Mehr anpacken, weniger jammern

DAUN. (sts) Deutschland fehlt Mut und Weitblick: Auf Einladung des Rotary Clubs Daun-Eifel und des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft sprach Bernhard Jagoda, früherer Chef der Bundesanstalt für Arbeit, zum Thema "Arbeit für alle - eine Illusion?"

In seiner Begrüßung hatte Joachim Nitsch, Studiendirektor am Regino-Gymnasium in Prüm, als Vertreter des Rotary Clubs Daun-Eifel die deutsche Wirtschaft mit einem Schiff verglichen, auf dem die Mannschaft sich anstrenge, viele kleine Lecks zu stopfen, und dabei niemand merke, dass der Steuermann an Bord fehle. Jagoda griff dieses Bild auf und beklagte mangelnden politischen Weitblick und fehlenden Mut in Deutschland, wenn es darum ginge, die richtigen Entscheidungen für die wirtschaftliche Zukunft zu treffen. Die bestehenden Probleme könnten gelöst werden, allerdings nicht durch Einzelaktionen. "Misstrauen Sie Menschen, die Ihnen simple und schnelle Lösungen versprechen", sagte Jagoda. Deutschland sei trotz aller wirtschaftlichen und finanziellen Probleme noch immer eine der leistungsstärksten Wirtschaftsnationen der Welt. Die Globalisierung sei für Deutschland eine große Chance, keine Bedrohung. Deutschland brauche Wachstum, wieder mehr Produktion, Investitionen in zukunftsorientierte Hochtechnologie, Flexibilität der Arbeitswelt und Förderung von Höchstleistungen, forderte Jagoda. Zu alledem brauche das Land positives Denken als Grundhaltung. Deutschland müsse wieder mehr anpacken und weniger jammern. Deutschland müsse die nötigen Schritte konsequent umsetzen und nicht immer nur zerreden. Dazu brauche es einen partei- und gesellschaftliche Gruppen übergreifenden Konsens. Zu Bekämpfung der Arbeitslosigkeit empfahl Jagoda sich ergänzende Qualifizierungsmodule in der Ausbildung statt der derzeitigen "Alles oder Nichts"-Lösungen. Zur Flexibilisierung der Arbeitszeit schlug er vor, LebensarbeitszeitKonten einzuführen, die den Bedürfnissen der Beschäftigten und der Arbeitgeber gleichermaßen gerecht würden. Allerdings werde die Arbeitslosigkeit auch bei steigendem Wirtschaftswachstum nicht gleich zurückgehen, dafür sei die moderne Wirtschaft zu effizient. Jagoda beschwor die Chancen, die der Ausbau des Dienstleistungssektors für die Schaffung von Arbeitsplätzen habe. Der Referent hinterließ nachdenkliche Zuhörer, auch zahlreiche Jugendliche, die sich fragten, wie der vom Referenten beschworene Konsens der Leistungsträger in Wirtschaft und Politik zu erreichen sei und ob die derzeitige politische Klasse den langen Atem und die Weitsichtigkeit dafür werde aufbringen können.

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