Mit einem Klick schneller ins Wasser

NEROTH. In der Tiefe fühlen sie sich am wohlsten, doch mit ihrer Erfindung wollen sie hoch hinaus. Conny und Marion Thesen aus Neroth haben für ihre maßgefertigten Taucheranzüge ein so genanntes Ringsystem entwickelt, dass die Taucher schneller und problemloser in ihr nasses Element bringen soll.

Seit Anfang der 90er Jahre ist das Ehepaar Conny und Marion Thesen dem Tauchsport verfallen. Das Einmal-Eins lernten sie in der Tauchschule Gerolstein. Seitdem geht es mindestens zwei Mal im Jahr in den Tauchurlaub. 1995 wagten der gelernte Radio- und Fernsehtechniker und die ehemalige Kürschnerin den Sprung in die Selbstständigkeit. In der eigenen Firma in Neroth werden Taucheranzüge nach Maß gefertigt, die bundesweit von Profitauchern nachgefragt werden.Erste Versuche starteten 1997

"Doch was nützt der bestsitzende Anzug, wenn der Ein- und Ausstieg in die zweite Haut kompliziert ist?", haben sich beide gefragt. "Bei manchen Systemen braucht man die Hilfe des anderen. Das kann es nicht sein", berichten beide über schlechte Erfahrungen. Die am Markt befindlichen Ringsysteme zum separaten Anlegen der Handschuhe und Füßlinge ließen sich ohne fremde Hilfe kaum bedienen. Grund genug für die Eheleute Thesen, ihre Köpfe zusammenzustecken und über einer Verbesserung zu brüten. 1997 begannen die ersten Versuche. Sie kosteten nicht nur viele Arbeitsstunden, sondern auch eine Menge Geld. Wie viel, dazu schweigt der gebürtige Nerother Conny Thesen lieber. Gefertigt wurden die Modelle in der Firma "FZH Feinmechanische Zerspanungs-GmbH" in Großkampenberg. Binnen zwei Jahren entstanden etwa 30 Prototypen, ständig wurde an den Ringsystemen gefeilt und modifiziert, in zahlreichen Test-Tauchgängen wurden die Ideen auf die Praxistauglichkeit geprüft. Resignation machte sich während der 24 Monate nicht breit. "Was wir anfangen, ziehen wir auch durch", berichtet Conny Thesen. Und die Arbeit scheint sich gelohnt zu haben. Heraus kam eine Verschlussmethode für Taucheranzüge aus einem schlag- und bruchfesten sowie hitzebeständigen Material, das sich mit zwei Fingern bedienen lässt. Mit einem Klick zweier "Griffhöcker" lassen sich die Handschuhe und Füßlinge aufstecken und selber einrasten. "Das System lässt sich so auch alleine bedienen - auch mit Handschuhen und kalten Fingern", sagt Conny Thesen.Verweis auf zufälligen Gedankenblitz

Das klingt einfach. Wieso ist da vorher noch niemand drauf gekommen? "Ach wissen Sie, wer hat den Flaschenöffner warum erfunden?", verweist er auf einen zufälligen Gedankenblitz. Die berufsgenossenschaftliche Prüf- und Zertifizierungsstelle hat das Produkt als sicher eingestuft, auf der "Boot 2000", der weltgrößten Wassersport-Messe, stellte das Ehepaar seine Neuheit vor. "Die Resonanz war sehr gut", erinnert sich Marion Thesen, die aus Kyllburg stammt. Das 1999 als Patent zugelassene Produkt wird jedoch nicht von Lizenznehmern für andere Anzüge verwendet, sondern einzig für die hauseigenen Anzüge angeboten. Werbung dafür werde in der Taucherszene über Mundpropaganda gemacht. Das scheint zu wirken. Inzwischen wird der Einsatz des Ringsystems auch in anderen Bereichen getestet. "Es laufen Versuche in den USA, das System im US-Militär einzusetzen", berichtet Conny Thesen. Denkbarer Verwendungszweck: Für Schutzausrüstungen im Bereich der chemischen Kontamination.

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