Neues Projekt für Straftäter auf Bewährung

Mit einem neuen Projekt haben die Bewährungshelfer Claudia Giehl und Werner Lonquich zwölf Straftätern neue Wege aufgezeigt. An neun Abenden haben die Probanden das Netzwerk aller Hilfsorganisationen und Einrichtungen im Landkreis Vulkaneifel kennen gelernt.

 Claudia Giehl (28 Jahre) und Werner Lonquich (58 Jahre) sind Bewährungshelfer für den Bezirk des Dauner Amtsgerichtes. Sie haben mit zwölf Probanden ein neues Gruppenprojekt konzipiert, wobei die Straftäter alle Hilfeeinrichtungen im Kreis kennen lernen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Claudia Giehl (28 Jahre) und Werner Lonquich (58 Jahre) sind Bewährungshelfer für den Bezirk des Dauner Amtsgerichtes. Sie haben mit zwölf Probanden ein neues Gruppenprojekt konzipiert, wobei die Straftäter alle Hilfeeinrichtungen im Kreis kennen lernen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun. "Bei vielen unserer Probanden wäre es wahrscheinlich nie zu einer Gerichtsverhandlung mit anschließender Bewährung gekommen, wenn sie sich zuvor bei einer der Institutionen Hilfe geholt hätten", sind sich Claudia Giehl und Werner Lonquich, die als Bewährungshelfer für den Bezirk des Dauner Amtsgerichtes zuständig sind, einig. Von Drogensucht bis Gewalttätigkeit

Giehl erklärt: "Viele stecken in der Spirale Alkohol-Führerscheinentzug-Arbeitslosigkeit-Straftaten. Bei mehr Vernetzung, wenn alle an einem Tisch sind, ist der Ausstieg leichter." Für rund 160 Bürger aus dem Vulkaneifelkreis (ohne Verbandsgemeinde Obere Kyll) wurden die Bewährungshelfer bestellt. Es gibt noch mehr Straftäter im Kreis, die unter Bewährung stehen, für die aber die Bewährungshilfe nicht "bestellt" wurde. Von den 160 "bestellten" Probanden sind zwei Drittel erwachsen. Rund 85 Prozent sind Männer. Die Delikte reichen von Straftaten im Zusammenhang mit Alkohol- und Drogensucht bis hin zu Gewaltstraftaten. Zwölf "neue" Probanden im Alter zwischen 16 und 28 Jahren nahmen an dem Projekt teil. Die beiden diplomierten Sozialarbeiter erklären: "Fast alle können nicht mit Geld umgehen. Viele haben Suchtprobleme. Deshalb tauchen in den ersten Einzelgesprächen immer die gleichen Fragen nach Sucht- und Schuldnerberatung auf." Giehl und Lonquich erarbeiteten ein Konzept, wonach sich Vertreter der entsprechenden Einrichtungen der Gruppe vorstellten. So lernten die Probanden Vertreter des Jobcenters, der Dekra-Akademie, der Führerscheinstelle, des Tüvs Rheinland, der Sucht- und Schuldnerberatungen kennen. Lonquich, der bereits seit 32 Jahren Bewährungshelfer in der Vulkaneifel ist, freut sich: "Die Probanden bewerteten das Gruppenangebot mit Schulnoten zwischen drei plus und zwei." Nach einer anfänglichen Skepsis hätten sie zunehmend das Angebot, das mit den zuständigen Richtern abgesprochen war, angenommen. Lonquich wünscht sich mehr niederschwellige Angebote - beispielsweise Schnupperkurse bei Vereinen zur Integration der Straftäter in der Gesellschaft. Besonders für junge Straftäter und Migranten sieht er einen hohen Bedarf in der Vulkaneifel. Er bedauert außerdem, dass "sich die Kirchen verstärkt aus der Jugendarbeit herausgenommen hätten". Wegen der hohen Zeitintensität könne die Gruppenarbeit nicht jährlich angeboten werden. Die SKFM-Zweigstelle in Daun hatte die Räume zur Verfügung gestellt, der Trierer Verein Probare die Finanzierung übernommen. Alle Referenten kamen honorarfrei.

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