Leben mit Alzheimer: Betroffenes Ehepaar aus Mehren erzählt vom schwieriger gewordenen Alltag

Mehren/Nerdlen · Das Anliegen des Netzwerks Demenz Vulkaneifel ist es, die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern. Ansprechpartner sind Britta Sarnes und Manfred Wientgen von den Pflegestützpunkten. Von ihnen werden auch Ursula und Hermann-Josef Mayer aus Mehren als Betroffene betreut.

 Es gibt gute und schlechte Tage im Leben von Ursula Mayer und ihrem Mann Hermann-Josef, der an Alzheimer erkrankt ist. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Es gibt gute und schlechte Tage im Leben von Ursula Mayer und ihrem Mann Hermann-Josef, der an Alzheimer erkrankt ist. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Mehren/Nerdlen. Den Satz "Das machen wir, wenn wir pensioniert sind", hat es für Ursula (60) und Hermann-Josef Mayer (62) nie gegeben. Von Beginn ihres gemeinsamen Lebens an - sie sind seit 40 Jahren verheiratet - haben sie neben ihrer Tätigkeit als Diplom-Finanzwirte beim Finanzamt Daun allein und mit den beiden Kindern die ganze Welt bereist. Haben sich Rennräder gekauft und sind damit Jahr für Jahr bis zu 10 000 Kilometer unterwegs gewesen."Lebendes Lexikon"


Hermann-Josef Mayer hat Berge von Büchern verschlungen, was ihm unter anderem den Beinamen "lebendes Lexikon" bescherte. Ursula Mayer lernt in ihrer Freizeit Spanisch und hält sich mit Gymnastik fit.
Beim Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund waren die beiden noch gar nicht lange von einer Donaukreuzfahrt zurück und schon wieder dabei, die Koffer für einen Urlaub in den Alpen zu packen. Dass Ursula und Hermann-Josef Mayer nichts, was sie gerne unternehmen, erleben oder sehen wollten, auf die lange Bank geschoben haben, war genau richtig.

Und dass sie immer noch reise- und unternehmungslustig sein können, hat nach Ansicht von Ursula Mayer auch mit den lebenslangen Erfahrungen mit Nah- und Fernreisen und allen erdenklichen Verkehrsmitteln zu tun. Sie besuchen regelmäßig die in Düsseldorf lebende Tochter und die beiden Enkelkinder, sind mit dem Sohn in Mexiko dank Skype gut verbunden. Sie gehen gerne ins Restaurant essen, sie machen ausgedehnte Spaziergänge, fahren zum Einkaufsbummel nach Trier. Dabei ist dies alles nicht mehr selbstverständlich: Hermann-Josef Mayer hat Alzheimer.

Die ersten Anzeichen in Form von Orientierungsstörungen bemerkte Ursula Mayer vor etwa sieben Jahren bei ihrem Mann. Die erste ärztliche Vermutung sei Burnout gewesen, erinnert sie sich.
Hermann-Josef Mayer drängte auf Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Dann, Ende 2011, die Diagnose Alzheimer. "Es gibt gute und schlechte Tage", bringt Ursula Mayer das Leben mit ihrem Mann seither auf den Punkt. "Ich freue mich, wenn sein Humor wieder mal zutage tritt", sagt sie. Die Zeiten, in denen er besonders viel mit seinem Schicksal hadere, seien besonders schwer. "Aber unser Leben ist nicht schachmatt gesetzt", betont sie.

Im vorigen Jahr haben sie ihr dreistöckiges Haus zugunsten eines behindertengerechten Bungalows aufgegeben.Geregelter Tagesablauf


Ein geregelter Tagesablauf sei wichtig, betont Ursula Mayer. Und dass man Unterstützung in Anspruch nimmt. Etwa bei den Pflegestützpunkten (siehe Hintergrund) und ihren Ansprechpartnern für Demenz, Britta Sarnes und Manfred Wientgen. "Die beiden begleiten und beraten uns seit drei Jahren", sagt Ursula Mayer.
Zudem vermittelte der Verein "Bürger für Bürger" ihnen eine Frau, die Hermann-Josef Mayer betreut, während Ursula Mayer im Spanisch- oder Gymnastikkurs ist. Denn Freiraum und Freizeit für die nächsten Angehörigen seien enorm wichtig. Auch, dass man sich nicht verschanzt. "Es sind eher die anderen, die uns aus dem Weg gehen", bedauert Ursula Mayer. Und sie freut sich: "Wir haben einen sehr verständnisvollen Freundeskreis."Extra

Die Pflegestützpunkte Daun-Kelberg und Gerolstein gehören zu den 27 Diensten und Institutionen, die das Netzwerk Demenz Vulkaneifel bilden. An jedem dritten Mittwoch im Monat trifft sich in Mehren die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz. Am 14. September ist in der Gerolsteiner Stadthalle Rondell eine Veranstaltung zum Welt-Alzheimer-Tag. Infos zu weiteren Veranstaltungen, zum Netzwerk Demenz und zu den Pflegestützpunkten: in Gerolstein, Raderstraße 9, Telefon 06591/9837946 und 9404082; im TGZ in Nerdlen, Konrad-Zuse-Straße 3, Telefon 06592/9848777 und 9848778. bb

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