Morgens gefasst, abends zu Hause

PELM/TRIER. Die beiden 16- und 19-Jährigen, die am Montagmorgen einen Lebensmittelladen in Pelm überfallen, dabei die 71-jährige Ladenbesitzerin mit einem Messer leicht verletzt haben und am Tatort von Bürgern und von einem Spezialkommando der Polizei gefasst wurden (der TV berichtete), sind am Montag bis zur Verhandlung wieder frei gelassen worden.

"Gegen die beiden Täter liegen keine Haftgründe vor: Sie haben bei der Vernehmung beide die Tat eingeräumt und haben auch beide einen festen Wohnsitz, weshalb keine Fluchtgefahr besteht. Untersuchungshaft wäre unverhältnismäßig gewesen", begründete Oberstaatsanwalt Volker Bewernick gegenüber dem TV. Weiterhin habe für die Entscheidung gesprochen, dass bislang die Frage nicht geklärt sei, ob der 16-Jährige die 71-jährige Ladenbesitzerin Rosemarie Gerhards "bewusst oder aus Versehen in der Aufregung" mit dem Messer verletzt habe. Bewernick: "Es ist natürlich ein gravierender Unterschied, ob wir von fahrlässiger oder, bei einer Vorsatzhandlung, von gefährlicher Körperverletzung ausgehen müssen. Das wirkt sich natürlich auch auf das Strafmaß aus." Klar ist nach Auskunft des Oberstaatsanwalts hingegen, dass den Beiden auf jeden Fall "die Herausgabe von Geld unter Waffendrohung, also räuberische Erpressung oder Raub" zur Last gelegt wird. Mit welcher Strafe die beiden jungen Männer, die in zwei Dörfern der Verbandsgemeinde Gerolstein leben, zu rechnen haben, konnte Bewernick nicht sagen. "Ich bin schließlich kein Richter. Die Taten sind aber sicherlich nicht als Lappalien einzustufen. Und aus Erfahrung weiß ich, dass lediglich ein erhobener Zeigefinger nicht zu erwarten ist." Da im Jugendstrafrecht neben der Sanktion auch der Erziehungsgedanke eine zentrale Rolle spiele, sei von einer "Bewährungsstrafe bis hin zur Unterbringung im Heim oder einer Haftstrafe alles möglich". Nach Einschätzung des Oberstaatsanwalts komme es auch auf den Auftritt vor Gericht an und "ob der Richter durch die Beiden eine kriminelle Gefährdung erkennt". Nach Auskunft der Polizei hatte der 19-Jährige, der eine Angestellte mit einem Messer bedrohte, die Kasse ausräumte, flüchtete und von einem Pelmer geschnappt wurde, eine weiße Weste. Der 16-Jährige hingegen, der die Ladenbesitzerin derweil mit einem Messer in Schach hielt und sie dabei auch leicht verletzte, hatte laut Bewernick "bereits etwas auf dem Kerbholz". Nähere Angaben dazu machte er nicht, auch nicht zu einem möglichen Verhandlungstermin. Die Worte fehlten auch Nachbar Alfons Clemens, der den Überfall hautnah miterlebt hatte. Zur Freilassung sagte er: "Ich wundere mich über nichts mehr." Andere Pelmer Bürger, allen voran die Ladenbesitzerin, schüttelten den Kopf und sagten: "Die wissen doch gar nicht, was sie sich, ihren Familien und ihrem Leben angetan haben."

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