Kostenexplosion droht

GEROLSTEIN. Wesentlich teurer als erwartet wird laut Vorplanung der Ausbau des Waldfriedhofs. Da allein für die Leichenhalle knapp 500 000 Euro vorgesehen sind, soll das Vorhaben Einsegnungshalle auf Eis gelegt werden. Für beide Projekte zusammen ist im Stadtetat eine halbe Million Euro veranschlagt.

"Die erste Kostenschätzung ist immer zu hoch", versuchte Gerolsteins Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) zu beschwichtigen. Denn nach Präsentation der vom beauftragten Architekten Jupp Schwartz - Bruder des Stadtbürgermeisters - vorgelegten Unterlagen und Zahlen sind einigen Mitgliedern des Bauausschusses die Augen aufgegangen. Demnach sollte auch die Einsegnungshalle wesentlich teurer werden als ursprünglich veranschlagt: knapp 800 000 Euro. Klaus Jansen, Leiter der Bauabteilung im Gerolsteiner Rathaus, die die Planungen des Architekten fortan begleitet, meinte auf TV-Anfrage denn auch: "Die vorgelegten Zahlen sind fernab von jeglicher Realität. " Im Ausschuss wurde beschlossen, dass der Architekt weiter planen soll - mit der Vorgabe: Es muss billiger werden. Das sagt auch die Kommunalaufsicht Daun, die die für kommendes Jahr veranschlagten 250 000 Euro für das Vorhaben Waldfriedhof bis heute nicht genehmigt hat. Ein Kostenlimit wurde dem Planer aber nicht gesetzt. Vor dem Hintergrund der drohenden Kostenexplosion sagte Stadtbürgermeister Schwartz: "Das Thema Einsegnungshalle steht vorerst nicht mehr zur Debatte." Dem Bau der Leichenhalle aber messe er nach wie vor höchste Priorität bei. Schließlich bestehe in dieser Angelegenheit seit Jahren Handlungsbedarf, "man muss sich nur einmal die Klagen der Bestatter anhören". Das Stadtoberhaupt verwies darauf, dass sich die Kosten aus dem Bedarf und dem Vorgaben ergeben. Schwartz: "Das ist kein normales Gebäude. Die Türen haben kein Normalmaß, wir müssen für die meist älteren Besucher Barriere frei bauen, und um eine geregelte Klimatisierung zu schaffen, müssen besondere bauliche Vorkehrungen getroffen werden. Dass das teuer wird, war von vornherein klar."Schwartz: "Wehre mich gegen Industriebau"

Zudem sei bei der jetzt vorgelegten Planung bereits der Umfang zurückgeschraubt worden: von ursprünglich vier auf drei Kühlräume. Die Leichenhalle mit Nebenräumen und einer Toilette soll 150 Quadratmeter groß werden. Dazu meinte der Stadtbürgermeister: "Wir bauen bestimmt keinen Luxus, aber die Leichenhalle muss schon nach etwas aussehen. Gegen einen Industriebau werde ich mich mit Händen und Füßen wehren." Funktionalität und würdevolles Ambiente bei überschaubaren Kosten: Für Bauexperte Jansen ist gerade dies "das Spannungsfeld, in dem wir uns befinden." Dennoch gab er sich zuversichtlich und sagte: "Ich gehe nach wie vor davon aus, dass wir für 500 000 Euro das Gesamtpaket hinbekommen." Also doch Leichen- und Einsegnungshalle? "Ja, denn es macht keinen Sinn, das Paket aufzuschnüren." Klappen soll das, indem zum einen das Projekt Leichenhalle abgespeckt wird. Zum anderen soll das Vorhaben Einsegnungshalle durch möglichst viel Eigenleistung doch parallel realisiert werden. "Es wäre doch durchaus vorstellbar, dass das im Rahmen einer Privatinitiative aller Religionsgemeinschaften in Gerolstein realisiert wird", brachte Jansen eine neue Idee ins Spiel. Erste Gespräche hierzu sollen schon bald geführt werden. Auch Stadtbürgermeister Schwartz hat konkrete zeitliche Vorstellungen. "Die Leichenhalle muss nächstes Jahr realisiert werden", sagte er und plant eine frühere Etataufstellung, die zudem in engem Kontakt zur Kommunalaufsicht erfolgen solle.

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