Liebe auf den späten Blick

OBEREHE-STROHEICH. Es ist nicht nur seine Freude, sondern auch die seiner Mitmenschen: Rentner Franz-Josef Sondermann restauriert alte oder defekte Nähmaschinen und tut damit manch gutes Werk. Was ihm dieses Hobby bedeutet und wie er zu ihm kam, erzählt er im Gespräch mit dem TV.

 Franz-Josef Sondermann hat eine späte Passion entdeckt: Die Liebe zu Nostalgie-Nähmaschinen.Foto: Gabi Schüller

Franz-Josef Sondermann hat eine späte Passion entdeckt: Die Liebe zu Nostalgie-Nähmaschinen.Foto: Gabi Schüller

Der Faden des Lebens spult sich unaufhaltsam ab. Ein kurzer Blick ins Leben von Franz-Josef Sondermann zeigt, wie man diesen Faden auch im Alter in der Hand behalten kann. Sondermanns glücklicher Blick fällt auf die mechanischen Kostbarkeiten, die - nach einfühlsamer Behandlung in der Hauswerkstatt - in seiner Wohnung ein glänzendes Dasein wiedergefunden haben. Die einst vergessenen alten Nähmaschinen halfen Sondermann, vom erfüllten Berufsleben als Ingenieur - alles andere als "nahtlos" - ins Rentnerleben überzugehen. War es Intuition des heute 68-Jährigen, als er vor drei Jahren ein zum Verkauf stehendes altes Haus in seiner Wahlheimat Oberehe aufsuchte? Dort stand sie: Verstaubt. Verhärtet. Vergessen. Heute hat sie einen Ehrenplatz in Familie Sondermanns schmuckem Eigenheim: die alte "Singer". Nachdem das Eisengestell geputzt war und goldene Dekore hervorblitzten, hatte es Sondermann "gepackt". Neugier, den Ingenieursberuf im Blut, handwerkliches Geschick, westfälische Gründlichkeit und genügend Zeit verhießen eine rasche "Einarbeitung" auf neuem Terrain. Denn nach dem Putzen kam in zahlreichen Arbeitsstunden die Mechanik dran. Und der Augenblick der Erkenntnis, "sie läuft - sie näht!", sei die "Nahtstelle" zu einer neuen, spannenden Freizeitbeschäftigung gewesen. So drückt Sondermann seine Begeisterung aus. Dabei hebt er seine Wertschätzung gegenüber den alten Maschinen und ihrer Hersteller hervor: Er bewundert die unverwüstliche Mechanik, die so wunderbar mit gestalterischer Ästhetik gepaart sei. Ob er denn auch nähe? "Ja, ich nähe auch", antwortet Sondermann und zeigt seine überaus praktische Ausstattung: Für die schnelle Stoff- oder Lederreparatur stehen je eine Nähmaschine mit weißem und schwarzem Faden sowie die Singer mit spezieller Ledernadel bereit. Mit der Handkurbel ist flott und unkompliziert eine exakte Naht gemacht.Hilfe für Russland

Aber auch noch ein weiterer Faden wurde gesponnen: Die Ankurbelung der Hilfe zur Selbsthilfe. In seiner Heimwer-ker-Ecke restauriert der Pensionär nicht nur Nostalgie-Nähmaschinen, sondern repariert auch defekte jüngere Koffernähmaschinen, die ihm freundliche Mitmenschen überlassen haben. Wenn die Maschinen wieder funktionstüchtig sind, stellt Sondermann sie verschiedenen Institutionen zur Verfügung: Kindergärten etwa oder dem Verein Eifellicht, der durch Hilfstransporte Menschen in Russland unterstützt. "Als Rentner muss man etwas zu tun haben", bekräftigt Sondermann seine Überzeugung und erntet dabei den zufriedenen Blick seiner Ehefrau Ursula. Die Beschäftigung mit Nähmaschinen wäre ihm kaum jemals in den Sinn gekommen, sagt er - wenn da nicht eines Tages der spontane Besuch im alten Haus in der Nachbarschaft gewesen wäre... Wer eine Nähmaschine abgeben möchte oder sich für eine Vermittlung interessiert: Franz-Josef Sondermann freut sich auf jedes Gespräch. Er ist zu erreichen unter Telefon und Fax 06595/529.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort