Neuer Platz für alte Platte

DAUN. Fund von historischem Wert: In der Nähe der Dauner Nikolaus-Kirche ist eine rund eine Tonne schwere Grabplatte entdeckt worden. Nach der Bergung und Restaurierung hat sie nun einen neuen Platz nahe der Kirche gefunden.

Alois Mayer (Daun-Pützborn) hat bekanntermaßen eine gute Spürnase, und das nicht nur was historische Quellen angeht, sondern nun auch bei einem "gewichtigen" Fund. Vor gut einem halben Jahr entdeckte er an der Dauner Nikolaus-Kirche eine Grabplatte - per Zufall, wie er berichtet: "Ich habe etwas Hartes unter den Füßen gespürt, scharrte dann etwas tiefer, bis ich eine Platte mit Schriftzeichen darauf erkannt habe. Da wurde ich natürlich gleich neugierig, was es mit meinem Fund auf sich hat." In der folgenden Zeit legte er sein Fundstück nach und nach frei und sah, dass es nicht zerstört war. Einer der wenigen Reste aus der alten Pfarrkirche

Nach der Reinigung der Platte konnte Mayer die Schriftzeichen und damit den Text entziffern. "Da habe ich mich doch sehr gefreut, ein kleines Zeugnis aus der zerstörten Kirche wieder entdeckt zu haben." Nachdem Dechant Ludwig Gödert die Erlaubnis gegeben hatte, das Fundstück nahe der Kirche aufzustellen, "geschah das Herausnehmen, Renovieren und Wiederaufstellen der Platte innerhalb von zwei Wochen", erzählt Mayer. Die nahezu eine Tonne wiegende Platte ist einer der wenigen Reste aus der alten Dauner Pfarrkirche, die am 2. Januar 1945 von Bomben getroffen und zerstört wurde. Mayer: "Viele kunstvoll bearbeitete Grabsteine von Burgherren, angesehenen Persönlichkeiten und Geistlichen, die dort ihre letzte Ruhestätte fanden, haben einst die Flure, Wände und Böden in der Kirche und rund um den Altarraum geschmückt." Beim Wiederaufbau der Kirche seien alle Gräber verschwunden, berichtet Mayer. Platten wurden zugeschüttet oder zerschlagen und als Baumaterial wieder verwendet. Diese Platte habe das Grab eines Priesters abgedeckt, der vor rund 400 Jahren gestorben sei und vor einem ehemaligen Seitenaltar im nördlichen Seitenschiff ruhte. "An der Abnutzung der Platte ist zu erkennen, dass sie dort auf dem Boden lag und über ihren mittleren Teil die Gläubigen gingen", erklärt Mayer. Wessen Grab der Stein abdeckte, geht aus der teilweise noch recht gut erhaltenen und lesbaren (lateinischen) Umschriftung hervor: "1625. 8. July, obyt r. dns. Joannes Ferber Merensis Pastor daunensis camerarius et fundator sacri de venerab. sacramento r.inp.". Übersetzt heißt das: "Am 8. Juli 1625 starb der ehrwürdige Herr Johannes Ferber von Mehren, Pastor in Daun, Kämmerer und Gründer der Sakramentsbruderschaft. Ruhe in Frieden." Stifter einer langlebigen Bruderschaft

Mayer weiß eine Menge über Johann Ferber zu berichten. Er stammte aus Mehren und war der zehnte urkundlich nachweisbare Pastor, der im Jahr 1603 von den Grafen von Manderscheid als Pfarrer für die Dauner Pfarrstelle bestimmt worden war. Johann Ferber erlebte die anfänglichen Wirren des Dreißigjährigen Krieges mit. Er war Kämmerer (Schatzmeister) des Eifeldekanats und Stifter einer Sakramentsbruderschaft, die zunächst unterging, aber 1691 wieder neu begründet wurde. Nach seinem Tod wurde sein Bruder Peter Ferber sein Nachfolger. Dieses Eifeldekanat gehörte bis 1800 zum Erzbistum Köln und war im Vergleich zu heute riesig groß. Es reichte hin bis zur Ahr und berührte die Grenzen der Dekanate Ochtendung, Kaimt, Kyllburg und Zülpich. Der Grabstein, restauriert vom Dauner Steinmetz Peter Pantenburg, der die Schrift zur besseren Lesbarkeit grau hinterlegt hat, hat nun "als Dokument der zerstörten Kirche" (Mayer) einen Platz nur wenige Meter vom Haupteingang bekommen. Die Kosten hat der Eifelvereins-Daun übernommen.

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