Mit 88 Jahren ist Schluss mit Weben

Schalkenmehren · 1993 wurde das Heimweberei-Museum Schalkenmehren gegründet. Von Anfang an dabei war auch Nikolaus Schommers. Nun aber hört er auf.

 Nikolaus Schommers (links) bringt im Heimweberei-Museum mit Hilfe von Rudi Schäfer seine letzte Webkette auf den Webstuhl. TV-Foto: Bernd Schlimpen

Nikolaus Schommers (links) bringt im Heimweberei-Museum mit Hilfe von Rudi Schäfer seine letzte Webkette auf den Webstuhl. TV-Foto: Bernd Schlimpen

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Schalkenmehren Nikolaus Schommers bringt im Heimweberei-Museum Schalkenmehren mit Hilfe von Rudi Schäfer seine letzte Webkette auf den Webstuhl. 20 Rollen mit Baumwollfäden werden dabei auf eine Haspel von vier Metern Umfang gewickelt und bilden abschließend eine Kette von 26 bis 28 Metern. Genau 1932 Fäden der neuen Kette werden einzeln an die Fäden der alten Kette angeknotet.
Mit von der Partie sind auch Museumsleiterin Gloria Döres und Arbeitskreismitglied Gertrud Heck. Wenn Schommers diese neue Webkette verwebt hat, wird er mit 88 Jahren Abschied von seinem ehrenamtlichen Museumsarbeitsplatz nehmen.
Seit das Museum 1993 gegründet wurde, sitzt Schommers dort am Webstuhl und zeigt den Besuchern, wie das bekannte "Maartuch" bei der Heimwebereigenossenschaft hergestellt wurde. Was er im Museum webt, wird auch dort verkauft. Von seinem 16. bis zum 34. Lebensjahr hat er gewebt, und er war auch Mitglied der Heimwebereigenossenschaft. Er ist der einzige Weber, der im "Drei-Maare-Dorf" Schalkenmehren noch aktiv ist, und wenn er seinen Webstuhl verlässt, gibt es keinen Nachwuchs mehr. Bei Hermann Jungen, der seinen Webstuhl an Ort und Stelle in der Heimweberei hatte, musste er eine dreijährige Lehre absolvieren. Nach Ende der Ausbildung wurde ein Webstuhl bei ihm zu Hause aufgestellt. Der wurde aber leider verbrannt, als das Kapitel Heimwebereigenossenschaft beendet wurde.
Es machte Schommers immer großen Spaß, das Webschiffchen hin- und herzuschicken, aber mit 88 darf man schon in "Rente" gehen, und er hat während seiner Zeit in den Ausstellungsräumen sein Handwerk vielen Besuchern nähergebracht. "Es hat mir Freude bereitet, im Museum an Historisches zu erinnern, das vor Jahrzehnten Broterwerb in Schalkenmehren war", erklärt Schommers.
Extra: HEIMWEBEREI- GENOSSENSCHAFT


19 Bürger schlossen sich Ende 1926 zur "Heimweberei-Genossenschaft Schalkenmehren eG" zusammen, deren "Maartuch" bald in ganz Deutschland wegen seiner künstlerischen wie handwerklichen Qualität einen guten Ruf genoss. 1925 standen 17 Webstühle im Dorf. 1983, nach fast sechs Jahrzehnten ihres Bestehens, wurde die Genossenschaft aus dem Register gelöscht.

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