Nah dran und doch weit weg

DAUN-WEIERSBACH. Keine Erweiterungs-Chance auf eigenem Grundstück: Metallbauer Josef Lorse versucht seit Jahren, eine Schlosserei mit Lagerhalle zu bauen, da sein direkt angrenzender derzeitiger Firmensitz aus allen Nähten platzt. Die Stadt Daun ist aber gegen Lorses Plan.

Josef Lorse versteht die Welt nicht mehr: "Alle Welt redet von Existenzgründung, aber wenn es mal einer geschafft hat, wird ihm nicht geholfen!" Der 40-Jährige aus dem Dauner Stadtteil Weiersbach weiß, wovon er redet: Er hat sich im Januar 1997 als Metallbauer selbstständig gemacht. Zu Beginn war Lorse eine "Ein-Mann-Firma", mittlerweile beschäftigt er einen Gesellen, einen Auszubildenden (im dritten Lehrjahr) und, je nach Auftragslage, eine Aushilfe.Stadt will Wohnungen und befürchtet Lärm

Personell könnte er erweitern, allerdings ist er mittlerweile an (räumliche) Grenzen gestoßen. Die Doppelgarage, in der er angefangen hat, ist den Anforderungen der Firma längst nicht mehr gewachsen. Kein Wunder, dass Lorse sich schon vor einigen Jahren Gedanken gemacht hat, wie er seinen Betrieb erweitern könnte. Die für ihn im Wortsinn naheliegendste Lösung: Er will nur ein paar Meter entfernt von seinem derzeitigen Gelände auf seinem eigenem Grundstück eine Schlosserei mit Lagerhalle bauen. Nah dran ist er am Gelände für einen Neubau, von einer Genehmigung ist er allerdings weit entfernt. Schon sein erster Anlauf schlug fehl, doch Lorse hat nach dem ablehnenden Widerspruchsbescheid des Kreisrechtsausschusses vom Februar 2001 im Oktober 2002 nochmal einen Antrag zum Neubau einer Material-Lagerhalle gestellt. Mittlerweile hat er einen Anwalt eingeschaltet. Die Stadt Daun ist gegen die Erweiterung, da Lorses Baugrundstück "innerhalb einer im Flächennutzungsplan dargestellten Wohnbaufläche liegt", heißt es in einer Stellungnahme. Die Stadt beabsichtige, in diesem Bereich "Wohnbebauung vorzusehen, weil dies aufgrund der naturräumlichen Lage von Weiersbach nur dort am ehesten möglich ist". Das Vorhaben der Stadt ist Lorse bekannt: "Den Plan gibt es schon seit vielen Jahren. Bislang hat sich aber nichts getan, es gab keinerlei Interesse." Ein weiterer Ablehnungsgrund: Die Stadt befürchtet Lärmbelästigungen. Darüber kann der Weiersbacher nur lachen. Von seinem Betrieb aus blickt er auf den Steinbruch, der auf Üdersdorfer Gemarkung liegt: "Was da oben tagtäglich passiert, das ist Lärm." Die Stadt verweist weiter darauf, dass Vorschläge zu einer Betriebsverlagerung gemacht worden seien, die eine "betriebliche Entwicklung ohne Einschränkungen ermöglicht hätten. Diese Vorschläge wurden jedoch bisher nicht von Herrn Lorse aufgegriffen".Lorse: "Zu viele Risiken bei Betriebsverlagerung"

Tatsächlich sei er auf freie Flächen in Gewerbegebieten der VG Daun hingewiesen worden, bestätigt Lorse. Für ihn sind sie allerdings keine Lösung seines Problems: "Eine komplette Betriebsverlagerung in einen anderen Ort ist für mich in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit zu vielen Risiken verbunden".Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns an thema@volksfreund.de. Wir bringen es voran!

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