Maialtärchen und Nacht-Geläut

In unserer heutigen Dorfgeschichte geht es um den Wonnemonat Mai, den Ursprung des Namens und den Brauch der so genannten Maialtärchen.

Der Wonnemonat Mai ist da. Eine Zeit, in der die Natur mit Kraft heranreift. Ein Monat, der schon bei unseren heidnischen Vorfahren den Göttinnen der Fruchtbarkeit geweiht war. Sein Name wurde wohl aus dem Lateinischen "maius" gebildet. Als Namensgeber wird ein altitalischer Gott Maius vermutet, der Beschützer des Wachstums gewesen sein soll. Die katholische Kirche widmete ihn Maria, der Mutter Gottes. Gefühlvoll sangen unsere Vorfahren das beliebte Kirchenlied, in dem die Gottesmutter Maria als "Maienkönigin" angefleht wurde. "Maria, Maienkönigin, dich will der Mai begrüßen."Nahezu ausgestorben ist seit wenigen Jahrzehnten der sinnvolle Brauch, dass Eltern mit ihren Kindern zu Hause, im Schlaf- oder Wohnzimmer, im Flur oder etwa im Herrgottswinkel der Mutter Gottes eine Ecke einräumten, um dort ein "Maialtärchen" aufzubauen. Ein Muttergottesbild wurde aufgehängt oder eine Marienstatue aufgestellt, daneben vielleicht eine Kerze, auf jeden Fall prangten in Vasen oder Trinkgläsern frische Blumen. Beliebt waren "Vergissmeinnicht". Sie hielten lange, während die leuchtend goldgelben Sumpfdotterblumen, die man auch gerne "Butterblumen" nannte, so schnell ihre Blütenblätter verloren. Beliebt waren auch der Wilde Flieder, Wiesenschaumkraut oder Maiglöckchen.Vor diesem kleinen Marienaltar wurden dann meist zum Morgen-, Tisch- oder Abendgebet noch ein zusätzliches Ave-Maria gebetet oder bekannte Marienlieder gesungen.Der Muttergottes zu Ehren werden vielerorts noch sogenannte Maiandachten gehalten. Solche Gebetsstunden, entsprungen dem altgermanischen Glauben an Fruchtbarkeitsgöttinnen, sind schon im Mittelalter nachweisbar und wurden oft durch Päpste mit besonderen Ablässen ausgestattet. Noch vor über 200 Jahren war es im Trierer Raum auch üblich, während des Monats Mai ständig Glocken zu läuten. Damit wollte man den Segen Gottes auf die Saaten der Felder herabrufen. Gegen daraus entstandenen Unfug und Aberglauben wandten sich Geistliche, aber unter anderem auch die Trierer Bischöfe, wie in folgender Anweisung vom 27. April 1736 zu lesen ist: "Nebst der Mitteilung einer erzbischöflichen Vorschrift über die während des ganzen Monats Mai zu feiernde tägliche Abendandacht von 7 bis 8 Uhr, zur Erflehung des göttlichen Segens zum Gedeihen der Feldfrüchte, werden sämtliche Pfarrer, Seelsorger und Sendschöffen angewiesen, durch sich selbst und die Ortsvorsteher darauf zu wachen, dass kein ärgerliches Nacht -Geläut getrieben werde." 1784 wurde befohlen, das Maigeläute gänzlich zu unterlassen.

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