Legaler Sprayer im eigenen Revier

ROCKESKYLL. Was hat das Leben der Eifelförster mit der Fernsehserie "Forsthaus Falkenau" gemein? Stephan Schmitz, Förster für fünf Orte in der Verbandsgemeinde Gerolstein, stellt sich dem Vergleich. Seinem vielseitigen Beruf gewinnt er auch idyllische Momente ab.

"Mir ist bei der Serie als erstes aufgefallen, dass die immer gutes Wetter haben, und Christian Wolf stets mit dem offenen Jeep unterwegs ist", meint der 42-jährige Schmitz lachend und schlägt die Tür seines alten grünen Golfs zu. Die Münsterländer Hündin "Cora" lässt er aus dem Auto. Schmitz hat keinen Dienstwagen. Für die 10 000 Kilometer, die er jährlich über Stock und Stein durchs Revier fährt, "wäre ein großer Geländewagen einfach zu teuer".Wie die meisten Förster arbeitet Schmitz von seinem Privathaus aus. Im Souterrain ist das Büro, die Zentrale für den 1100 Hektar großen Forstbetrieb der Orte Pelm, Rockeskyll, Gees, Hohenfels-Essingen und Berlingen. "Früher gab es mal eine Residenzpflicht für den Förster, deshalb habe ich vor elf Jahren hier in Rockeskyll gebaut", erklärt der dreifache Vater. Im Büro liegen nicht nur Akten. Auf dem Computer thronen ein Plüsch-Wildschwein und ein Dinosaurier aus Pappe - eine Bastelarbeit der Kinder. Im Regal liegen Hirsch-Abwurfstangen, und ein präparierter Wiesel schaut den Besuchern entgegen. Ein Drittel seiner Arbeitszeit verbringt Schmitz im Büro. In der übrigen Zeit springt die Familie für den Telefondienst ein.Auch abends und am Wochenende ist Schmitz als Förster tätig. "Das ist mit dem Leben einer selbstständigen Handwerkerfamilie zu vergleichen", meint er. Mal gilt es, mit einem Bürgermeister die ökologischen Ausgleichsflächen wegen Neubaugebieten zu besprechen, mal mit dem Gemeinderat anstehende Wegebauarbeiten zu planen, und mal fragen Bürger nach Brennholz. Apropos Holz. Bei dem Thema blitzt es in den Augen des Försters: "Im Gemeindewald Pelm erzielen wir seit mehr als 20 Jahren einen jährlichen Reinerlös von 80 Euro je Hektar. Das ist vier Mal so viel wie im Landesdurchschnitt." 6000 Festmeter Gesamteinschlag mit einem Umsatz von 180 000 Euro verwaltet er jedes Jahr. Das entspricht 170 Ladungen von Langholz-Transportern.Drei Forstarbeiter stehen Schmitz zur Seite. Ein Drittel des Holzeinschlags erledigen Unternehmer. Viel Koordination kommt auf den Förster zu, der jährlich 200 Sprühdosen Farbe verbraucht, um den Holzeinschlag zu markieren. Außerdem muss er im Drei-Jahres-Rhythmus die Daten für das waldbauliche Gutachten liefern. Dafür nimmt er im Frühjahr die Verbissschäden und im Herbst die Schälschäden auf.Eine Woche lang war Schmitz nun dafür unterwegs. Unterbrochen von Augenblicken, die ihm das Herz öffneten: "Es ist schön, wenn Sonnenstrahlen durch die Baumkronen scheinen oder wenn auf einer umgestürzten Wurzel wieder ein neuer Baum wächst." Schmitz, Förster aus Leidenschaft seit 16 Jahren, erinnert sich: "Als Schüler war ich froh, Buchen und Eichen unterscheiden zu können. Aber dann ist mir die Vielschichtigkeit dieses Berufs bewusst geworden. Mein Ausbilder bezeichnete die Förster immer als Universal-Dilettanten."Kenntnisse über Technik der Maschinen, Wegebau, Botanik, Tierkunde, Gesetze und Führungskompetenz machen das breite Spektrum der Anforderungen deutlich.Gutes Betriebsergebnis erleichtert Zusammenarbeit

Als Motivation sieht Schmitz die unternehmerische Tätigkeit. Er identifiziert sich mit "seinem Forstbetrieb": "Ich bewirtschafte den Wald so, als wenn er mir gehören würde." Zwei Mal im Jahr muss er Rechenschaft ablegen. Immerhin müssen die fünf Orte 70 Prozent seiner Kosten tragen. Allerdings erleichtert das gute Betriebsergebnis die Zusammenarbeit mit den Kommunen.Aber nicht nur bare Münze zählt für Schmitz: "Alles, was im Revier passiert, geht mich was an." Dazu gehört auch das Gespräch mit Mountainbikern, Wanderern oder Einheimischen. Wertvolle Hinweise, etwa auf trockene Buchen, bekomme er häufig auf diesem Weg. Oft werden nach solchen Zwischenstopps die Blicke der Gesprächspartner verständnisvoller, wenn Schmitz weiter mit seinem alten Golf durch den Wald fährt.

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