Neue Erfahrung auf dem First

KELBERG. Zum ersten Mal fanden in der Verbandsgemeinde (VG) Kelberg Aktionen zum bundesweiten Aktionstag "Girls Day" statt. Die Resonanz war auf beiden Seiten war auf Anhieb enorm: 14 Firmen öffneten ihre Betriebstore und stellten etwa 40 Mädchen Praktikumplätze zur Verfügung.

Die Schülerinnen Heidi Krämer, Lisa Krämer und Dajana Magor besuchen die siebte Klasse der Kelberger Regionalschule und der Dauner Realschule. An diesem Tag tragen sie jedoch Arbeitshandschuhe und haben statt Büchern und Heften Butterbrote, Obst und Wasserflaschen in den Rucksack gepackt. Nacheinander klettern sie über eine Leiter auf das Dach eines Einfamilienhauses in Barweiler (Kreis Ahrweiler), das derzeit von der Firma des Dachdeckermeisters Mario Brückner aus Kelberg saniert wird."Das ist besser als Schule"

Der "Chef" von Heidi, Lisa und Dajana ist schon auf dem Dach. "Dann zeigt mal, was ihr heute Morgen gelernt habt," ruft er den drei Mädchen zu. Heidi nimmt einen Dachziegel vom Stapel. "Der ist ganz schön schwer," erklärt sie und reicht ihn an Dajana weiter. Lisa nimmt ihn an und verlegt ihn. "Das ist besser als Schule", sagt sie. Dajana und Heidi waren ziemlich aufgeregt, als sie gleich nach der Ankunft auf der Baustelle bis auf den First klettern durften. Zuvor hatte ihnen Mario Brückner den Betrieb gezeigt und ihnen den Auftrag gegeben, kleine Schieferplatten in Herzform zu bringen. "Das war cool," sagt Dajana. Mario Brückner ist einer von 14 Firmeninhabern aus der Verbandsgemeinde Kelberg, die sich an dem bundesweiten Aktions-Tag "Girls Day" beteiligt haben. Der Tag gibt Mädchen Gelegenheit, in "typische" Männerberufe hinein zu schnuppern. Brückner findet die Aktion sehr gut. "Die meisten können sich nicht viel unter dem Alltag eines handwerklichen Berufs vorstellen," sagt er. Dabei sind Schüler in seiner Firma nichts Neues. Seit er sich vor zehn Jahren selbstständig gemacht hat, nimmt er jedes Jahr Schulpraktikanten auf. Bisher hat er insgesamt zehn junge Männer ausgebildet. Pro Ausbildungsstelle erreichen ihn zwischen 15 und 20 Bewerbungen. "Ich könnte mir vorstellen, auch ein Mädchen auszubilden. Aber es hat sich noch keines beworben," sagt Mario Brückner, der auch Obermeister der Dachdeckerinnung Westeifel ist. Unter den etwa 300 Dachdeckern, die sich derzeit in Rheinland-Pfalz in der Ausbildung befänden, seien nur sechs Mädchen, sagt er.Zufrieden mit der Resonanz

Heidi, Lisa und Dajana hatten sich ihren Betrieb für den "Girls Day" bei einer Informationsveranstaltung im Kelberger Rathaus ausgesucht. Eingeladen hatten Bürgermeister Karl Häfner, die Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde, Maria Schmachtenberg, sowie Alfred Borsch und Werner Ritter als Vorsitzende der Gewerbevereine Kelberg und Uersfeld. Häfner hatte an die Verantwortlichkeit von Handel, Dienstleistung, Handwerk, Industrie und Politik appelliert teilzunehmen. Borsch und Ritter stellten ihre Vereine vor, alle Firmeninhaber ihre Betriebe. "Ich bin mehr als zufrieden und ganz begeistert von dem Engagement der beteiligten Betriebe und von der großen Resonanz der Mädchen und dem Interesse ihrer Eltern," sagte der Bürgermeister am Ende des Aktionstags. "Darauf können wir aufbauen."

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