Neue Leute, alte Aufgaben

DAUN/GEROLSTEIN. Das Projekt "Aufsuchende Jugendsozialarbeit" der Verbandsgemeinden Daun und Gerolstein unter dem Dach der Caritas ist nach einem halben Jahr vorbei. Streetworkerin Yvonne Theis und die Arbeitsagentur als Mitfinanzier sind ausgestiegen. Die Arbeit sollen zwei "Jugendscouts" übernehmen.

Ende Oktober 2004 wurde Diplom-Sozialpädagogin Yvonne Theis als neue Streetworkerin vorgestellt, im November nahm die 27-Jährige ihre Arbeit auf. Ihre Stelle wurde je zur Hälfte von den beiden Verbandsgemeinden Daun und Gerolstein sowie der Bundesagentur für Arbeit bezahlt. Die Federführung für die Stelle der "aufsuchenden Jugendsozialarbeit" übernahm die Caritas. Ende März sorgten zwei Ereignisse für das Aus. Wülferath: "Zum einen bat Frau Theis um Reduzierung der Stelle um die Hälfte, und eine Anfrage bei der Arbeitsagentur in Trier um Weiterfinanzierung wurde abgelehnt." Die Bundesagentur wolle das Projekt nicht mehr fördern, da die Zielgruppe parallel von einem anderen Träger (der Dekra) betreut werde. Spekulationen von Kommunalpolitikern, die Arbeitsagentur würde sich, seitdem der Kreis Daun als Hartz IV-Optionskreis Aufgaben der früheren Bundesanstalt übernommen hat, zurückziehen wollen, widerspricht Jürgen Dillmann, stellvertretender Leiter der Arbeitsagentur Trier: "Damit hat es überhaupt nichts zu tun." Theis erklärt, warum die Vollzeit-Arbeit als Streetworkerin und das berufsbegleitende Pädagogik-Studium nicht vereinbar waren: "Die Theorie ist anders als die Praxis. Es ist viel arbeitsintensiver als ich erwartet hatte. Außerdem muss ich die anstehende Diplomarbeit als Forschungsarbeit machen und nicht wie ursprünglich geplant als Literaturarbeit." Die Jugendsozialarbeit habe ihr viel Spaß gemacht. Sie habe Jugendliche aufgesucht, sich in sechs Gemeinden den Räten und Ehrenamtlichen vorgestellt sowie Aktionen besprochen. Die Bürgermeister Werner Klöckner (Daun) und Matthias Pauly (Gerolstein) und die Caritas bescheinigen ihr "klasse Arbeit, rasch Kontakte schaffend und ein gutes Händchen." Sie bedauern die Entwicklung. Das Geld steht nach wie vor bereit: 17 900 Euro von der VG Daun und 12 000 Euro von der VG Gerolstein. Allerdings wollen beide Kommunen abwarten, was der Kreis beisteuert. Hintergrund: Um das Aus des Projekts zu verhindern, hatte Caritas-Chef Wülferath im April in Mainz angeklopft, um über Landesmittel aus dem Programm "Jugendscout" die Stelle weiter finanzieren zu können - wenn auch mit anderer Besetzung. Die Antwort vom Land: "Für den Kreis Daun werden zwei Jugendscouts bewilligt." Allerdings sitzen die beiden weiblichen "Jugendscouts" im Jobcenter des Kreises. Werner Klöckner bleibt skeptisch: "Wir warten seit Wochen auf eine klare Aussage der Kreisverwaltung, wie sich das mit unserem Ansatz der aufsuchenden Jugendarbeit deckt." Matthias Pauly fordert: "Die Kreisverwaltung muss sich erklären. Wenn der Kreis die Förderquellen abschöpft, muss er auch die Aufgaben wahrnehmen. Wir brauchen aufsuchende Jugendsozialarbeiter."

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