Kostenneutrale Umsetzung? "Das ist Quatsch"

DAUN/GEROLSTEIN. (bl) Mit Ruhe vor dem vermeintlichen Sturm reagieren die Krankenhäuser in Daun und Gerolstein auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, wonach Bereitschaftsdienst der Klinikärzte Arbeitszeit ist.

Früher oder später musste es so kommen: Karl-Heinz Schmeyer, kaufmännischer Direktor des St. Elisabeth-Krankenhauses in Gerolstein, und Franz-Josef Jax, Verwaltungsdirektor des Dauner Krankenhauses Maria Hilf, haben erwartet, dass der Europäische Gerichtshof die Ruhezeit von Klinik-Ärzten als Arbeitszeit deklarieren wird. Deshalb verfallen sie nicht in Panik, auch weil noch viele Fragen offen sind. "Wir wissen im Moment nicht, wie es weitergeht", sagt Schmeyer. Kollege Jax meint: "Es bleibt abzuwarten, wie und ob der Gesetzgeber das Arbeitszeitgesetz modifiziert."Personalbedarf steigt um acht bis zehn Ärzte

Wird das Urteil "eins zu eins" umgesetzt, ergibt sich für beide Häuser neuer Personalbedarf. Das Krankenhaus Gerolstein müsste acht neue Ärzte einstellen - derzeit sind 24 beschäftigt. In Daun würden bis zu zehn zusätzliche Ärztestellen zu besetzen sein. Im Moment sind rund 30 Vollzeitkräfte beschäftigt, ohne Belegabteilungen. Entscheidend sei die Kostenfrage, denn die Annahme von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), die Vorgaben könnten kostenneutral umgesetzt werden, ist für Jax schlichtweg "Quatsch". Also stelle sich die Frage, wer für die noch nicht genau zu beziffernde Mehrkosten aufkomme. Und auch die Frage, wie die neuen Stellen besetzt werden, sei "spannend". Gerolstein und Daun sind noch in der recht komfortablen Lage, derzeit alle Stellen besetzt zu haben. Den möglichen Mehrbedarf zu decken, werde allerdings nicht einfach, prognostiziert Schmeyer: "Vor allem die Häuser im ländlichen Raum haben Schwierigkeiten." Über die Auswirkungen auf die Patienten sieht sich Schmeyer zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage, detaillierte Angaben zu machen: "Die medizinische Versorgung muss mindestens auf dem jetzigen Niveau bleiben, alles andere ist Spekulation." Unzumutbar für die Patienten hält Schmeyer allerdings Operationen in der Nacht, die bereits prophezeit wurden. Gedanken werden sich beide Kliniken über geänderte Arbeitszeitmodelle machen müssen. Laut Jax dürfte es dabei auf einen Drei-Schicht-Betrieb hinauslaufen.

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