"Macht es, und macht es jetzt!"

DAUN. Eindeutige Meinung: Beim Diskussionsabend im Forum Daun war die überwältigende Mehrheit der rund 150 Besucher dafür, den Kreis Daun in Vulkaneifelkreis umzubenennen. Keiner der fünf Verbandsgemeinde-Bürgermeistern war anwesend.

Der Veranstaltungsort war bewusst gewählt: Landrat Heinz Onnertz, der Initiator des neuerlichen Umbenennungsversuchs (der TV berichtete mehrmals) sowie die Kreistagsfraktionen, die das Vorhaben allesamt unterstützen, wollten dorthin, wo der Widerstand am größten zu sein schien. Quasi in die Höhle des Löwen. "Dorthin, wo es brennt", wie Onnertz zuspitzte. Nach Daun. Denn in der Kreisstadt war vor rund acht Jahren in beispielhafter Art und Weise der Widerstand organisiert worden, an dem das bereits vom Kreistag auf CDU-Antrag beschlossene Vorhaben gescheitert war. Vor allem, weil die Bürger zuvor nicht gehört wurden. Und dieser Fehler sollte diesmal nicht begangen werden. "Gratulation zu der tollen Veranstaltung"

So merkte denn auch Gastredner Werner Schröter, Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises, der bis 2004 Landkreis Ludwigshafen hieß, gegen Ende des Abends anerkennend an: "Gratulation zu der tollen Veranstaltung. Wie hier die Bürger mitgenommen werden, das ist vorbildlich." Zuvor hatte er aus der Praxis berichtet, dass es auch in seiner Heimat erst im dritten Versuch geklappt habe, dass er es heute noch als Fehler ansehe, die Bürger im Vorfeld nicht befragt zu haben, dass Gastronomen und Landwirte bereits vom neuen Namen wegen besserer Vermarktungsmöglichkeiten profitierten (ohne dass er jedoch konkrete Zahlen nannte) und dass die Kosten kein Gegenargument seien. "Bei uns hat die gesamte Umstellung gerade einmal 9100 Euro gekostet, mehr nicht", sagte er. Seiner Meinung, dass der Name Vulkaneifel "toll und bestimmt ein bisschen werbewirksamer als der der Stadt Daun" sei, ließ Schröter abschließend einen Appell folgen: "Jeder sollte mit dem wuchern, was er hat. Also: Macht es, und macht es jetzt!" In die gleiche Kerbe schlug Herbert Schneiders, Chef der CDU im Kreis: "Es ist an der Zeit, die Entscheidung herbei zu führen." Etwas zurückhaltender gab sich Joachim Albrech, Geschäftsführer des "Taurus"-Instituts an der Universität Trier, das sich mit Regionalentwicklung beschäftigt. Er listete die Vorteile auf (Einzigartigkeit der Region ist im Namen Vulkaneifel enthalten; Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Naturraum; Steigerung des Bekanntheitsgrads; bessere touristische Vermarktung; allgemein der Trend hin zu naturräumlichen Bezeichnungen), nannte die Nachteile (Vulkanismus nicht nur im Kreis Daun; Kritik der Nachbarn; Kosten) und kam zu dem Schluss: "Wenn Sie die Umbenennung machen wollen, dann nur mit großer Mehrheit im Rücken, ansonsten kommt es zur Selbstzerstückelung." Und im Wettbewerb der Regionen sowie der anstehenden Regionalreform "werden Sie Ihre Kraft noch brauchen", sagte er. Apropos brennen. Das tat es diesmal zeitweise auch, aber anders als damals: Mit teilweise flammenden Plädoyers für die Umbenennung meldeten sich einige Bürger zu Wort. So sagte Anton Hölscher aus Daun: "Mit dem Namen Vulkaneifel werden Kraft, Natur, reines Wasser assoziiert, das hat etwas Spannendes, erhöht die Neugier auf die Region und verbessert die Vermarktungsmöglichkeiten unserer Produkte." "Der Name Vulkaneifel integriert. Denn wenn keine der drei Städte genannt ist, können alle gut dabei sein", sagte Ekkehard Nau aus Immerath, der nun aber auch ein Konzept für die Vermarktung der Marke Vulkaneifel forderte und im Hinblick auf eine Regionalreform zur Eile ermahnte: "Wir sollten nicht warten, sondern aktiv werden. Sonst werden wir davon überrascht, was andere machen." Auch Dauns Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (SPD), früher ein Gegner, sprach sich deutlich für den neuen Namen aus: "Dadurch fällt der Stadt Daun kein Zacken aus der Krone. Vielmehr werden auch die Dauner Gastronomen und Geschäftsleute davon profitieren." Ihm sei es "viel wichtiger, dass Daun Kreisstadt bleibt." Einen Kompromissvorschlag deutete der bekennende Befürworter der Umbenennung, Richard Müller aus Hörschhausen, an: "Der Name sollte Vulkaneifelkreis werden, das Autokennzeichen DAU bleiben." Spontane Reaktion von Landrat Onnertz: "Es war nie Thema, das Kennzeichen zu ändern.""Dadurch kommt kein Gast mehr in den Kreis"

Heinz Weber, Vorsitzender des Gewerbevereins Gerolstein, meinte süffisant: "Ich könnte mir vorstellen, dass die Gerolsteiner die Umbenennung befürworten." Hingegen sagte Alois Meyer aus Daun: "Der Begriff Vulkaneifel ist unbestritten gut, dennoch sollte der seit Jahrhunderten bekannte Name Daun nicht einfach gestrichen werden." In die gleiche Kerbe schlug "Ur-Daunerin" Hiltrud Wendels: "Ich glaube nicht, dass dadurch ein Gast mehr in den Kreis kommt." Zu bedenken gaben einige Bürger, darunter Rita Schmaus aus Daun, noch mehr Bürger des Kreises zu befragen. Nur über das Wie herrschte Uneinigkeit. Winfried Wülferath aus Gerolstein wiederum zollte großes Lob an die Initiatoren: "Respekt, wie differenziert und absolut nicht einseitig das Thema angegangen wird."

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