Kreditsorgen plagen Handwerk

GEROLSTEIN. Facharbeitermangel und die Schwierigkeit, an Kredite zu kommen, wurden bei einem Unternehmerabend in Gerolstein als die derzeit zentralen Probleme mittlerständischer Handwerksbetriebe ausgemacht.

Unerwartet viele Unternehmer und Existenzgründer folgten der Einladung der Handwerkskammer (HWK) Trier und der Kreissparkasse (KSK) Daun. Der Präsident der HWK Trier, Hans-Josef Jänschke, fasste die Probleme der Handwerksbetriebe zusammen: "Sie reichen von immer weiter steigender Steuer- und Abgabenbelastung über die zunehmende staatliche Regulierung bis hin zur schwachen Auftragslage." Die HWK lasse die Unternehmer nicht alleine, sagte Jänschke und verwies auf das Betreuungsangebot.Zentrales Problem in der Region Trier ist laut Jänschke derzeit der Fachkräftemangel: "Etwa 1700 offene Stellen können im heimischen Handwerk zur Zeit nicht besetzt werden. Dies ist eine Steigerung um rund sechs Prozent zum Vorjahr - und das trotz der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt."Auf das Problem ging auch Gregor Schwindling vom Bewerbungszentrums der HWK in Gerolstein ein. Er sagte: "Wir haben die Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen." Das geschehe dadurch, dass von dem Bewerber ein Profil erstellt, seine Qualifikationen ermittelt und daraufhin seine Leistungsfähigkeit analysiert werde. Schwindling: "Der Unternehmer kann davon ausgehen, ein Vorstellungsgespräch mit einem geeigneten Kandidaten zu führen." Dies könne zu einer schnelleren Besetzung einer offenen Stelle führen. Schwindling appellierte: "Die Handwerkerschaft ist aufgefordert, der HWK offene Stellen zu melden."Doch nicht nur beim Fachkräftemangel, sondern auch bei Investitionsvorhaben helfe die HWK weiter.Der Finanzierungsexperte der HWK Trier, Karl-Heinz Weber, sagte: "Den Unternehmen stehen eine Reihe von Fördermaßnahmen zur Verfügung. Und wir kennen sie alle." Gefördert wird zum Beispiel durch niedrige Zinsen, tilgungsfreie Jahre und Haftungsfreistellung. Doch nicht nur Investitionen werden laut Weber unterstützt, sondern auch externe Beratung, Forschungs- und Entwicklungstätigkeit sowie Kredite für Betriebsmittel.HWK-Chef Jänschke: Ran an die Kosten!

Auch HWK-Mann Rainer Altmeyer rief die Unternehmer auf, die Beratung der Kammer in Anspruch zu nehmen. Altmeyer: "Wir wollen und können mit den Unternehmern gezielt ergründen, wo Einsparungspotential stecken, um an der Kostenschraube drehen zu können." Wie wichtig die Kostenfrage ist, verdeutlichte HWK-Chef Jänschke: "Da Finanzierungen immer schwieriger werden, gilt die Maxime: Ran an die Kosten!" Altmeyer nannte alarmierende Zahlen: "45 Prozent der Unternehmer in der Region haben Schwierigkeiten, an Kredite ranzukommen, ein Drittel bekommt keine Kredite mehr, und zwölf Prozent der Unternehmer erhielten eine Kündigung laufender Kredite."Dieter Grau, Vorstandsvorsitzender der KSK Daun, wollte noch nicht von einem Aufschwung in Deutschland sprechen. Für seinen Zuständigkeitsbereich sah er jedoch positive Aspekte. Er sagte: "Die Kreissparkasse verzeichnet in diesem Jahr eine nicht unerhebliche Dynamik bei der gewerblichen Finanzierung, und auch die Wohneigentumsfinanzierungen sind gestiegen."Stellengesuche und Stellenangebote können im Internet erfragt werden unter: www.arbeitsmarkt-handwerk.de

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