Lernen mit dem Papagei

OBERSTADTFELD. Im Kindergarten Oberstadtfeld werden zehn Kinder seit einigen Wochen von der Französin Céline Reineke aus Daun in deren Muttersprache unterrichtet. Auch die Erzieherinnen lernen die Sprache, um mit den Kindern Französisch zu sprechen und zu singen.

Im Kindergarten Oberstadtfeld heißt es zur Begrüßung nicht an jedem Tag "Guten Morgen" oder "Auf Wiedersehen". Öfter ist dort auch ein "Bonjour" oder ein "Au revoir" zu hören. Jeden Freitag erhalten zuerst zwei Erzieherinnen und danach zehn Vorschulkinder Französisch-Unterricht. Die Französin Céline Reineke kam 1991 nach Daun und hat am Goethe-Institut Deutsch gelernt. An der Volkshochschule Daun erteilt sie heute Erwachsenen Französisch-Unterricht. Die Mutter von vier Kindern unterrichtete auch im integrativen Kindergarten in Daun bis vor drei Jahren Französisch. Seit kurzem gibt sie im Kindergarten Oberstadtfeld wieder einer Gruppe von zehn Vorschulkindern Unterricht in ihrer Muttersprache. Die Initiative dafür ging vom Kindergarten aus, die geringen Kosten bezahlen die Eltern freiwillig. "Wir gehören zu einer Grenzregion und wollen durch den Unterricht das Interesse an der Sprache anregen. Die Kinder sind begeistert", sagt Alexandra Zapp, Leiterin des Kindergartens. Sie betont, dass bei der Auswahl der Lehrerin besonders darauf geachtet wurde, eine Muttersprachlerin einzustellen. Die Vorteile des Französisch-Unterrichts liegen auf der Hand: Gerade im Alter von drei bis sechs Jahren ist es für Kinder sehr leicht, eine fremde Sprache zu lernen, da sich bei ihnen für diese kurze Zeit eine Art Fenster öffnet. Gerade in einer Grenzregion wie der Eifel mit kurzen Wegen nach Luxemburg, Belgien und Frankreich kann die Kenntnis der französischen Sprache später einmal sehr wichtig sein. Céline Reineke unterrichtet die Erzieherinnen etwas anders als die Kinder. Bei ihnen wird mehr Wert auf die Grammatik gelegt. "Ansonsten mache ich das Gleiche. Sie lernen Lieder, Begrüßung und Fragestellungen, damit sie diese auch in der Woche mit den Kindern üben können. Sie sollen im Alltag mit den Kindern viel Französisch sprechen und singen", sagt Céline Reineke. Was bei Kindern spielend geht - die Aussprache - ist bei den Erwachsenen oft sehr schwierig. "Das Französische wird anders gesprochen als es geschrieben wird. Deshalb ist es wichtig, Französisch zuerst mündlich zu lernen. Die Aussprache ist sehr wichtig, aber schwierig. Und das geht bei den Kindern einfacher als bei den Erwachsenen", sagt die Französin. Das Ziel von Céline Reineke ist es, den Kindern die fremde Sprache spielerisch beizubringen. Papagei "Corax" in Form einer Handpuppe hilft ihr dabei. Jonas, Yannik, Daniel, Tobias, Nelly, Jana, Marvin, Tim, Bastian und Katharina haben nach wenigen Stunden schon einfache Wörter und Sätze gelernt. "Corax spricht nur Französisch. Wenn er redet, müssen die Kinder versuchen, ihn zu verstehen und ihm in Französisch zu antworten. Mit dem Papagei reden sie viel lieber als mit mir." Und: "Was die Kinder hier lernen, vergessen sie nie. Wenn sie als 13-Jährige wieder Französisch lernen, ist die Aussprache sofort wieder da", sagt Céline Reineke.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort