Museum statt Ferrari

GEROLSTEIN. Notariell besiegelt: Die Stadt Gerolstein hat das Kreisheimatmuseum in der Sarresdorfer Straße verkauft. 65 800 Euro kamen in die Kasse. Die neuen Eigentümer sanieren das baufällige Museum. Im Frühjahr 2005 soll Neueröffnung sein.

"Die leidige Suche nach einem Investor hat ein Ende. Mit dem Ehepaar Engels ist der Stadt wahrlich ein Glücksgriff gelungen", sagt Stadtbürgermeister Georg Linnerth erleichtert. Immerhin ist das denkmalgeschützte Haus seit gut vier Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen - nach 40 Jahren Museumsbetrieb. Etliche Interessenten traten auf den Plan, ein Konzept als Museumscafé wurde vorgelegt, aber mal verging den Investoren die Laune, mal spielten die Banken bei den Finanzierungen nicht mit. (Der TV berichtete mehrmals).Die Engels sind in Gerolstein schon bekannt

Neuer Besitzer des historischen Gebäudes und des 2000 Quadratmeter großen Geländes ist das Ehepaar Christian und Christine Engels aus Bornheim bei Köln. Sie sind in Gerolstein keine Unbekannten mehr. Vor drei Jahren kauften die beiden Antiquitätenhändler den oberen Teil der Burg Lissingen. Im Köln-Bonner Raum haben sie schon etliche denkmalgeschützte Gebäude gekauft, saniert und dann vermietet. Das Kreisheimatmuseum wollen sie selbst betreiben. Christine Engels: "Wir wollen versuchen, dem Besucher ein interessantes Haus mit Abendveranstaltungen und wechselnden Ausstellungen zu bieten."Den Museumsbestand arbeitet das Ehepaar derzeit in der Lissinger Oberburg auf, restauriert Einzelteile in mühevoller Kleinarbeit und erstellt Dokumentationen. "Zu vielen Sachen gibt es leider keine Papiere", erklärt Christian Engels. Der 50-Jährige bittet: "Wer von den Einheimischen noch Fotos hat oder uns als Leihgabe antike Stücke zur Verfügung stellen kann, soll sich bitte bei uns melden."Die Sanierung des Museums geht komplett auf Rechnung der Betreiber. Mit wie viel Zuschuss sich die Denkmalpflege beteiligt, ist noch unklar. Dazu Engels: "Wir haben unsere Kalkulation nicht auf Fördergeldern aufgebaut und bisher keine Anträge gestellt." Die strengen Auflagen der Denkmalpflege sind für Engels kein Handicap, sondern Ansporn: "Ich will das Haus nicht klinisch töten. Vielleicht kann ich im Innenleben des Museums historische Besonderheiten wie Kamine, Brunnen oder Bögen wieder hervorzaubern."Er weiß wovon er spricht, immerhin hat er auch in der Lissinger Oberburg viele zugemauerte oder versteckte, bauliche Schätze entdeckt und wieder freigelegt. Spätestens im Frühjahr 2005 soll das Kreisheimatmuseum wieder eröffnet werden.Ab dann beteiligt sich der Kreis Daun monatlich mit 510 Euro an den Unterhaltungskosten. Heinz-Peter Hoffmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung: "Das wurde schon vor Jahren im Kreistag beschlossen und gilt für jeden Investor, der das Museum wieder in Gang bringt.Die neuen Besitzer sind ein "Glücksgriff"

Außerdem ist das Inventar in die Jahre gekommen, und auch der Umzug hat den Ausstellungsstücken nicht gut getan. Die Überarbeitungen, die das Ehepaar Engels jetzt macht, wären für den Kreis gar nicht finanzierbar gewesen." Ebenso wie Linnerth beschreibt Hoffmann das Ehepaar Engels als "Glücksgriff".Auch wenn das Betreiberpaar Eigentümer des Gebäudes ist, kann es damit nicht machen, was es will. Neben der Denkmalpflege hat auch die Stadt Gerolstein eine Option im Notarvertrag festgeschrieben. Linnerth: "Das Haus darf im äußeren Erscheinungsbild in keinster Weise verändert werden. Es muss als Museum der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die vertragliche Bindung gilt für 15 Jahre."Engels sehen das Museum keineswegs als Renditeobjekt. Er meint verschmitzt: "Der eine leistet sich einen Ferrari und wir eben ein Museum." Seine Frau Christine sagt: "Es ist einfach die Leidenschaft meines Mannes, Historisches aufzuarbeiten. Das Museum wird seine Lebensaufgabe werden".

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