Noch immer viele offene Fragen

MÜRLENBACH. (vog) Unmut nach der Betriebsversammlung: Georg und Michaela Becker hatten auf konkrete Erklärungen zu den Sozialplänen gehofft. Doch auch nach der Zusammenkunft beim Birresborner Phönix Sprudel sind sie - ebenso wie die anderen Mitarbeiter und deren Familien - nicht viel schlauer, wie es mit ihnen weiter geht.

"Eigentlich wissen wir nicht mehr als vorher. Dabei wollten wir endlich erfahren, was los ist", erklärt Michaela Becker. Ihr Mann, der seit acht Jahren als Maschinenschlosser beim Birresborner Phönix Sprudel arbeitet, sagt: "Ich bin enttäuscht, weil ich jetzt immer noch nichts über Kündigungsfristen oder mögliche Modalitäten zu den Abfindungen weiß." Die Kollegen seien verärgert über das Fernbleiben der Geschäftsführung zur Betriebsversammlung gewesen. Der Chef Wilko Machtan sei zwar später ins Unternehmen gekommen und habe mit dem Betriebsrat gesprochen. "Kurz vor Feierabend haben wir den Betriebsrat mit Fragen gelöchert, aber sie hielten sich bedeckt", berichtet der 41-jährige Maschinenschlosser. Einzige Erkenntnis: "Zwei neue Verhandlungstermine sind angesetzt worden. Eines ist allerdings laut Gewerkschaft schon jetzt sicher. Die mündlichen Kündigungen sind unwirksam, weil der Betriebsrat über die anstehende Schließung nicht informiert wurde. Außerdem fehle der gesetzlich im Vorfeld geforderte Lösungsansatz.Weil die schriftlichen Kündigungen immer noch nicht vorliegen, und die mündlichen ungültig sind, sei das Weihnachtsgeld der 25 Angestellten sicher.Skeptisch gegenüber Transfergesellschaft

Die von den Gewerkschaftern vorgestellte Möglichkeit zur Bildung einer Transfergesellschaft trifft bei Becker auf Skepsis. Er erklärt: "Bevor ich da mitmache, muss ich wissen, ob die Teilnahme für die angesetzten zwei Jahre verpflichtend ist, oder ob ich jederzeit aussteigen kann." Im Falle einer Verpflichtung will Becker sich nicht an dem Projekt beteiligen, "denn sonst kann ich ja in dieser Zeit keinen anderen Job annehmen". Ehefrau Michaela ist gleicher Meinung: "Dann würde eine Teilnahme ja nichts bringen. Ohne Teilnahme sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt besser, weil er ja dann auch wieder zwei Jahre älter wäre." Eine weitere offene Frage ist die der Abfindung. "Ich will wissen, ob ich die verlieren würde, wenn ich vorher aus der Transfergesellschaft ausscheiden will", sagt Becker. Die Möglichkeit von Fort- und Weiterbildung in der Transfergesellschaft kommt für Becker nur bedingt in Frage. Er meint: "Das hängt von den Anforderungen des künftigen Jobs ab." Für die Arbeit an CNC-Maschinen sei sicherlich eine Nachschulung nötig. Das letzte Mal habe er vor zehn Jahren daran gearbeitet. Dreh- und Angelpunkt in Sachen Abfindung ist auch ein möglicher neuer Arbeitsplatz. Bei direkter Arbeitsaufnahme müsse er selbst kündigen, was den Verlust einer Abfindung nach sich ziehe. "Aber wenn ein guter Job in Aussicht gestellt wird, wägen wir das ab. Eine Abfindung kann einen Arbeitsplatz nicht ersetzen", erklärt Michaela Becker kategorisch. Ihr Mann nickt zustimmend.

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