Neues von einem 600 000 Jahre alten Koloss

DAUN/KIRCHWEILER. Kaum ist der Landkreis Daun in Vulkaneifelkreis umbenannt, gibt es auch schon eine neue geologische Entdeckung, die dem Namen alle Ehre macht: Der Geologe Professor Georg Büchel hat in zweijähriger Arbeit festgestellt, dass der Ringseitert bei Kirchweiler einst der größte Vulkan der Westeifel war.

 Eine der heutigen Lavagruben des Supervulkans Ringseitert bei Kirchweiler: Der Scharteberg bei Kirchweiler. TV-Foto: Helmut Gassen

Eine der heutigen Lavagruben des Supervulkans Ringseitert bei Kirchweiler: Der Scharteberg bei Kirchweiler. TV-Foto: Helmut Gassen

Landrat Heinz Onnertz beschrieb die Mitteilung mit "neuen Erkenntnissen, die sehr interessant sind und die eine Neubewertung der Region Vulkaneifel erfordern". Das ist geowissenschaftlich gesehen auch richtig. Denn dass bei Kirchweiler mit dem Ringseitert der größte Vulkan der Westeifel gefunden wurde, ist schon eine kleine Sensation. Bisher war man davon ausgegangen, dass das Meerfelder Maar der größte Vulkan gewesen sei. "Das hier war mal ein Riesending"

"Schon morgens früh nach der Veröffentlichung haben die ersten Interessierten angerufen. Es hat mich extrem überrascht, welche Wirkung diese Meldung hat, so etwas habe ich nicht erwartet", beschreibt der Geologe Professor Georg Büchel von der Uni Jena den Medienrummel, den seine Entdeckung auslöste. Der Geologe, der aus der Nähe von Prüm stammt, forschte im Auftrag der Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH. Die Erkundungsorte lagen beim Ringseitert Vulkan sowie am Rockeskyller Kopf, am Eselsberg bei Dockweiler und am Hippersbach-Vulkan bei Steinborn. Durch die Analyse vulkanologischer Strukturen kam der Professor zu dem Ergebnis, dass der Ringseitert der größte Vulkan der Westeifel war. Das bestätigen auch neueste Geländeuntersuchungen, wonach Ringseitert und Eselsberg nicht durch devonisches Grundgebirge voneinander getrennt sind, sondern eine Einheit bilden. Eine solche großflächige Zusammensetzung aus einem Maar im Zentrum und Schlackenkegeln im Randbereich bezeichnet der Geologe als Komplexvulkan. "Es ist sicher, der Ringseitert war der größte Vulkan in der Westeifel. Das hier war einmal hier ein Riesending und ein irrsinniges Loch", erklärt der Geologe. Mit einem Durchmesser von 1,8 Kilometer und mindestens 300 Meter Tiefe war der Ringseitert-Vulkan, der maximal 600 000 Jahre alt ist, wirklich ein Koloss. Auslöser für die Entdeckung des Supervulkans war der Lavaabbau in den Sandgruben, der ja meist als landschaftszerstörend wahrgenommen wird. "Der Lavaabbau ermöglichte uns die neuen Erkenntnisse, so hat der zerstörerische Abbau auch etwas Wertvolles. Man muss aber auch die Potenziale in Zusammenarbeit mit der Lavaindustrie sichern", sagt Professor Büchel. Auch Landrat Heinz Onnertz sieht Vor- und Nachteile: "Der Lavaabbau ist für die Geologen eigentlich sehr schlecht, wenn das auch in diesem Fall anders war. Auch aus touristischer und naturschützerischer Sicht sind die Lavagruben nicht schön, aber sie sind genauso wie die geologische Erforschung notwendig. Wir vertreten die Ansicht, wenn die Gruben vernünftig abgebaut werden, ist es in Ordnung und wir haben glücklicherweise hier auch Firmen, die das einsehen." Gefördert wurden die Untersuchungen am Ringseitert durch Mittel der EU im Rahmen des Förderprogramm Interreg III B, abgeschlossen sind sie noch nicht. "Wir haben bisher nur ein Minimum von dem gemacht, was getan werden müsste. Man sollte hier weiter in Forschung investieren, denn es lohnt sich langfristig", sagt Büchel. Diese Meinung vertritt auch Alfred Bauer, Geschäftsführer des Natur- und Geopark Vulkaneifel: "Wenn wir weiter wie bisher am europäischen Netzwerk mitarbeiten, dann bekommen wir auch Geld für neue Forschungen". Auch Touristisch soll der neue Supervulkan entsprechend vermarktet werden. "Wir wollen jetzt Infotafeln mit Karten aufgestellt", sagt Kirchweilers Ortsbürgermeister Stefan Simon. INFO: Das geo-touristische Potenzial der Vulkaneifel ist vom 27. Mai bis 3. Juni bei der Geoerlebniswoche "Terramaargica Magma, Maare und mehr" des European Geopark Vulkaneifel Thema. Dabei wird Musik und Genuss mit Geologie verbunden.

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