Mainz bremst Weinsheim

WEINSHEIM. (vog) Seit zwei Jahren wird die Euweco GmbH (Europäische Werkstätten-Cooperation) in Weinsheim nach Meinung der Verantwortlichen systematisch vom Mainzer Sozialministerium ausgebremst. Die Werkstatt für psychisch Behinderte platzt aus allen Nähten und der Geschäftsführung platzt der Kragen. Nun gehen die Geschäftsführer an die Öffentlichkeit.

60 psychisch behinderte Menschen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren, vom Sonderschulabgänger bis zum Schreinermeister oder Akademiker, arbeiten momentan bei der Euweco. 100 Weitere stehen auf der Warteliste. Sie haben nach der Entlassung aus der medizinischen Behandlung nur über diese berufliche Rehabilitation am offenen Arbeitsmarkt eine Chance zum Wiedereinstieg. Seit September 1999 existiert die Euweco, eine Kooperation der Westeifel-Werke (WEW) auf deutscher Seite und der christlich ostbelgischen Krankenkasse (COK) auf belgischer Seite. Übrigens war die Gründung der Euweco im Zuge der gemeindenahe Psychiatrie "der ausdrückliche Wunsch des rheinland-pfälzischen Sozialministeriums", heißt es in einer Pressemitteilung der Euweco-Geschäftsführung. Bereits zweieinhalb Jahre nach der Eröffnung, im Mai 2002, schrieben beide Landräte ans Sozialministerium - nach einem Behördentermin, an dem auch Vertreter aus Mainz teilnahmen - und baten um eine Aufstockung von 40 Plätzen. Im März 2003 beantragte die Euweco zusätzlich die Genehmigung eines zweiten Standortes in Daun. Die genehmigte Konzeption vom 16. Juli 1996 sieht "mittel- bis langfristig drei Werkstätten mit maximal je 60 Plätzen auf der deutschen Seite und zwei auf der belgischen Seite" vor. Der Platzbedarf für das Euweco-Einzugsgebiet von Eupen, Verviers bis Sankt Vith und den beiden Eifellandkreisen wurde nach einem Umrechnungsschlüssel der Bundesregierung auf 320 festgesetzt. Als weder auf das Schreiben der Landräte noch auf den Antrag der Euweco eine Reaktion aus Mainz kam, erinnerte die Euweco im Mai 2003 an die Dringlichkeit, damit "die Versorgung der psychisch behinderten Menschen weiterhin gewährleistet werden kann". Mainz blieb stumm - trotz weiteren Interventionen der beiden Landräte und einem erneuten Erinnerungsschreiben der Euweco vom 22. August 2003. Mitte Januar 2004 dann endlich ein Fingerzeig aus Mainz. Man werde sich "in Kürze" melden. Ende März kündigte das Ministerium für den 27. Juli 2004 einen Besuch an. Da platzte der Euweco-Geschäftsführung der Kragen. Sie schrieb am 6. April, "dass die gestellten Anträge bewusst nicht bearbeitet und eine Entscheidung hinausgezögert" werde. Mittlerweile haben der Euweco-Fachausschuss und der Werkstattrat Resolutionen verabschiedet. "Durch die Untätigkeit des Ministeriums sehe sich Euweco nicht in der Lage, den Versorgungsauftrag für psychisch behinderte Menschen im Einzugsgebiet zu erfüllen."

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