Mario und die Netzdetektive

Einer der profiliertesten Gäste beim Krimifestival "Tatort Eifel" im September (der TV berichtete) ist der in Köln lebende Schriftsteller und Drehbuchautor Mario Giordano. Mit dem TV traf er sich zum Gespräch über Bücher, Filme und neue Formate fürs Fernsehen.

 Kommt in die kriminalistische Löwengrube am Tatort Eifel: Schriftsteller Mario Giordano. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Kommt in die kriminalistische Löwengrube am Tatort Eifel: Schriftsteller Mario Giordano. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Daun/Köln. "Das Experiment" machte vor acht Jahren Furore: Der hochdramatische Psycho-Thriller um eine gestellte Gefängnissituation (Hauptrolle: Moritz Bleibtreu) lockte fast zwei Millionen Zuschauer in die Kinos und sackte viele Preise ein. Für den Regisseur Oliver Hirschbiegel bedeutete der Film zugleich den Sprung vom Bildschirm auf die Leinwand.

Den Roman, auf dem der Film basiert, schrieb Mario Giordano. Und er verfasste, gemeinsam mit Christoph Darnstädt und Don Bohlinger, das preisgekrönte Drehbuch. Viele weitere folgten: Selbst wer Giordano nicht kennt, hat wahrscheinlich schon einmal einen Fernsehfilm gesehen, für den er - alleine oder gemeinsam mit An dreas Schlüter - die Grundlage lieferte. Die "Schimanski"-Folge "Golem" zum Beispiel. Einen der neuen Leipziger MDR-"Tatorte" mit Simone Thomalla und Martin Wuttke - oder den "Polizeiruf 110" aus München.

Im September kommt Mario Giordano zum Krimifestival: "Ich wollte schon längst mal dagewesen sein, jetzt freue ich mich sehr, dass es endlich klappt", sagt der 46-Jährige. Gemeinsam mit dem britischen Produzenten und Autor Paul Tyler wird Giordano bei "Tatort Eifel" über neue Fernsehformate referieren - und von einem für Deutschland ungewöhnlichen Projekt berichten, das die beiden derzeit entwickeln. "Paul und ich sind gerade dabei, uns eine interaktive Fernsehserie auszudenken. Diese neuen Erzählformen sind in anderen Ländern, vor allem in Großbritannien, längst gang und gäbe. Da liegt Deutschland noch fünf, sechs Jahre zurück."

Der Kniff des von Giordano und Tyler ausgeheckten Projekts: "Das wird eine wöchentliche Krimiserie sein, bei der man die Möglichkeit hat, der Hauptfigur übers Internet Hinweise zukommen zu lassen. Die werden dann von den Autoren verarbeitet, in die Geschichte eingebaut, und dann wird das gedreht."

Da ist schnelles Arbeiten gefragt - nicht ganz einfach. "Stimmt", sagt Giordano. Aber das passt zum Leben eines freien Autors: So hat er im Moment drei Aufträge gleichzeitig in Arbeit. "Gerade arbeite ich an einem afrikanischen Flüchtlingsdrama, das wird ein internationaler Kinofilm mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle." Den dänischen Schauspieler kennt man unter anderem aus "Casino Royale" und "Ein Quantum Trost", den jüngsten James-Bond-Filmen mit Daniel Craig als 007.

"Dann arbeite ich an einem Polizeiruf für den BR, der im September gedreht werden wird. Ich schreibe weiter an der KiKa-Krimireihe. Und ich habe einen Kinderfilm geschrieben, der hoffentlich im nächsten Jahr gedreht wird."

Viel Holz - aber das muss so sein: "Man kann nicht von einem Projekt alleine existieren", sagt er. Hinzu kommen die Stoffe und Ideen, die er von sich aus entwickelt - ein Risiko, denn man wisse als Autor längst nicht immer, ob sie auch umgesetzt und vor allem bezahlt würden.

Wie hält man das durch? "Weniger schlafen", sagt Mario Giordano und lacht. "Das ist viel Arbeit. Aber das ist alles auszuhalten."

"Tatort Eifel" wird vom 11. bis 20. September in der Vulkaneifel ausgerichtet. Mario Giordano und Paul Tyler referieren am Samstag, 19. September, 11 Uhr, im Kino Daun. Extra Mario Giordano, 1963 in München geboren, lebt seit einigen Jahren in Köln. Studium der Psychologie in Düsseldorf, seit 1992 schreibt er Kinder- und Jugendbücher, Drehbücher und Romane. Besonders erfolgreich: Der Thriller "Black Box - Das Experiment" (Kinofilm 2001). Auch seine Jugendbücher "Karakum" und "Der aus den Docks" wurden verfilmt. Viel Resonanz erhält er auch für seine mehrfach ausgezeichneten Kinder-Kunstbücher, in denen er jungen - und erwachsenen - Lesern einen ganz neuen Zugang zu den Werken großer Maler ermöglicht. Bisher bei Aufbau und Dumont erschienen: "Der Mann mit der Zwitschermaschine" (über Paul Klee), "Pablos Geschichte" (Picasso), "Leonardos Katze" (Leonardo da Vinci), "Emil Nolde für Kinder" sowie zuletzt "Bilderräuber" über berüchtigte Kunstdiebstähle. (fpl)

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