Kultur ist kein Reparaturbetrieb

Könnte das etwas für den Landkreis Vulkaneifel sein? Mit Blick auf die 2008 vom Land Rheinland-Pfalz erfolgreich gestartete Initiative "Jugendkunstschulen" (siehe Extra) sprachen die Landtagsabgeordneten (MdL) Astrid Schmitt und Manfred Geis in der "Alten Schreinerei" Hillesheim vor mehr als 50 Interessierten über das Kulturprojekt.

Hillesheim. (bb) Als erstes kam die Erkenntnis, dass es ziemlich schwierig ist, einen Ort in der Eifel pünktlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Manfred Geis traf nämlich mit 30-minütiger Verspätung ein. Doch dann hielt Geis als Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur ein flammendes und durchaus überzeugendes Plädoyer für die Jugendkunstschulen.

Anschließend gab es eine anregende Diskussion zum Thema, bei dem die anwesenden Künstler sich eindeutig gegen die Lehrer aussprachen. Meinten diese, dass sich Schulen durchaus als Ort für das Kulturprojekt eignen, sagten die Künstler entschieden Nein.

"Wir brauchen Hoch- und Breitenkultur, und das Land kann sich beides leisten", sagte der Kulturpolitiker zu Beginn der Veranstaltung und bezeichnete die Kultur als Bürger- und Menschenrecht. "Man muss früh beginnen", meinte er und stellte klar: "Kultur ist aber kein Reparaturbetrieb."

Die Jugendkunstschulen hätten sich in Rheinland-Pfalz in kürzester Zeit zu einer breiten Bewegung entwickelt.

In Kindern und Jugendlichen stecke eine Kreativität und eine große Kraft, von der "wir Erwachsenen viel lernen können", sagte Geis. Er berichtete von Erfolgsgeschichten erst kürzlich eingerichteter Jugendkunstschulen, nannte neben der Bildenden Kunst als Beispiele von kulturpädagogischen Angeboten Tanz, Theater, Musik und moderne Medien, versprach "sehr intensive Beratung" durch das Kulturbüro. Kunst- und Kulturprojekte funktionierten jedoch - genau wie Politik - nicht ohne Herzblut, betonte er.

"Anfangen und wachsen lassen", empfahl Astrid Schmitt den Künstlern, Lehrern, Leitern von Kulturkreisen und kunstpädagogischen Einrichtungen, Mitarbeitern aus den Bereichen Jugendpflege und Jugendhilfe sowie Kommunalpolitikern. Und: "Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt."

Dass nicht der Landkreis eine Jugendkunstschule gründen werde, betonte Landrat Heinz Onnertz. Sein Vorschlag lautete: Mit kleinen Einheiten loslegen, an bestehende Angebote und Einrichtungen andocken, zumindest am Anfang nicht Kreisweite anstreben.

Wer eine Idee im Rahmen des Projekts "Jugendkunstschule im Landkreis Vulkaneifel" hat, kann diese - bis spätestens Anfang September - bei Manfred Geis, www.kulturland.rlp.de, oder Astrid Schmitt, astrid. schmitt.mdl@online.de, einreichen. EXTRA Jugendkunstschulen: Die von Ministerpräsident Kurt Beck im Mai 2006 angekündigte Einrichtung von Jugendkunstschulen gilt als eines der wichtigsten Kulturprojekte in dieser Legislaturperiode. In den Jugendkunstschulen, für die das Land jährlich 250 000 Euro zur Verfügung stellt, sollen für Kinder und Jugendliche Projekte im künstlerisch-gestaltenden Bereich angeboten werden, vor allem in der Sparte Bildende Kunst und moderne Medien. In einer ersten Antragsrunde für das Jahr 2008 unterstützt das Land 34 Einrichtungen. Anträge für 2009 müssen bis zum 1. Oktober 2008 gestellt werden; das Formular und ein Merkblatt finden sich unter www.kulturland.rlp.de. (bb)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort