Mit Schnüss und Schmiss

ESCH. Im Schaltjahr stellen - anders als in normalen Jahren - die Frauen die Maibäume auf. Damit geben sich die Junggesellinnen vom Ladyclub Esch aber nicht zufrieden. Sie wollen in der kommenden Nacht auch noch eine andere "Männerdomäne" knacken.

 Da im Schaltjahr traditionell die Frauen für das Aufstellen der Maibäume "für den Liebsten" verantwortlich sind, gehen die Escher Junggesellinnen tatkräftig mit Axt und Säge zu Werke.Foto: Gabi Vogelsberg

Da im Schaltjahr traditionell die Frauen für das Aufstellen der Maibäume "für den Liebsten" verantwortlich sind, gehen die Escher Junggesellinnen tatkräftig mit Axt und Säge zu Werke.Foto: Gabi Vogelsberg

"Halt die Säge gerade!", fordert Sandra Becker lachend von ihrer Freundin. Mit viel Gekicher sind die Junggesellinnen mit Axt und Säge im Wald unterwegs. Sechs mit bunten Bändern als Maibäume geschmückte Birken wollen sie aufstellen. Nur Birken? Nicht eine Dornenhecke? Denn nach altem Brauch bekommen die "lieben" Jungs eine Birke und die "blöden" eine Dornenhecke. "Der einzige, der eine Dornenhecke verdient hätte, ist seit kurzem unter der Haube", sagt Sandra, die Vorsitzende des Ladyclubs Esch (LCE). Erstmals in der zehnjährigen Vereinsgeschichte sind die Mädels im Schaltjahr gemeinsam in der Hexennacht unterwegs. Alles ist gut vorbereitet. "Wir beginnen nachmittags mit Raclette-Essen, bevor wir zur Cocktail-Party übergehen", verrät Anke Wagener. Sie und die Vorsitzende halten sich aber dann doch an anti-alkoholische Getränke. Grund: Sie fahren die Autos samt Anhänger - beladen mit Maibäumen. Die 13 jungen Frauen haben einige Kilometer zurück zu legen. Nicht nur im Heimatort sind sie unterwegs. Mehr darf nicht verraten werden, denn nur fünf der sechs Bäume gehen an "feste Freunde". Die 17-jährige Julia Trierscheid will mit einem Maibaum bei ihrem großen Schwarm Eindruck schinden. Und wenn da Konkurrentinnen auf den Plan treten? Ihre Schwester Marina macht dann kurzen Prozess: "Dann gibt es Schmiss". Sandra unterstützt diese Methode: "Wir waren uns noch nie zu schade, die Finger dreckig zu machen. Wir sind nicht so brav, wie wir aussehen". Ganz so drastisch gehen die Junggesellinnen aber selten vor. Beispielsweise beim Zahlen des Wegezolls, einem weiteren Brauch in der Mainacht. Dann müssen Fremde, die einen Maibaum aufstellen wollen, am Ortseingang Zoll zahlen. "Wenn unser Charme und unser Schnüss nicht ausreichen, bieten wir Aufgesetzten an. Bier kriegen die Kerle keins von uns", erklärt Ramona Gerhart die Strategie. Das Erheben des Wegezolls ist auch in Esch in dieser Nacht fest in Männerhand. Der Junggesellenverein hält Wache. "Wenn die Zoll von uns verlangen, werden wir denen zeigen, wo's langgeht", prophezeit Sandra. Zudem wollen die Mädels die Wachbastion der Junggesellen stürmen und sind sich einig: "Wir stellen diese Nacht unsere eigenen Regeln auf und werden auch auf dem Dorfplatz sein. Es ist vorbei damit, dass diese Sache den Männern allein gehörte." Bevor die Mainacht beim traditionellen Eieressen ausklingt, müssen vier Neulinge allerdings noch ihre "LCE-Taufe" bestehen. Dafür werden Julia Trierscheid, Anja Lamberty, Katja Jardin und Anne Heckmann von ihren Vereinskameradinnen mit Zigarillos, ekligen Cocktails und widerlichen Gerichten malträtiert. In Esch wird das Vereinsleben unter den jungen Leuten groß geschrieben. Zum LCE gehören 13 Frauen im Alter von 16 bis 29 Jahren, zum Junggesellenverein 14 Männer zwischen 16 und 36 Jahren. LCE-Vorsitzende Sandra meint: "Ab 16 hat jeder die Chance mitzumachen, wer nicht eintritt, hat was verpasst." Die erste Gemeinschaftsaktion des Clubs in der Mainacht verpasst aber auch die zweite Vorsitzende Melanie Berscheid. Völlig überraschend wurde sie krank und liegt in Trier im Krankenhaus. Ihre Kameradinnen wollen ihr morgen als Genesungsgruß einen kleinen Maibaum bringen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort