"Möchte nie mehr weg!"

DARSCHEID. Ein Blick in die Zukunft des Dorfs, aber auch die aktuelle Situation der Gemeinde waren Themen des TV-Ortsgesprächs mit Vertretern der Darscheider Vereine.

Karin und Gerd Müller haben sich auf Zeitreise begeben und einen Blick in die Zukunft ihrer Heimatgemeinde Darscheid geworfen. "In den vergangenen Jahren wurden in Darscheid viele gute Dinge auf den Weg gebracht: die Erschließung des Gewerbegebiets, die hervorragende Wald- und Forstwirtschaftspolitik, der Naturschutz, die Jugendarbeit, das Vereinsleben und Brauchtumspflege, eben all die Dinge, die das Leben lebenswert macht. Es wäre schön zu sehen, wie all das Begonnene Früchte trägt. Ihre Vision für 2025: Die Autobahn nach Köln ist fertig, die Bewohner finden Arbeit in Darscheid und in der näheren Umgebung, im Dorf können die täglichen Besorgungen und Einkäufe getätigt werden. Darscheid hat 2025 auch noch Wälder und Wiesen, jeder grüßt jeden. Wir wünschen uns, dass das Dorf sein Gesicht und seine Seele bewahrt." Eine optimistische Perspektive, die wohl auch die Vertreter der Darscheider Vereine, die vom Trierischen Volksfreund zu einem Ortsgespräch eingeladen worden waren, unterschreiben würden. Aber nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart war Thema der Gesprächsrunde. Lothar Boos (Vogelschutzgruppe) ist zwar kein "Eingeborener", aber für ihn ist Darscheid ein "weltoffenes Dorf, in dem ich seit nun mehr als 20 Jahren gerne lebe". Für Irmgard Hoffmann (Vorsitzende des Musikvereins) steht fest: "Ich möchte hier nie mehr weg!" Ähnlich sieht es Erwin Weber (Vorsitzender des Tennisclubs): "Für mich gab es nie etwas anderes als Darscheid." Für Günter Lenarz (Feuerwehr-Förderverein) ist Darscheid noch ein "echtes Dorf, in dem die Brauchtumspflege funktioniert". Alle schätzen Darscheid als optimalen Standort, der noch nicht so "ausgeblutet" sei wie andere Gemeinden. Eine dörfliche Infrastruktur (Gastronomie, Geschäft, Bäckerei) sei noch vorhanden. Was fehle, könne das nur wenige Kilometer entfernte Daun bieten. Die Einwohnerzahl (rund 850) halten sie für noch "überschaubar". Viele gehen aber davon aus, dass sie bis an 1000 wächst, dann aber zurückgeht. Grundsätzliche Bedenken, dass Darscheid sich einmal zu einem reinen "Schlafdorf" ohne eigene Identität zurück entwickeln könne, hat keiner. Mathilde Schneider (Katholische Frauengemeinschaft) stellt allerdings die Frage: "Was, wenn es hier irgendwann nichts mehr zu kaufen gibt, und die Älteren auf andere angewiesen sind?" "Dörfer müssen enger zusammen arbeiten"

Besonders hervor heben alle die gute Zusammenarbeit der Vereine, die "damit auch ihren Beitrag zur Dorferneuerung" (Boos) leisten. Diese bewährte Kooperation sehen die Vereinsvertreter (neben den bereits genannten auch Markus Schleuning von der Feuerwehr und Christian Laux vom Musikverein) sowie Ortsbürgermeister Manfred Thönnes als gute Basis für eine gute Zukunft. Für das Dorf und die Vereinsgemeinschaft gelte: "Stillstand ist Rückschritt". Das vorhandene Engagement dürfe nicht als selbstverständlich gelten, sondern müsse weiter gefördert werden. Auf zusätzliche Unterstützung können die Vereine in Zukunft nicht verzichten, denn schon jetzt - so die Erfahrung aller Beteiligten - gibt es einen "harten Kern" in den Vereinen, der die Arbeit macht. Günter Lenarz geht davon aus, dass in Zukunft auch nicht nur die Vereine, sondern auch die Dörfer enger zusammenarbeiten müssen, um nicht gänzlich in den Sog einer immer "stärkeren Zentralisierung in der Verbandsgemeinde Daun" zu geraten. Als positiv wird auch die "dorfpolitische" Situation gesehen. Durch die Amtsführung von Manfred Thönnes (seit 1999 Bürgermeister) und durch die im vergangenen Jahr bei der Kommunalwahl praktizierte Mehrheitswahl habe sich die Atmosphäre im Dorf deutlich verbessert. Früher, als der Gemeinderat noch über Listen gewählt worden sei, habe es richtige "Lager" im Dorf gegeben. Das sei nun vorbei, wird versichert. Im Rat werde an der Sache orientiert gearbeitet und keine Selbstdarstellung betrieben. Ob "Eingeborene" oder "Zugereiste", sie schätzen ihr Dorf. Auch Mathilde Schneider, die vor 40 Jahren durch Heirat nach Darscheid kam. Ihre alte Heimat will sie aber doch nicht ganz unerwähnt lassen: "Ich fühle mich wohl hier, aber Kradenbach ist auch schön!"

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