Mehr Geld, weniger Fliegen

WIESBAUM. Wenige Monate nach der Inbetriebnahme läuft die Biogasanlage in Wiesbaum auf Hochtouren. Seit Anfang der Woche ist auch das Nahwärmenetz zum Gewerbegebiet frei geschaltet. Die beteiligten Landwirte sind sehr zufrieden. Die Finanzierung über Beteiligung wirft höhere Gewinne ab als geplant.

"Jetzt wird die zweijährige Planungs- und Umsetzungsphase mit Erfolg gekrönt", freut sich Joachim Böhm von Biogas Südwest. Geschäftsführer Andreas Knaf sagt: "Wir waren überrascht vom starken Zusammenhalt der Landwirte und dem Engagement jedes Einzelnen. Die waren im Winter auch um Mitternacht noch da." Am 10. Dezember 2003 ging die Biogasanlage in Wiesbaum in Betrieb. Nach sechs Monaten hatte die Anlage ihre Maximalleistung erreicht und seit Anfang der Woche wurde die Warmwasserversorgung einiger Betriebe im Gewerbegebiet über ein Nahwärmenetz dazu geschaltet. Insgesamt wurden statt 1,84 Millionen Euro zwei Millionen Euro investiert. Der Grund: Im April war die Novelle des Einspeisungsgesetzes für Strom durch. Das bedeutet, statt zehn Cent je Kilowattstunde erhält die gegründete Natur-Energie-Wiesbaum-Betreibergesellschaft mbH (NEWB) 16 Cent. Wegen dieser neuen Strompreispolitik waren die Betreiber bereit, die Investitionen zu erhöhen. Böhm: "Wir haben zusätzlich zwei Gülleabfüllstationen samt befestigter Fläche gebaut." Ab 1. August hat die Preispolitik einen satten Aufschlag von 60 Prozent bei einer Jahresproduktion von 4,4 Millionen Kilowattstunden zur Folge. Davon profitieren auch die vertraglich gebundenen neun Landwirte. "Sie werden bis zu 40 Prozent beteiligt", verspricht Knaf. Das Finanzierungsmodell sieht wie folgt aus: 565 000 Euro Eigenkapital brachten die 41 Anteilseigner ein (40 Prozent Landwirte und Wärmeabnehmer, 60 Prozent Fonds). Der Fonds wurde im freien Kapitalmarkt angeboten und 2003 geschlossen. Versprochen war eine Rendite von neun Prozent bei 20 Jahren Laufzeit. Knaf: "Das wird sich wesentlich erhöhen." Nach diesem Finanzierungsmodell ist die Wiesbaumer Anlage die größte ihrer Art in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Deutschlandweit gibt es zehn. Biogas Südwest plant derzeit drei weitere in der Region Trier."Prestige der Landwirtschaft wird ausgebaut"

Die NEWB-Vertragslandwirte sind zufrieden. Heinz Esch aus Birgel sagt: "Nicht nur, dass wir so das Prestige der Landwirtschaft ausbauen können, wir hoffen auch auf ein solides Zusatzgeschäft." Die Maisernte von acht Hektar sowie den "dritten Schnitt" von 30 Hektar hat er vertraglich der NEWB zugesichert. Lothar Schütz aus Wiesbaum hat sich in gleichem Umfang verpflichtet: "Es ist auch ein Vorteil für die Umwelt, dass durch die Nutzung in der Anlage die Gülle veredelt und geruchsärmer wird." Gülle und Festmist holt die NEWB auf eigene Rechnung bei den Bauern ab. Nach der Biogasproduktion bringt sie das Material wieder auf die Höfe zurück. Für Gülle und Festmist bekommen die Bauern keinen Obolus, nur für Silage und Mais - etwa 60 Euro je Tonne Trockensubstanz. Das macht je Hektar zwischen 900 und 1200 Euro. Bei der NEWB wurden eine Vollzeitstelle und zwei Arbeitsplätze für Aushilfen geschaffen. Die Verwaltungsarbeiten erledigt Biogas Südwest. Seit Anfang der Woche werden das Gründerzentrum Higis und drei Betriebe im Gewerbepark über das Nahwärmenetz mit Warmwasser versorgt. Die Firma Viana, Hersteller von vegetarischer Kost, ist mit 300 000 Kilowattstunden pro Jahr einer der größten Abnehmer. Prokurist Clemens Lammers sagt: "Der Preis orientiert sich am Erdgas und liegt immer 15 Prozent darunter." Ein weiterer Vorteil für Viana: "Die Gülle stinkt nicht mehr und es gibt wesentlich weniger Fliegen." Bei der Bearbeitung verliert die Gülle 85 Prozent an Geruch. In die Kritik war die Biogasanlage wegen der Nähe zur Straße und der Höhe der Anlagen geraten. Von einer "Verunstaltung" des Landschaftsbilds wollen aber weder die Planer noch die Landwirte etwas wissen. Landwirt Friedhelm Schmitz aus Mirbach meint: "Es ist die optimale Verkehrsanbindung direkt am Kreisel und außerdem haben wir nichts zu verstecken. Das kann jeder sehen." Landwirt Esch pflichtet ihm bei: "Das ist ein Gewerbe- und kein Wohngebiet." "Wir haben alles mit schnell wachsenden und ganzjährig grünen Pflanzen eingefasst. In zwei Jahren ist nichts mehr zu sehen", argumentiert Knaf. Einen Tag der offenen Tür gibt es am Sonntag, 8. August. Ab 11 Uhr werden stündlich Führungen angeboten.

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