Kühler Kopf als Antwort

GEROLSTEIN. (mh) Ein resignierend-wütendes "Ich werd' noch wahnsinnig" oder schlicht ein lautes "Neiiiin" sind nicht selten die Reaktionen genervter Eltern, wenn das Kind wieder einmal kreischend seinen Dickkopf durchsetzen möchte. Doch Konfliktbewältigung kann gelernt werden: von Kindern und Eltern.

 "Nee, ich will nicht!" Wenn Kinder mit dazu gehörenden Gesichtsausdruck und Körperhaltung ihren Dickkopf demonstrieren, sollte zunächst einmal gelten: Ruhe bewahren. TV -Archiv/Foto:Katja Krämer

"Nee, ich will nicht!" Wenn Kinder mit dazu gehörenden Gesichtsausdruck und Körperhaltung ihren Dickkopf demonstrieren, sollte zunächst einmal gelten: Ruhe bewahren. TV -Archiv/Foto:Katja Krämer

Wer kennt es nicht, dass das eigene Kind im Supermarkt zu kreischen beginnt und sich auf dem Boden wälzt - nicht etwa, weil es große Schmerzen plagen, sondern weil es die verlockend im Regal leuchtende Schokolade nicht bekommt: Das Kind will, die Eltern wollen nicht. Ein typischer Trotzanfall, vor dem es Vater und Mutter graust. Familien- und Erziehungsberaterin Resi Schmitz aus Gerolstein weiß, wie es zu solchen Trotzreaktionen kommt. "Trotz entsteht durch zwei im Kind bestehende Strebungen, die gegensätzlicher Natur und nicht miteinander vereinbar sind." Als Beispiel nennt sie das Kind, das einerseits todmüde ist, andererseits aber nicht schlafen möchte. Oder eben, wenn die Bedürfnisse des Kindes durch Verbotes eines Erwachsenen nicht befriedigt werden können. "Dann gerät das Kind in einen Konflikt, den es nicht lösen kann, da es noch keine Erfahrungen zur Konfliktlösung hat. Der bestehende Konflikt wird dann durch extreme Äußerungen wie schreien, weinen, schlagen, kratzen, auf den Boden werfen zum Ausdruck gebracht", sagt Resi Schmitz und gibt Tipps für den Umgang bei Trotzanfällen.DEM KIND ZUHÖREN: Dazu gehört, sich Zeit zu nehmen und nicht zu versuchen, den Konflikt zwischen Tür und Angel zu lösen. Zuhören bedeutet, dass der Erwachsene bereit ist, die Sicht des Kindes anzunehmen. Eben:DIE GEFÜHLE DES KINDES AKZEPTIEREN.RUHE VERMITTELN: "Im Bauch und nicht im Kopf tobt der Konflikt, der das Kind bereits überfordert. Jede zusätzliche laute Äußerungen von außen führt dazu, dass es heillos überfordert wird", sagt Resi Schmitz. Daher sei eine ruhige Umgebung wichtig. Sie helfe, die Situation zu entspannen. DEM KIND SIGNALISIEREN "ICH HAB DICH LIEB" : Bei der Trotzattacke geht es immer nur um diesen einzigen Einzelfall, und nicht um die grundsätzliche Beziehung zwischen Mutter beziehungsweise Vater und Kind. Und das muss dem Kind auch mitgeteilt werden. Vorwürfe wie "Immer musst du mich nerven" oder gar "Mit dir will ich nichts mehr zu tun haben" setzen sich im Gedächtnis des Kindes fest - teilweise bis in das Jugendalter. Resi Schmitz: "Daher kommt das Kind nach einem Trotzanfall auch oft wieder zu Mutter oder Vater, um sich zu vergewissern, ob es noch geliebt wird."Kinder brauchen klare Grenzen

Dennoch sei es wichtig,

GRENZEN ZU SETZEN: Ein klares "Nein", das bei Bedarf auch wiederholt werden soll, sollte eindeutig sein. Im Übrigen spielen auch Mimik und Gestik eine wichtige Rolle. So passt es nicht, wenn ein striktes Verbot mit einem Lächeln auf den Lippen ausgesprochen wird. Das macht unglaubwürdig. Im Vorfeld sollte sich die Eltern jedoch überlegen, ob das Verbot angemessen ist und ob es aufrecht erhalten werden kann.NEIN, WEIL: Auch wenn bei Trotzanfällen oft jedes Wort zu viel ist, sollte dem Kind eine knappe Begründung für die Entscheidung mitgeteilt werden. Und sei es nur durch einen Satz wie "Das geht jetzt nicht". Auf jeden Fall aber sollte der Konflikt, nachdem wieder Ruhe eingekehrt ist, noch einmal mit dem Kind besprochen werden - und zwar rational (siehe unten). Während des Konflikts kann dieses Gefühl unterstützt werden. Zum Beispiel so:DURCH EINE UMARMUNG VERMITTELN: ICH HAB DICH TROTZDEM LIEB:DAS KIND VOR GEFAHR FÜR SICH UND ANDERE SCHÜTZEN: das kann durch Festhalten erreicht werden.ORTSWECHSEL: Oft hilft es, das Kind vom Ort des Geschehens zu entfernen. So kann es sich besser beruhigen.WENN ES SICH BERUHIGT HAT, IHM IN RUHE ERKLÄREN, WARUM ETWAS NICHT GEHT: Resi Schmitz: "Das zeigt dem Kind, dass es wirklich nur um diese eine Sache ging und dass die Eltern es dennoch lieb haben." So wird das Kind zum einen konfliktfähiger gemacht, zum anderen wird so der Grundstein für später gelegt - wenn die Kinder selbst Eltern sind.

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