar. Rehnelt quälten die Schmerzen: "Ich habe darum gebeten, dass der diensthabende Internist mir hilft, aber es kam keiner."

Heilsalbe auftragen und am nächsten Tag wiederkommen

Franz-Josef Jax, Verwaltungsdirektor des Dauner Krankenhauses, widerspricht der Darstellung des Oberstadtfelders: "Bereits nach zehn Minuten bestand der Kontakt zum Augenarzt, und der Termin war abgesprochen. Ein Internist wurde nie angefordert." Rehnelt sei maximal 45 Minuten im Krankenhaus gewesen.

In der Zwischenzeit kam es zu Missverständnissen. Der Augenarzt nahm an, dass ein Internist den Oberstadtfelder untersucht habe und meinte laut Rehnelt: "Es reicht, eine Heilsalbe ins Auge zu geben und morgens in die Sprechstunde zu kommen." Rehnelt ließ sich nicht darauf ein und bestand auf einer Behandlung.

Allerdings fand er trotz Routenplaner den Weg zum Augenarzt im Landkreis Bernkastel-Wittlich nicht. Rehnelt erinnert sich: "Ich hatte Angst und starke Schmerzen. Da war einfach der Punkt erreicht, wo ich einen Krankenwagentransport forderte. Wäre ich alleine zu Hause gewesen, hätte ich auch 19222 angerufen."

Schließlich behandelte der Augenarzt um fünf Uhr morgens Rehnelt. Rasch trat Linderung ein. Kleine Partikel hatten die Hornhaut bei der Arbeit am Abend zuvor so sehr gereizt, dass Krämpfe die Lider zuhielten.

In der Darstellung der Behandlung und der Bereitschaft stehen sich die Meinungen von Arzt und Patient konträr gegenüber. Die Bezirksärztekammer kann aufgrund von Rehnelts Beschwerde kein Fehlverhalten feststellen.

Der Berufsfeuerwehrmann bilanziert: "Weite Wege zu fachärztlichen Notdiensten müssen die Eifeler ja schon in Kauf nehmen, aber die Unlust der diensthabenden Fachnotärzte ist beeinflussbar."

Meinung

Von Stephan Sartoris

Schwierige Aufgabe

Vielen Eifelern bleibt nichts anderes übrig, als weite Wege in Kauf zu nehmen, wenn sie einen fachärztlichen Notdienst zum Beispiel bei Augenschmerzen in Anspruch nehmen müssen. Kein befriedigender Zustand, aber dass sich daran etwas ändert, ist nicht zu erwarten. Darüber hinaus ist es heute schon schwer genug, auch vor Ort eine Notdienstversorgung zu gewährleisten. So erfordert es einiges an Improvisationstalent, um beispielsweise eine Notarztversorgung im Kreis Vulkaneifel zu sichern. Und ohne Geld geht fast nichts mehr: So müssen inzwischen Ärzte von außerhalb "eingekauft" werden, damit sie in ländlichen Gebieten wie in der Vulkaneifel Notarzt-Dienst tun. Auch im Bereich des ärztlichen Bereitschaftsdiensts könnte sich in naher Zukunft etwas tun. Schon seit geraumer Zeit wird überlegt, eine Bereitschaftsdienstzentrale für den Kreis, angebunden an ein Krankenhaus, einzurichten. Auch das wird nicht für alle Bürger die optimale Lösung sein, aber eine Alternative ist nicht in Sicht. s.sartoris@volksfreund.de

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