Nahost ist ein Ladenhüter

DAUN/BITBURG-PRÜM. Angesichts des drohenden Irak-Kriegs verzichten viele Urlauber auf Ferien an bisherigen Top-Zielen. Vor allem die Türkei und Ägypten werden gemieden, ergibt eine TV -Umfrage in den Reisebüros der Eifel.

 Hoher Beratungsbedarf: Aufgrund der Irakkrise fragen viele Reisende genauer nach.Foto: Angelika Koch

Hoher Beratungsbedarf: Aufgrund der Irakkrise fragen viele Reisende genauer nach.Foto: Angelika Koch

DerTrend während der aktuellen Hauptbuchungszeit ist eindeutig: Kaumjemand will in den Nahen Osten, wenn es um die Urlaubsplanung fürden Sommer geht. Allein in Manu´s Reisebüro in Bitburg heißt die Devise: abwarten. "Nachgefragt wird immer noch alles, die Kataloge auch für die Türkei oder Ägypten werden noch immer geordert", schildert Manuela van Schooten das derzeitige Buchungsverhalten ihrer Kunden, "aber viele sind wegen des drohenden Krieges verunsichert und warten ab bis nach Ostern."

Je näher am Irak, desto weniger nachgefragt

Deutlicher ist der Abwärtstrend für die einstigen Lieblingsländer deutscher Urlauber beim Reisebüro Grete Schmitz: "Die Länder in der Nähe des Irak werden eher gemieden, doch Tunesien und Marokko gehen nach wie vor." Es sei also nicht die islamische Religion, die als Unsicherheitsfaktor für ungetrübte Urlaubsfreuden dient, sondern allein der geografische Bezug.

"Manche Kunden", so die Auskunft des Reisebüros Olk, "wollen nicht einmal mehr nach Griechenland, überhaupt nicht nach Osten." Doch die Besorgnis sei nicht durchgängig, manchen mache die potenzielle Gefahr nichts aus. Eine deutliche Position bezieht Hedy Berg vom Prümer Holiday Land Reisebüro Albatros: "Wir empfehlen die so genannten ,Kopftuchländer\' gar nicht mehr, und die Buchungen sind entsprechend gering." Als "Kopftuchländer" gelten nicht nur die Türkei und Ägypten, sondern auch Luxus-Urlaubsziele wie Kuwait oder Dubai und generell die Länder auf der arabischen Halbinsel.

"Die Menschen sind sehr verunsichert, was einen erhöhten Beratungsbedarf nach sich zieht", schildert Berg den ungewöhnlich hohen Zeitaufwand, der aktuell für die Ferienplanung notwendig sei. "Wir empfehlen jetzt vor allem Spanien und die Kanaren, die sind sogar 15 Prozent günstiger geworden. Auch Urlaub in Deutschland ist aus unserer Sicht eine gute Sache, denn dann bleibt der Mehrwert wenigstens im Lande."

Dass "das gesamte westliche Mittelmeer" mit Spanien, Portugal und Tunesien sowie das Schwarze Meer zahlreiche Gäste aus der Eifel anlockt, bestätigt das Reisebüro Valerius in Hillesheim: "Erst im Herbst scheint der Trend wieder das östliche Mittelmeer einzuschließen, dann hoffen offenbar viele, dass die Krise vorbei ist. Zurzeit sind vor allem Familien da zurückhaltend. Selbst Griechenland wegen der relativen Nähe zum Irak und die USA wegen der Terrorangst laufen wenig." Was boomt, sind entspannende Urlaubsprogramme auf dem Land, Radwanderferien und Kurztripps, auch im Inland.

Allgemein, so die Beobachtung im Gerolsteiner Reisebüro Neumann, ist das Buchungsverhalten wieder lebhafter als im vergangenen Jahr, die Reiselust nimmt wieder zu. Doch hier sind "alle islamischen Länder, auch die im westlichen Mittelmeer", von einer Zurückhaltung betroffen: "Die Leute warten ab, ob der Krieg tatsächlich kommt." Vielleicht können die türkischen oder ägyptischen Hoteliers auf eine Besserung im Herbst hoffen.

Spürbare Verunsicherung

Eine "spürbare Verunsicherung" der Kunden bemerkt man auch beim Reisebüro Bill in Daun: "Weil die Medien voll davon sind, werden viele Urlauber vorsichtig." Spanien, die Kanaren und die Balearen gelten als sichere Reiseziele. Mallorca wird vermutlich also die Einbrüche vom vergangenen Jahr nicht wieder erleben. Bedeckt gibt man sich, aus welchen Gründen auch immer, beim Dauner Reisebüro Bell: Hier besteht "kein Interesse, etwas dazu zu sagen".

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