Nur der Name ist geblieben

DAUN. Die Eifel Touristik bewarb einst mit der Broschüre "Gesundheits-Magazin Eifel" den Kurbetrieb in Daun, Manderscheid und Bad Bertrich. Doch Kurgäste kommen seit längerem kaum in den heilklimatischen und Kneipp-Kurort Daun.

 Nur noch Fassade? Glaubt man den Experten, ist das Geschäft mit der Kur in Daun "tot". Foto: Mirko Blahak

Nur noch Fassade? Glaubt man den Experten, ist das Geschäft mit der Kur in Daun "tot". Foto: Mirko Blahak

Auf die Frage, ob jemand einen Kurgast in der Kurstadt gesichtet hat, reagiert Ralf Berlingen vom Hotel "Zum Goldenen Fässchen" mit Kopfschütteln: "Nein, das waren früher schon wenige und jetzt gar keine mehr." Vor Jahren seien Busse mit Gästen des niederländischen Rheuma-Fonds gekommen, doch solche Aktionen würden nicht mehr subventioniert. Was leider nichts daran geändert habe, dass man für jeden nicht rein geschäftlich im Hotel wohnenden Gast eine Kurtaxe zu entrichten habe. "Sicher bieten wir in Kooperation mit dem Haus der Gesundheit Programme an zu Fitness und Entspannung, Beauty und Wellness. Aber das hat mit einer klassischen Kur nichts zu tun", sagt Berlingen. "Das Thema nicht ganz fallen lassen"

Franz Jung, Geschäftsführer des Kneippvereins, plädiert dafür, den Status Kurort zu erhalten: "Wir sollten das Thema für Daun nicht ganz fallen lassen und die Kategorisierung erhalten." Die Infrastruktur sei vorhanden, entsprechende Kurse könnten bei Bedarf jederzeit angeboten werden. Dass die Badekur, wie sie in Daun möglich ist, wegen immer neuer Kapriolen in Sachen Gesundheitsreform selbst auf dem Krankenlager liege, sei überall das Problem, doch das könne sich schließlich auch wieder ändern. Dass der Titel heilklimatischer Kurort erhalten bleibe, gewährleiste die jüngst eröffnete Klimastation. Doch Badegäste, bedauert Jung, bringt die nicht. Vielleicht, so meint er, könnte eine positivere Einstellung des Stadtbürgermeisters etwas ausrichten: "Man hätte mehr machen können, damit der Kurbetrieb läuft." Doch Wolfgang Jenssen ist mehr als skeptisch, was die Chancen eines Kurbetriebs für den Tourismus angeht: "Man sollte nicht von Kurstadt reden." Ines Unger, Leiterin der Eifel-Reha, bestätigt: "Kuren in Daun sind eigentlich nicht mehr existent. Als wir 1995 wieder anfingen, gab es rund 70 bis 80 Gäste pro Jahr, heute sind es höchstens zehn." Das Angebot wende sich nun vor allem an Einheimische, die Fitness, Physiotherapie, Lehmpackungen und ähnliche Anwendungen wollen. "Es sind doch nur noch Senioren, die im eigenen Land kuren, und die werden immer weniger. Der Nachwuchs fehlt, darunter leiden selbst renommierte Kurorte wie Bad Wörishofen. Und für echte Wellness mit dem entsprechenden Geldbeutel ist Daun nicht interessant genug." Gerd Schneider vom Hotel Panorama, das sich in früher auf Kurgäste eingestellt hatte, mittlerweile aber den Wellness-Sektor ausgebaut hat, ist angesichts der Frage nach den Perspektiven für Kuren in Daun erheitert: "Ich weiß gar nicht mehr, wie man Kurgast schreibt." Die Stadt habe den Kurbetrieb verschlafen, was allerdings angesichts des allgemeinen Trends offenbar kein Drama ist: "Es läuft nur noch, was an hochwertigen Wellnessangeboten privat bezahlt wird. Darauf haben wir uns eingestellt. Hochpreisige Angebote mit entsprechender erstklassiger Qualität werden sogar eher angenommen als weniger Teueres." Das Geschäft mit dem Kurbetrieb sei tot und durch die Kostendämpfung bei den Krankenkassen schlicht "unten durch". Hat Daun den Titel Kurstadt noch verdient? Ihre Meinung ist gefragt! Senden Sie eine E-Mail an eifel-echo@volksfreund.de; per Fax erreichen Sie uns unter 06592/963039. Alle Beiträge, die uns bis 16 Uhr erreichen, werden morgen veröffentlicht. Die Mitteilung sollte höchstens 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein. Bitte Namen und Anschrift nicht vergessen.

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