Naturalien und Bares

OBERBETTINGEN. (vog) Tradition seit mehr als 50 Jahren: Die Oberbettinger Möhnen erheben "Zoll" an der Kyllbrücke Richtung Hillesheim. Allerdings wird der Brauch nur dann umgesetzt, wenn in Hillesheim an Weiberfastnacht Markt ist. In diesem Jahr war es wieder soweit.

"Vergangenes Jahr waren wir nicht hier, weil Weiberfastnacht da nicht auf den ersten oder dritten Donnerstag im Monat fiel", erklärt "Zöllnerin" Birgit Lietsch. Hintergrund: Nur an diesen beiden Tagen ist Markt in Hillesheim. Ebenfalls im wärmenden Eskimo-Kostüm und mit Kelle bewaffnet steht Erika Reusch auf der Brücke. Sie berichtet: "Frauen haben freie Fahrt. Wir halten nur Männer an." Die meisten Autofahrer hätten Verständnis, nur bei wenigen müsse "man den Hintern einziehen". Rainer Schoos aus Bolsdorf hält gerne an und zückt das Portemonnaie. Lachend meint er: "Das ist total in Ordnung." Unmittelbar hinter ihm kommt das Auto von Juhani Saha zum Stehen. Der Finne wehrt sich nicht, sondern freut sich "über die lustigen deutschen Traditionen". "So nach und nach lerne ich alle kennen, denn ich lebe schon seit sechs Jahren hier", meint der Handelsvertreter. Allerdings bekommen die Zöllnerinnen nicht nur Bares. "Wir kriegen auch Naturalien wie Fleischwurst, Pralinen oder Sekt", sagt Reusch. Der Brückenzoll wird nur vormittags von den Oberbettinger Möhnen erhoben. Am Nachmittag ziehen sie durchs Dorf von Haus zu Haus. "Einige ältere Frauen, die nicht mehr mitgehen können, warten regelrecht auf uns", berichtet Heidi Junk. Sie ist mit einer 16-köpfigen Teufel- und Engelschar unterwegs. Der Gesamterlös des Tages kommt allen "Weiberfastnachterinnen" zu Gute. Davon wird beispielsweise der Jahresausflug des Vereins finanziert.

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