Närrische Anarchie geht weiter

GEROLSTEIN. Trotz aller Müh’ schon wieder nichts: Zum dritten Mal in den vergangenen Jahren und zum zweiten Mal in Folge feiern die Narren in der Brunnenstadt Karneval ohne Regenten. Trotz intensiver Suche mit Anzeigen und Aufrufen hat sich kein Obernarr gefunden.

"Wir haben sehr lange gewartet, aber Anfang November war der Stichtag. Da haben wir beschlossen, ohne Prinzen zu planen", erläutert der neue Sitzungspräsident der Gerolsteiner Burgnarren, Thomas Krämer. Dabei haben die Burgnarren unter Krämers Führung diesmal einen außergewöhnlichen Weg eingeschlagen und bereits im Hochsommer mit Anzeigen und einem groß angelegten Aufruf versucht, Interessenten die Regentschaft in der Narrenhochburg Gerolstein schmackhaft zu machen.Nicht mal eine Spaßbewerbung

Vergebliche Liebesmüh. "Wir haben zwar eine tolle Resonanz auf unseren Aufruf gehabt, und viele haben auch neugierig nachgefragt, wie es denn aussehe, aber gemeldet hat sich kein ernsthaft Interessierter. Nicht mal eine Spaßbewerbung gab es", berichtet Krämer. Und ein wenig trotzig fügt er hinzu: "Dann muss der Elferrat eben mehr im Fokus stehen, dann werde ich halt den Ersatzprinzen spielen - wir alle müssen ein bisschen besser vorbereitet sein." Denn das Pflichtprogramm ist mit oder ohne Prinz das gleiche. So werde er bei Terminen anstelle des Prinzen vorsprechen und auch dessen Pflichten als Tänzer übernehmen. Als "Karnevalist durch und durch", wie er bekennt, dürfte das eigentlich kein Problem darstellen. Dennoch kann und will er seine Enttäuschung über die erfolglose Suche nicht verhehlen. "Ohne Prinz fehlt das i-Tüpfelchen, vor allem die Senioren legen da großen Wert drauf", sagt Krämer und schätzt, dass rund 150 Gäste allein wegen des Regenten zum Seniorenkarneval kommen würden. Doch auch unter diesen eher misslichen Bedingungen soll in Gerolstein eine gute Session auf die Beine gestellt werden - mit einer ganzen Reihe von Neuerungen: So wird erstmals in der närrischen Geschichte der Stadt ein Karnevalsauftakt veranstaltet, natürlich am 11.11. und pünktlich um 11.11 Uhr. Nach dem Vorbild der Narren-Metropole Köln soll es auch in der Gerolsteiner Fußgängerzone auf dem Rondellvorplatz abgehen. "Wir veranstalten unter anderen einen Karnevals-Karaoke-Wettbewerb und wollen den Leuten Lust auf Karneval machen", gibt Krämer schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das Treiben. Noch stärkere Präsentation in der Öffentlichkeit

Auch in Zukunft werde der eingeschlagene Weg, wenngleich er diesmal nicht von Erfolg gekrönt war, fortgesetzt. "Wir werden uns künftig noch stärker in der Öffentlichkeit präsentieren und weiterhin auf die Leute zugehen, nur so bekommen wir schließlich Nachwuchs und einen Prinzen", ist sich Krämer sicher. Auch bestätigt er, dass das Amt Zeit und Geld koste, doch die bringe ein gewöhnlicher Karnevalist ja auch auf. Es sei aber durchaus nicht so, dass eine Regentschaft stets "soundsoviel tausend Euro kostet, denn das liegt an jedem selbst". Und falls eine Regentschaft am Geld zu scheitern drohe, würden sich die Burgnarren schon Gedanken machen und eine Lösung finden. Dennoch, den Prinzen zum Nulltarif soll und wird es laut Krämer nicht geben: "Prinz zu sein, muss einfach was kosten, sonst wird das nicht gewissenhaft betrieben." Auch Lampenfieber, vor einem großen Publikum aufzutreten, oder die Angst, Reden zu halten, seien gut nachvollziehbar und "irgendwie menschlich". Dennoch sollte das potenzielle Regenten nicht abhalten, versucht Krämer, Ängste abzubauen. Denn: "Der schlechteste Prinz ist kein Prinz."LAND UND LEUTE SEITE 14

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