Liebesbrief, Steckbrief, Abschiedsbrief

Von Kindheit an - seit seine Großmutter ihm vom "Stumpf arm" erzählte - hat Helmut Müller die Geschichte des in der Eifel mordenden Johann Mayer (1886-1923) nicht mehr losgelassen. Er recherchierte, referierte bei Themenabenden und verfasste eine bemerkenswerte 80-seitige Dokumentation, die jetzt veröffentlicht wurde.

 Helmut Müller hat die Geschichte des „Stumpfarm“ genannten Mörders Johann Mayer als Buch herausgebracht. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Helmut Müller hat die Geschichte des „Stumpfarm“ genannten Mörders Johann Mayer als Buch herausgebracht. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Mannebach. (bb) "Ich hätte doch nie im Leben gedacht, dass ich mal ein Buch herausbringe", erzählt Helmut Müller im TV-Gespräch und berichtet von dem schönen Gefühl, als er es druckfrisch in der Hand hält: im Bildbandformat, in Grün gebunden, in Goldschrift betitelt, mit historischen Fotografien aus den Eifeldörfern, in denen der "Stumpf arm" sein 37 Jahre währendes Leben verbrachte, mit Fotos der fünf Opfer und der Leichenfundorte, mit Abdrucken von Geburts- und Sterbeurkunde, Liebesbriefen, Steckbrief, Todesurteil, Gnadengesuch, Abschiedsbrief... Und mit Müllers eigenen Erzählungen, die auf akribischen Recherchen in Chroniken und Archiven und auf der Befragung von Zeitzeugen beruhen.

Seit sechs Wochen gibt es das Buch über den seit einem Arbeitsunfall "Stumpfarm" gerufenen Johann Mayer, den "Wilderer, Streuner und Mörder, den Eifeler Schinderhannes", wie es im Untertitel heißt; an die 500 Exemplare sind bereits verkauft. "Die erste Auflage war weg, bevor das Buch fertig war", erzählt Müller. Die zweite Auflage sei bis auf wenige Exemplare vergriffen, die dritte im Druck. Wie zum Beweis der großen Nachfrage klingelt in diesem Augenblick Sabine Fronert-Lehnen aus Kaperich an Müllers Haustür. Sie kauft vier Stück. "Zum Verschenken und im Auftrag von Verwandten", sagt sie und erzählt, dass sie und ihr 13-jähriger Sohn Sven das Buch regelrecht "verschlungen" hätten. "Gut gemacht, sehr interessant und spannend", findet sie.

Von seiner Großmutter Johanna Müller hatte das Schulkind Helmut Müller erstmals vom "Stumpfarm" erfahren. Sie hatte als junge Frau dessen drittes Mordopfer im Mannebacher Gemeindewald gefunden. "Das Thema hat mich einfach nicht mehr los gelassen", sagt Müller, dessen Lieblingsfach an der Hauptschule Kelberg Geschichte war, der in der Erforschung seiner Ahnen bis in das Jahr 1580 vorgedrungen ist, der seine bisherigen heimatgeschichtlichen Erkundungen in mehr als 200 Ordnern gesammelt hat. Seit 1991 betreibt er ein Bauernmuseum. Beruflich war der heute 47-Jährige knapp zwei Jahrzehnte im Brückenbau tätig. Seit 2004 ist er Frührentner.

Grundlage seiner Stumpfarm-Dokumentation waren für Müller zwei Heimatjahrbuch-Berichte (1979 und 1983) von Franz Josef Ferber aus Daun. Seit 2005 gibt er vor Gruppen an Stationen eines Themen-Wanderwegs in der Verbandsgemeinde Vordereifel Auskunft über das Leben und die schrecklichen Taten Johann Mayers. Von November 2006 bis März 2008 war er Referent von viel beachteten Abenden über den "Stumpfarm". Immer wieder sei er dabei ermuntert worden, ein Buch über den "Stumpfarm" zu machen, erinnert sich Müller. Bei der Realisierung haben ihn besonders Dieter Laux aus Müllenbach (Kreis Cochem-Zell) und Peter Bauer aus Mannebach unterstützt.

Die Dokumentation ist erhältlich bei Helmut Müller, Dorfstraße 7, 56769 Mannebach, Telefon 02657/1397, und beim Cardamina-Verlag, Willibrordstraße 11a, 56637 Plaidt, Telefon und Fax: 0700/2827 3835, E-Mail: kontakt@cardamina.de, Internet: www.cardamina.de

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