Lutzerath heizt zukunftsträchtig

LUTZERATH. (red) Von Wärmeerzeugung will in diesen Tagen keiner was wissen, aber: Ab der kommenden Heizperiode werden öffentliche Gebäude in Lutzerath durch Energie aus Biomasse befeuert. Die Ortsgemeinde ist bei der Umsetzung alternativer Energiekonzepte Vorreiterin im Kreis Cochem-Zell.

Der zukunftsträchtige Vertrag zwischen der Ortsgemeinde Lutzerath (VG Ulmen) und den Landwirtsbrüdern Kessler nimmt immer mehr Gestalt an: Derzeit entsteht die Verbindungsleitung zwischen deren Scholzehof und dem Feuerwehrgerätehaus, das demnächst durch Wärme aus Biomasse versorgt werden wird - ebenso wie die Regionale Schule und der Kindergarten. Die Gebrüder Kessler betreiben auf ihrem Aussiedlerhof eine Biogasanlage mit nachwachsenden Rohstoffen, die eine Leistung von rund 350 Kilowatt erzeugt. Ein langer Graben schlängelt sich bereits von der Biogasanlage in Richtung Ortslage. "Als Termin haben wir den Beginn der neuen Heizperiode vor Augen", erklärt Hermann Kessler. Rund 200 000 Euro investieren die Brüder in die Versorgungsinfrastruktur. Dazu gehört sicherheitshalber ein so genannter Spitzenlastkessel. Der springt bei Mehrbedarf ein - oder falls die Anlage doch einmal ausfallen sollte - und wird dann mit herkömmlichem Heizöl betrieben. Ausgelegt ist die Anlage so, dass bis minus 14 Grad eine Wärmeversorgung sichergestellt ist. Die Kesslers verlegen die Leitungen bis in die Gebäude, sodass für die Verbandsgemeinde und den Kindergartenzweckverband wie bei konventioneller Beheizung der Gebäude die Verantwortung erst ab "Übergabestelle" besteht. 100 000 Euro kosten auf der anderen Seite die Verbandsgemeinde die Heizungen in ihren Gebäuden. Das Pfiffige an der ganzen Sache: Die Heizungen in Gerätehaus, Kindergarten und Schule müssen ohnehin erneuert werden, wie Bürgermeister Hans Werner Ehrlich erläutert. "Das Ganze passt einfach." Und eine Erweiterung wird von vornherein möglich gemacht. Sollte die Heizungsanlage im Bürgerhaus eines Tages am Ende sein und erneuert werden müssen, kann auch diese an die Ökoenergie angeschlossen werden. "Ja, wir sind in der Verbandsgemeinde Ulmen schon ein gewisser Vorreiter in Sachen alternative Energie", freut sich der Bürgermeister. Tatsächlich werden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen, und beide Seiten sind zufrieden: Die Ortsgemeinde spart erhebliche Kosten gegenüber konventioneller Energieversorgung. Die heimische Landwirtschaft wird unterstützt, was wiederum zur Einkommensentwicklung beiträgt. Und noch ein positiver Nebeneffekt: Die Landwirte brauchen keine Flächen brachliegen zu lassen, womit die Pflege der Kulturlandschaft gesichert ist. Um die Dimension zu verdeutlichen, nennt Hermann Kessler Zahlen: Um 300 Kilowatt Strom zu erzeugen, entstehen 470 Kilowatt Wärme. Und diese Wärme wurde bislang komplett ungenutzt in die Luft geblasen. Mit der neuen Biogasanlage wird sie aber zu etwa 90 Prozent genutzt.

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