"Milch und Honig werden nicht fließen"

HILLESHEIM. Neues Kapitel nach der 28-jährigen Amtszeit von Alfred Pitzen: Die 36 Jahre alte Unternehmerin Heike Bohn ist ab 1. Januar neue Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hillesheim. Am 30. Dezember wird sie ins Amt eingeführt.

In den vergangenen Wochen und Monaten war Heike Bohn Dauergast in den Sitzungen des Stadt- und Verbandsgemeinderats Hillesheim, Teil ihrer Vorbereitung aus das neue Amt. "Der Besuch der Ortsgemeinde-Ratssitzungen hat zeitlich nicht geklappt, da ich ja auch noch meinem Job nachgegangen bin. Der Besuch der Orte steht aber ganz oben auf meiner Prioritätenliste nach Dienstantritt", sagt die 36 Jahre alte Unternehmerin, die gemeinsam mit ihrem Mann Kai ein Büro für technische Produktbeschreibungen geführt hat. Damit ist nun Schluss.Nur wenig "Signale"

Weiteres Wissen für den künftigen Job hat sich Bohn durch umfangreiche Lektüre zu zentralen Themen von Haushaltsrecht bis Feuerwehrwesen und bei externen Verwaltungsfachleuten angeeignet. Der Frage, ob sie auch in der Verwaltung seit ihrem Wahlsieg im Juni bereits Einblick bekommen habe, weicht sie zunächst aus. Eine Unterrichtung ihrerseits hätte in der Dienstzeit der Verwaltungsmitarbeiter oder in deren Freizeit geschehen müssen. Und das habe sie nicht gewollt, daher habe sie auch nicht darum gebeten.Auf den Verweis, dass eine Vorbereitung mit den Fachleuten vor Ort durch keine Theorie zu ersetzen sei, sagt Bohn dann aber doch noch: "Der ein oder andere Mitarbeiter, allen voran Büroleiter Kloep, ist von sich aus auf mich zugekommen. Insgesamt gab es aber kaum Signale, dass man sich mit mir zusammensetzen wollte."Dabei möchte sie keinem Mitarbeiter bösen Willen unterstellen. "Vielleicht wollte der ein oder andere ja, durfte aber nicht. Oder er dachte, er dürfe nicht", mutmaßt Bohn. Die von ihr gewünschte Teilnahme an den nichtöffentlichen Sitzungen habe Bürgermeister Pitzen mit Verweis auf die Gemeindeordnung abgelehnt.Dennoch fühlt sich Heike Bohn nach eigenem Bekunden "gut gerüstet". Zum einen, "weil mich die Mitglieder meiner Unterstützer-Fraktionen ( SPD und FWG, Anmerkung der Redaktion ) stets auf dem Laufenden gehalten haben", sagt sie, und nimmt es positiv: "Möglicherweise wäre es hilfreich gewesen, bei wichtigen Terminen, beispielsweise in Ministerien in Mainz, dabei gewesen zu sein, damit ich bereits mit den wichtigsten Ansprechpartnern vertraut gewesen wäre. Andererseits ist es vielleicht ganz gut, unvorbelastet beginnen zu können." Und "solche ,Schätzchen‘ wie das Augustiner-Kloster" seien auch nicht durch ein zweistündiges Gespräch zu ergründen, meint die 36-Jährige. Als erste Amtshandlung will Heike Bohn den verschobenen Etat 2004 (der TV berichtete) auf den Weg bringen, die Gemeinden ("über die Ratssitzungen hinaus") besuchen und die Leitbild-Diskussion mit der Frage "Wo soll die Verbandsgemeinde Hillesheim in 15 bis 20 Jahren stehen?" in Gang setzen. "Am Anfang ist es für mich daher vor allem wichtig, Augen und Ohren offen zu halten, um zu erfahren, wo die Bürger und auch die Unternehmer Probleme sehen, was sie erwarten, als Ergänzung zu dem, was ich bereits aus meiner Wahlkampftour weiß", berichtet Bohn.Als "wenig glücklich" erachtet sie dabei, dass der Etat nicht bereits aufgestellt worden sei. "Eigene Akzente hätte ich auch über einen Nachtrag setzen können." Doch das sei "angesichts der Zahlen extrem schwierig, denn für Spielereien ist kein Geld da". Resignation schon vor dem Start? "Nein", sagt Heike Bohn resolut, nun sei eben Fantasie gefragt, "weshalb ich mir jeden Posten des Etatentwurfs genau ansehen werde, um zu erfahren, wie sich die Summen exakt zusammensetzen und ob das so nötig ist". An große Einsparpotenziale glaubt sie dennoch nicht, "schließlich war Alfred Pitzen kein Verschwender".Ihr Vorschlag: Moderate Erhöhung der Umlage

Die wegen der Einnahmeeinbrüche von der Verwaltung vorgeschlagene Anhebung der Verbandsgemeinde-Umlage um satte 5,5 Prozent von bisher 38 auf 43,5 Prozent will Bohn nicht mitmachen. "Ich plädiere vielmehr dafür, moderat auf um die 40 Prozent anzuheben und darauf zu vertrauen, dass die Konjunktur rasch wieder anspringt", sagt Bohn.Auf die Frage, ob sie angesichts der schwierigen Finanzlage an ihrem Wahlversprechen, einen hauptamtlichen Ganztags-Jugendpfleger in der VG Hillesheim zu installieren, festhalte, sagte die künftige Bürgermeisterin: "Ja, das ist weiterhin mein Ziel. Deshalb werde ich mich noch im Januar mit den Leuten vom Kreisjugendamt zusammensetzen, um Finanzierungsmöglichkeiten zu erörtern, und dann einen Vorschlag vorlegen."Zum jetzigen Zeitpunkt könne sie aber noch keine exakte Rechnung vorlegen, erwidert sie auf Nachfrage. Die in sie bei der Wahl gesetzten Hoffnungen werde sie trotz der nach ihrer Einschätzung "schwierigen Startbedingungen" erfüllen.Heike Bohn sagt: "Ich habe ja nicht versprochen, dass künftig im Hillesheimer Land Milch und Honig fließen werden, sondern dass ich die Bürger mehr in die Entscheidungen einbeziehe. Und das kostet kein Geld."Die öffentliche VG-Ratssitzung beginnt am Dienstag um 15 Uhr.

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