"Nicht zu erwarten, dass alles klappt"

GEROLSTEIN. Bilanz 14 Monate nach der Eröffnung: Das Vier-Sterne-Hotel "Calluna" in Gerolstein hat die dritten Geschäftsführung. Das Haus gehört mittlerweile zu den "Ringhotels", die Auslastung liegt bei durchschnittlich 65 Prozent. 62 Mitarbeiter werden zurzeit beschäftigt. Außerdem werden 38 der 50 angrenzenden "Rose"-Appartements über das Hotel vermarktet.

Klaus Lehnen, Sprecher der Gesellschafter-Gruppe, klingt schon lange nicht mehr so euphorisch wie zu Beginn des "Hotel-Vorhabens". Er sagt: "Es war nicht zu erwarten, dass man so einen Laden aus dem Boden stampft und alles klappt. Es wird noch zwei Jahre dauern bis alles perfekt ist.". Im Laufe der Zeit habe sich herausgestellt, dass ein Beirat, bestehend aus Gesellschaftern, optimal sei, um der Hoteldirektion den Rücken für den reinen Hotelbetrieb frei zu halten. So kümmert sich Lehnen um Marketing und Vertrieb, Thomas Grün um Finanzen und Controlling, Wilfried Knauf ums Personalwesen und Ewald Rieder um die Technik. Das Hotel wurde außerdem teurer als erwartet. Lehnen: "Alle elf Gesellschafter mussten nachschießen. Insgesamt 3,8 Millionen Euro wurden investiert." Den Anteil des ersten Hoteldirektors Volker Deigendesch, der ebenso wie sein Nachfolger Freek Suringh den Hut nehmen musste, hätten andere Gesellschafter aufgekauft. Gaby Keils ist die neue Direktorin. Die 32-Jährige stammt aus Berk bei Kronenburg und hat die vergangenen elf Jahre im "Hotel am Park" in Stadtkyll gearbeitet. Angebote aus anderen Regionen Deutschlands habe sie stets abgelehnt. Sie sagt: "Ich will bei meinen Wurzeln bleiben. Mir war immer klar, dass ich hier was aufbauen will."Ziel: Bestes Haus in der Region werden

Jetzt krempelt sie fürs Calluna die Ärmel hoch. Ihre Ziele: "Das beste Haus in der Umgebung zu werden, die Belegung weiter nach oben zu bringen und endlich die Mitarbeiter zu einem Team zusammenzuschweißen." Keils spricht aus Erfahrung, wenn sie sagt, dass die "Mannschaft das Haus ausmacht". 32 Vollzeit- und 30 Teilzeitkräfte gehören mittlerweile dazu. Unter Keils werden die Verträge neu fixiert. Dabei gehe es nicht um Entlassungen, sondern klarere Vereinbarungen. Mit Keils kommen angeblich auch mehr Tagungsgäste ins Haus. "Ich habe viele Kontakte, Probetagungen, beispielsweise mit Axa Colonia, sind schon gebucht", verrät die Direktorin. Bei vier Konferenzräumen (Kapazitäten zwischen sechs und 120 Personen) finden derzeit wöchentlich zwei Tagungen mit je zehn Teilnehmern statt. Dieses schlechte Ergebnis legt Lehnen Ex-Direktor Deigendesch zur Last: "Er hat es nicht geschafft, Tagungen hierhin zu kriegen." Beim Rauswurf von Deigendesch hatte der Gesellschafter hingegen noch gesagt: "Die Auslastungszahlen sind okay, und auch das Business-Geschäft läuft gut." Offizielle Begründung war damals, das Deigendesch "zu wenig Wert auf die einheimischen Gäste gelegt" habe. Daher gibt Lehnen nun die klare Devise aus: "Bei uns gilt: Gast trifft Einheimischen." Direktorin Keils hat verstanden. Sie sagt: "Für die Gäste aus dem Gerolsteiner Land gilt es noch viel zu tun." Hingegen freut sie sich über die aktuelle Auftragslage: "Die Buchungen für Familienfeiern nehmen zu. Im November waren drei Sonntage mit Taufen belegt, dann noch Geburtstagsfeiern und jetzt Weihnachtsfeiern." Die Vorbuchungen für die Silvesterparty lägen bei 70 Prozent, erwartet wird aber eine hundertprozentige Auslastung des Hotels. Das Hotel steht auf vielen Füßen. Unter der Interimsführung des Niederländers Freek Suringh wurden mit dem belgischen Veranstalter "Thomas Cook" und dem niederländischen "Vrij Uit", den jeweils größten Veranstaltern für Autoreisen, Verträge abgeschlossen. Die Buchungen, die darüber reinkommen, sollen die Basisauslastung bilden. Zu Suringh sagt Lehnen: "Er war von Anfang nur befristet eingestellt und für die Kontakte mit Cook und Vrij Uit zuständig."Hotel vermietet nun auch "Rose"-Appartements

Als weiteres Standbein wurde die Partnerschaft mit den "Ringhotels" eingegangen. Die sonnengelben Prospekte liegen schon vor. "Die Ringhotels sind keine Kette, sondern eine große Werbegemeinschaft von privat geführten Häusern", sagt Lehnen. Synergieeffekte für die 150 Mitglieder der meist Vier-Sterne-Hotels: Messeauftritte, Werbung und Schulungen. Über eine weitere Neuerung berichtet Lehnen: "Wir konnten den Misstrauensknoten lösen nachdem uns die Eigentümer ein Jahr lang beschnuppert haben. Seit Oktober haben wir 38 der 50 ,Rose‘-Appartements unter Vertrag." Direktorin Keils fügt hinzu: "Damit soll das fehlende Segment, wenn wir mit den Vier-Sterne-Preisen fürs Hotel nicht zurecht kommen, abgedeckt werden." Viele Nachfragen von Firmen für die Unterbringung ihrer Monteure und von Familien für Kurzurlaube würden vorliegen. Im Sommer war das Hotel bis zu 70 Prozent belegt, im November zu 58 Prozent. Sehr viele Buchungen gehen kurzfristig ein und davon der größte Teil übers Internet.

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