Krabbelkinder teilen Plätze nun ganz offiziell

GEROLSTEIN. (vog) Sieg auf ganzer Linie für Eltern und Kleinkinder: Zwei Jahre nach einer vorläufigen Genehmigung gibt das Landesjugendamt endgültig grünes Licht für Platzsplitting in der Krabbelgruppe des Kindergartens Lindenanlage. 14 Kleinkinder teilen sich die zehn Plätze. Weitere 22 Kinder stehen auf der Warteliste.

"Die unbefristete Genehmigung ist immer noch die große Ausnahme. Platzsplitting ist für die Mängelverwaltung nicht das richtige Konzept", sagt Hartmut Gerstein, zuständiger Referatsleiter beim Landesjugendamt. Landesweit bestehe ein hoher Bedarf an Krippenplätzen für Kinder unter zwei Jahren. Genaue Zahlen, wie groß das Defizit ist, kann Gerstein nicht nennen. Einrichtungen, in denen Platzsplitting praktiziert wird, kennt er im Land nur zwei weitere: in Zweibrücken und in Trier. In Gerolstein waren im Mai 2002 Eltern, Stadtverwaltung und Kommunalpolitiker auf die Barrikaden gegangen, als das Landesjugendamt nach 15-jähriger Praxis das Platzsplitting in der Krabbelgruppe "Villa Kunterbunt" generell verbieten wollte (der TV berichtete). Elternvertreter Immo Lugner: "Im Interesse der berufstätigen Mütter brauchen wir ein flexibles Modell. Nicht alle Eltern wollen ihr Kind fünf Tage die Woche in die Krippe geben". Auch die Warteliste mit 22 Kindern signalisiert deutlich den Bedarf. Die zehn Plätze können an maximal 14 Kinder tageweise vergeben werden. Jedes Kind muss allerdings mindestens zwei Tage die Woche kommen. Leiterin Ulrike Scheidtweiler: "Wir wollen familienähnliche Strukturen mit immer gleicher Besetzung und gleichen Betreuern schaffen. Mit 14 Kindern ist das zu regeln und im Konzept aufzufangen." Gerstein gesteht, dass das Landesjugendamt die zurückliegenden zwei Jahre "mit sehr großen Vorbehalten nach Gerolstein geschaut hat". Allerdings hätten das Konzept, die Erfahrungen und die Personalausstattung überzeugt. Elternvertreter Lugner wundert sich als Gymnasiallehrer über die Kehrtwende: "Man hat doch immer mit dem pädagogischen Konzept argumentiert. Wir sahen allerdings für ein- bis dreijährige Kinder die Erziehungsarbeit eher als zweitrangig an." Gerstein erwidert: "Die frühkindliche Entwicklung ist sehr wichtig und nicht mit der linken Hand zu erledigen. Wir müssen uns ein bisschen gegen ein Gutschein-System wehren, wie es zeitweise in Hamburg praktiziert wurde. Da konnte man stundenweise Betreuung einkaufen." Davon ist man in Gerolstein jedoch weit entfernt. Weil die Öffnungszeiten verlängert wurden (7.15 Uhr bis 14 Uhr), wurde auch das Personal aufgestockt. Die zwei Erzieherinnen sind nun 37 beziehungsweise 32 Wochenstunden (vorher 34 und 30) in der Krippe.

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