Neue Heimat gesucht

DAUN. Die Landfrauen sind sauer. Weil die Stadt Daun das Haus der Landwirtschaft verkauft hat, verliert der Kreisverband in sechs Wochen seine Bleibe. Bauernverband, Maschinenring und Waldbauverein wissen auch noch nicht, wohin sie gehen werden.

Der Landfrauenverband (LFV) Daun steht in wenigen Wochen ohne feste Bleibe da. Ihr derzeitiges Domizil im Dauner Haus der Landwirtschaft (die frühere Landwirtschaftsschule) wird der Verband verlieren, da das Gebäude vom früheren Besitzer, dem Land, über die "Zwischenhändlerin" Stadt Daun an den Dauner Notar Marius Fries verkauft worden war (der TV berichtete). Bei der jüngsten Sitzung haben LFV-Vorstandsmitglieder ihrem Ärger Luft gemacht. Geschäftsführerin Monika Brang (Lissendorf): "Das ist alles viel zu kurzfristig. Der Verkauf war lange in der Schwebe. Erst am 4. November haben wir definitiv erfahren, dass wir zum Jahresende raus müssen." Vorsitzende Martha Scheuls meinte: "So geht eine 50-jährige Ära zu Ende. Wir haben in der Kreisstadt auf einen Schlag nichts mehr, kein Veranstaltungsort, keine Lehrküche. Sollen wir demnächst die Rundschreiben an unsere 1150 Mitglieder in einer Kneipe versandfertig machen?" Bei einem Mitgliedsbeitrag von zehn Euro pro Jahr könne sich der Verband keine Miete für ein Büro oder eine Küche leisten. "Und an eine Erhöhung des Beitrags ist nicht zu denken", erklärte Gertrud Gehendges (Daun-Pützborn). Den netten Worten sollen Taten folgen

Die Kommunalpolitiker sollten in die Verantwortung genommen werden, forderte Doris Clemens (Rockeskyll): "Sie sollen uns helfen. Dann können sie mal zeigen, dass sie den netten Worten zum Jubiläum auch Taten folgen lassen." Andrea Rodermann (Wiesbaum) stellte klar: "Wir sind ein Kreisverband, und deshalb ist es Kreissache." Heute hat die Vorsitzende einen Termin bei Landrat Heinz Onnertz. Zur LFV-Vorstandssitzung war auch Bernd Feltges, Geschäftsführer des Kreis-Bauernverbands, gekommen. Er bot den Landfrauen einen Raum im künftigen Domizil des Verbands an. Allerdings gegen Miete. Deutlich war seine Kritik am Verkauf des Hauses, unter dessen Dach Organisationen seien, die kreisweit 4500 Mitglieder vertreten: "Das ist eine leidige Geschichte. Es war kein Spiel der Zahlen, sondern der Personen." Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen habe stets suggeriert: "Kauft ihr das Gebäude und wir das Gelände, denn das soll für städtebauliche Maßnahmen in kommunaler Hand bleiben." Der Bauernverband habe gewusst, dass die Stadt auf Druck der Kommunalaufsicht das Areal so schnell wie möglich verkaufen sollte. Auch das Angebot des Notars sei bekannt gewesen, aber erst aus dem TV habe der Verband erfahren, dass Fries den Zuschlag bekommen solle. Daraufhin habe der Bauernverband mit der Stadt nachverhandelt. Erneut sei eine "Zusage in Aussicht gestellt worden". Erst ein Gespräch mit Werner Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, habe die Chancenlosigkeit klar gemacht. "Wir haben uns lange Zeit veräppelt gefühlt und waren sogar der Meinung, dass wir Daun den Rücken kehren sollten. Weil der Maschinenring und die "Erag" aber auf der Kreisstadt als Sitz bestehen, bleiben wir", erklärte Feltges. Derzeit hat der Bauernverband zwei Objekte in Sicht, aber erst Mitte Januar sei mit einer Entscheidung zu rechnen. "Mit dem Käufer der ehemaligen Landwirtschaftsschule haben wir ein gutes Verhältnis. Wir haben mit seinem Planer gesprochen und können wahrscheinlich bis Ende Januar im Haus bleiben", erklärt Feltges. Der Bauernverband sucht ein reines Bürogebäude, damit ist den Landfrauen nicht geholfen. "Wir haben im Haus eine tolle Lehrküche, und die wollen wir auch wieder aufstellen", forderte die Vorsitzende. Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen wies auf TV -Anfrage die Kritik des Bauernverbands-Geschäftsführers zurück: "Ich habe schon von den Verdrehungen gehört. Es stimmt, ich hätte gerne das Land gehalten, aber die Kommunalaufsicht hat auf der anderen Variante bestanden. Außerdem habe ich gegenüber dem Verband mit offenen Karten gespielt." Er habe die Möglichkeit, dass die Organisationen Daun den Rücken kehren könnten, bei der Kommunalaufsicht als Argument angebracht. "Aber es hat nichts genutzt. Wir hatten keinen Spielraum", erklärte Jenssen.

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