Kühle Köpfe trotz tropischer Temperaturen

GEROLSTEIN. Wer wird Nachfolger von Georg Linnerth als Gerolsteiner Stadtbürgermeister? Die drei, die das Amt übernehmen wollen, stellten sich beim Kandidatenforum des Trierischen Volksfreunds in der Stadthalle Rondell den Fragen des Moderators, des Publikums und auch der Kontrahenten.

Wer wirds? Der "bunte Hund" Karl-Heinz Schwartz, der seine kommunalpolitische "Lehrzeit" abschließen will und nun nach dem Meisterbrief greift? Der "Heimkehrer" Markus Liske, für den Parteien in der Kommunalpolitik eigentlich nichts zu suchen haben, der aber über die Liste der Grünen in den Stadtrat will? Oder der "Unruheständler" Ewald Wollwert, der mit der Kommunalpolitik eigentlich abgeschlossen hatte, aber seine Planung für den Ruhestand geändert hat? Vor allem die CDU kann es kaum erwarten, denn die rund 6100 wahlberechtigten Gerolsteiner haben es in der Hand, ob nach 15 Jahren mit Georg Linnerth (SPD) wieder ein christdemokratischer Stadtbürgermeister an der Spitze der Brunnenstadt steht. Zum Aufeinandertreffen kam es beim Kandidatenforum des Trierischen Volksfreunds in der Stadthalle Rondell, wo zumindest die Temperaturen ein "hitziges" Duell der Stadtbürgermeister-Kandidaten garantiert hätten. Aber die gut 150 Zuhörer erlebten, dass alle drei Bewerber einen kühlen Kopf bewahrten und durchweg für eine sachliche Atmosphäre sorgten. Nach einer "Aufwärm"-Fragerunde, zu der TV -Redakteur Mario Hübner die Bewerber Karl-Heinz Schwartz (CDU, 54 Jahre alt), Markus Liske (freier Bewerber, 30 Jahre alt) und Ewald Wollwert (Liste Möller, 65 Jahre alt) auf die Bühne gebeten hatte, kam in der gemeinsamen Runde schnell ein Dauerbrenner zur Sprache: die Fußgängerzone.CDU-Plan ist "endgültig" vom Tisch

Die CDU war im Frühjahr vorgeprescht mit ihrem Vorhaben, den oberen Teil der Fußgängerzone für den gegenläufigen Verkehr zu öffnen und um den Rondellbrunnen herum einen Kreisverkehr einzurichten. Nach dem ersten Wortgefecht dazu verkündete Schwartz auf Nachfrage: "Dieser Plan ist vom Tisch, endgültig!" Ohne dieses Vorhaben, für das die CDU reichlich Prügel bezogen hatte, hätte es einen Kandidaten weniger gegeben: "Für mich war dieser CDU-Plan Auslöser für meine Bewerbung", sagte Ewald Wollwert, dessen Ruhestandsplanung nach eigenem Bekunden eigentlich anders ausgesehen hatte. Für ihn hat das Problem Fußgängerzone ("Sie hatte bislang keine Chance, sich zu entwickeln.") Priorität. "Das muss gelöst werden, es muss mehr Kaufkraft her", sagte der Pensionär. Auch Schwartz plädierte für mehr "Volk in den Flecken" und war ansonsten dafür, die Regelung in der Fußgängerzone so zu lassen, "wie sie ist". Liske stellte fest, die Fußgängerzone müsse erst einmal ihren Namen verdienen. Ohnehin müsse die Innenstadt als Ganzes deutlich attraktiver werden, nicht nur vom Angebot für die Käufer her, sondern auch optisch. Auf die Frage des Moderators, ob die Einführung von Russisch an den Schulen ein Weg sei, die Integration der Aussiedler zu verbessern, sagte Wollwert: "Ich halte den Vorschlag für nicht förderlich. Außerdem: Wir leben hier in Deutschland!" Wie auch Karl-Heinz Schwartz hielt er die Integration für kein so großes Problem. Zwar müsse man sich damit beschäftigen, da waren sich alle einig, aber konkrete Projekte nannte niemand. Während Liske noch meinte, dass der Dialog gefördert werden müsse, und Schwartz die Auffassung vertrat, dass auch in den Vereinen ein Umdenken einsetzten müsse und man auf die Neubürger zugehen sollte, gestand Wollwert ein, sich zu diesem Thema als Stadtbürgermeisterkandidat "noch keine Gedanken" gemacht zu haben. Überhaupt: Während Schwartz sich als erfahrener Regisseur und Kopf der Burgschauspieler offenkundig gut vorbereitet hatte, machten Wollwert und Liske "taktische" Fehler. Das Eingeständnis, bis dato aus unterschiedlichen Gründen als Bürgermeisterkandidaten noch keinen der Stadtteile besucht zu haben, kam bei Teilen des Publikums nicht gut an.

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