Menschlichkeit statt Paragrafen

MÜRLENBACH. Die Schließung des Don Bosco Altenheims scheint beschlossene Sache zu sein. Fast 700 Protestunterschriften wurden nun an der Niederkyll gesammelt und an Politiker übergeben. Mit dem Ergebnis, dass zumindest eine längerfristige Übergangslösung für die 21 Bewohner erreicht wurde.

"Es wäre eine Schande, wenn das Altenheim geschlossen wird. Die Senioren werden dort in liebevoller Atmosphäre gepflegt", sagt Theresia May aus Densborn. Ihre 86-jährige Mutter wurde im Don Bosco Altenheim in Mürlenbach vier Jahre lang gepflegt. Irmgard Handwerk aus Hillesheim hat ihre 80-jährige Mutter in dem von Nonnen geführten Haus untergebracht. "Sie ist seit sechs Jahren dort und seit 16 Monaten bettlägrig. In diesen Monaten hat sie keine wunde Stelle bekommen", lobt sie die Qualität. Handwerk hat für die bevorstehende Schließung kein Verständnis und ist "schwer enttäuscht". Die Heimaufsicht, Pflegeversicherer und der Medizinische Dienst hatten Investitionen in Millionenhöhe gefordert - auf der Grundlage einer Mängelliste über 54 Punkte (der TV berichtete). Niedergelassene Ärzte ärgerten sich jedoch über die Forderungen: "Die Leute brauchen die gute Versorgung und Fürsorge der Nonnen und keinen modernen Schnickschnack." Die Ratsmitglieder Heinrich Koller und Elmar Irsfeld wollten die Entscheidungen über die Schließung nicht tatenlos hinnehmen und organisierten eine Unterschriftenaktion. Fast 700 Protestunterschriften verschickten sie an Verbandsbürgermeister Matthias Pauly, Landrat Heinz Onnertz, die Landtagsabgeordneten sowie Sozialministerin Malu Dreyer und Kurt Beck. Irsfeld: "Es geht uns um die alten Leute. Die Politiker sollen ihren Einfluss geltend machen, damit die Menschlichkeit mehr als Paragrafen zählt." Die bereits geltende Ausnahmegenehmigung solle weiterhin Bestand haben und eine längerfristige Übergangslösung geschaffen werden. Schwester Oberin Marie Dominika wünscht sich, "dass alles natürlich auslaufen kann". Vorstandsmitglieder des Rotary-Clubs des Kreises Daun waren auch aufgrund der TV -Berichterstattung für die Nonnen in die Bresche gesprungen. Pressesprecher Peter Pelz: "Es hat ein sehr offenes Gespräch mit Michael Schröder vom Diözesan-Verband gegeben. Dem zufolge seien die Vorschriften schon sehr lange mehr als großzügig ausgelegt worden." Der Caritasverband sei angeblich bei der Frist variabel gewesen, aber die Nonnen hätten geblockt. Darauf angesprochen, schütteln die Ordensschwestern nur den Kopf. Oberin Dominika sagt zum entscheidenden Gespräch Ende Mai: "Die Heimaufsicht war immer sehr nett, aber die Pflegeversicherer haben uns die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder wir machen zu, oder sie kündigen uns die Versorgungsverträge." Auch Generaloberin Cordula Streff resigniert: "Der Hauptgrund für die Kapitulation waren die hohen Investitionen." Der Rotary-Club will sein Engagement fürs Mürlenbacher Altenheim auch nach 22 Jahren fortsetzen. Pressesprecher Pelz: "Wir werden uns in Gesprächen mit dem Sozialamt um ortsnahe Unterbringungen für die Bewohner kümmern." Außerdem habe Schröder zugesagt, dass die Schließung des Mürlenbacher Hauses terminlich der Eröffnung des neuen Seniorenzentrums in Gerolstein angepasst werden soll. Oberin Dominika reagiert darauf ungewohnt sauer: "Das war sicher schon vorher so geplant." Mürlenbachs Ortsbürgermeister Christoph Hacken gibt sich so schnell nicht geschlagen: "Wir sind bemüht, der Schließung entgegen zu wirken und hoffen auf eine weitere Verwendung des Hauses." Anfang September würden Verhandlungen anstehen. Die Generaloberin erklärt: "Die Nonnen bleiben auf jeden Fall im Haus. Die Jüngste kann in eine Anstellung gehen, für die weitere Beschäftigung der anderen fünf haben wir noch keine Antwort."

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